piwik no script img

Kommentar Unverschämt zynisch Falsches Spiel der Großen Koalition

„Wasch mir den Pelz, aber mach' mich nicht naß“ – so läßt sich die Haltung der Großen Koalition am besten umschreiben. CDU und SPD hätten den Untersuchungsausschuß nicht verhindern können. Deshalb nutzten sie die Debatte, um seinen Sinn zu bestreiten.

Die Motive der SPD liegen klar auf der Hand: Ein alter Pelz ist selten ohne Läuse – das weiß auch Fraktionschef Christian Weber. Mit spitzen Nadeln will der Untersuchungsausschuß das Geflecht aus rotem Filz entzerren, in dem sich der Vulkan verfangen hat. Das tut weh, und bei der nächsten Bürgerschaftswahl wird die SPD das auch zu spüren bekommen. Daß Weber aus Angst davor allerdings ausgerechnet die Vulkan-Beschäftigten vorschiebt, ist zynisch und unverschämt. Sie sollen auf Lohn oder gar auf ihre Jobs verzichten – ohne je zu erfahren, wem sie das zu verdanken haben.

Die CDU hingegen hat nichts zu verlieren. Gestern mimte sie Große Koalition. Hinterrücks reibt sie sich allerdings schon die Hände – der Ausschuß wird in erster Linie die SPD Stimmen kosten. Und wenn in einem Jahr auch bei der Beschäftigungsgesellschaft die Lichter ausgehen sollten, hätte die CDU schon vorher prognostiziert, welche Fehler gemacht wurden: Statt dem Aufbau widmeten sich die Beamten dem Untersuchungsausschuß. Und die negativen Vulkan-Schlagzeilen haben Investoren vergrault. Mit alten Pelzen läßt sich halt gut Läuse fangen. Kerstin Schneider

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen