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@Pakalino: "Das heutige Serbien ist nicht Milosevic's Serbien"
Wie beruhigend. Da kann man ja über die paar Pro-Mladic- und Pro-Karadzic-Demos in serbischen Dörfern und Städten glatt hinwegsehen, wie?
Anders als im Falle Milosevic handelt es sich bei den beiden Herren ja in Wahrheit um nationale Volkshelden, da kann man sich schon mal darüber aufregen, dass die jetzt auch noch ins Gefängnis kommen sollen.
"Ein Serbien in der EU" - wenn ich das schon höre! Was hat Serbien denn jemals für das Anrecht auf einen EU-Beitritt getan? Widerwillig einen Verbrecher auszuliefern, der seit 15 Jahren im Gefängnis hätte sitzen müssen, ist n bißchen wenig, finden Sie nicht? Was soll das sein, etwa serbischer Geschäftssinn?
Selbst wenn. Das Kosovo-Problem ist nicht gelöst und wird, gesetzt der Fall, Serbien und Kosovo wären in der EU, ein Zankapfel bleiben. Die Unabhängigkeit des Kosovo war ein Fehler. Ein Serbien in der EU, mit den entsprechenden Vorgaben einer wahren Autonomie für die Kosovo-Albaner und Kontrolle durch EU-Instanzen wäre besser gewesen. Das heutige Serbien ist nicht Milosevic's Serbien.
Logisch das man in die EU will. Wie man momentan sieht bezahlt die EU ja sehr gerne für andere Mitgliedsstaaten. Man sollte die Steuerzahler in der gesamten EU per Volksabstimmung befragen ob Serbien rein darf, alles andere wäre demokratiefeindlich! Wir wollen nicht für die Krise Serbiens zahlen!
Die Demo am Einheitstag in Berlin hat erneut gezeigt: Diejenigen, die dort nach Frieden riefen, meinen etwas ganz anderes – die Kapitulation der Ukraine.
Kommentar Verhaftung Ratko Mladic: Serbien blickt nach Europa
Die serbische Regierung wird für die Verhaftung Ratko Mladic die Aufnahme in die EU erwarten. Für Staatspräsident Tadic könnte dies wahlentscheidend sein.
Ratko Mladic war, nach Osama bin Laden, der meistgesuchte Kriegsverbrecher der Welt. Nun ist er in Haft. Das ist eine gute Nachricht.
Die serbische Regierung wird dafür nun eine politische Belohnung erwarten. Mit der Aussicht auf eine rosige Zukunft seines Landes in der EU konnte Serbiens Staatspräsident Tadic bisher so einige Wahlen zu seinen Gunsten entscheiden. In den vergangen Monaten versprach er den Bürgern Serbiens den EU-Kandidaten-Status und sofortige Beitrittsverhandlungen bis zum Jahresende. Es war ein hochriskantes Pokerspiel. Denn ohne die Festnahme von Ratko Mladic und seine Auslieferung an das UN-Tribunal wäre Serbiens baldige EU-Kandidatur eigentlich nicht denkbar.
Die Staatskasse ist leer, die Wirtschaft steht still, der Staat verschuldet sich immer mehr, eine Armee von über einer Million Arbeitslosen vegetiert von Tag zu Tag, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung und die soziale Misere werden immer größer, die Wut wegen des Verlusts des Kosovo ist nicht abgeflaut.
Andrej Ivanji
ist taz-Korrespondent in Belgrad.
Die Reform des Justizsystems, der Kampf gegen Korruption und das organisierte Verbrechen kommen nicht so richtig voran. Ein wichtiges Hindernis auf dem Weg in die EU hat Tadic nun aus dem Weg geräumt. Doch nur wenn er den Integrationsprozess seines Landes weiter vorantreibt, haben Tadic und andere proeuropäische Politiker eine Chance, in Belgrad an der Macht zu bleiben. Andernfalls könnten dort wieder diejenigen die Macht ergreifen, für die Ratko Mladic noch immer ein Volksheld ist.
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Kommentar von
Andrej Ivanji
Auslandskorrespondent Belgrad