Kommentar US-Wahl: Obamas Trouble mit Hillary
Barack Obama steht als Präsidentschaftskandidat der Demokraten fest. Jetzt gilt es, die Hillary-Fans auf seine Seite zu ziehen. Doch Bill ans Bord könnte sogar schädlich sein.
Bernd Pickert ist Auslandsredakteur der taz.
Die US-Vorwahlen sind vorbei, Barack Obama steht als Kandidat der Demokraten fest. Jetzt kann er sich dem Duell mit seinem republikanischen Konkurrenten John McCain stellen. Fast. Denn dem ersten schwarzen Präsidentschaftskandidaten in der Geschichte der USA steht noch immer jene Frau im Weg, die so hart dafür gearbeitet hat, die erste weibliche Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden.
Obamas erste und wichtigste Aufgabe wird es nun sein, Hillary Clinton einzuhegen und ihre Fans auf seine Seite zu ziehen. Hillary Clinton dafür die Vizepräsidentschaftskandidatur anzubieten, scheint nahezuliegen. Es wäre aber der falsche Weg.
Zum einen würde nach diesen harten Vorwahlen niemand mehr glauben, dass dies eine freiwillige Entscheidung wäre. Wer aber als starke und durchsetzungsfähige Führungskraft Wahlen gewinnen will, darf nicht den Eindruck erwecken, jetzt schon zu Kompromissen gezwungen worden zu sein. Zweitens hat Clinton selbst bislang nicht einmal die Mindestanforderungen für eine solche Zusammenarbeit erfüllt. Statt am Dienstagabend die Niederlage einzugestehen, Obama in den Himmel zu loben und zu versprechen, ab jetzt mit all ihrer Kraft dafür zu arbeiten, dass er im November die Wahl gewinnt, hat sie ihm selbst im Moment seines Triumphes noch Medienaufmerksamkeit abgejagt.
Außerdem holt, wer Hillary Clinton an Bord nimmt, ihren Ehemann Bill mit dazu. Das ist nach dessen Ausfällen während der Vorwahlen nicht nur unangenehm, sondern tendenziell sogar schädlich. Es würde auch Obamas Glaubwürdigkeit schaden, der doch stets von Veränderung und politischer Runderneuerung Washingtons spricht.
Demokratische StammwählerInnen muss Obama nicht überzeugen. Ob jene aber, die für Hillary waren, weil Obama ihnen ein Graus ist, mit ihr als Vize plötzlich für ihn stimmen würden, ist ungewiss. Umgekehrt dürfte er all jene verlieren, denen die Clintons seit Jahren ein Hassobjekt sind.
Obama muss die Quadratur des Kreises gelingen: Clinton leidlich ruhig stellen, ohne sich erpressen zu lassen, und ihre Fans für sich zu gewinnen. Leicht ist das nicht. Aber ein Vorgeschmack auf kommende Aufgaben.
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