Kommentar US-Vorwahl: Hillary bleibt unbeirrt kopflos
Nun steht es nahezu fest: Barack Obama wird Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Wenn Hillary Clinton an einer politische Zukunft liegt, sollte sie sich hinter Obama stellen.
Daniel Haufler ist Meinungsredakteur der taz.
Hillary Clinton erinnert zunehmend an den Piraten Störtebecker. Der Legende nach marschierte der Seeräuber, selbst als er geköpft worden war, unbeirrt immer weiter. Sein kopfloser Marsch hatte einen guten Grund: Jedem seiner Männer, an dem er es noch schaffte vorbeizuschreiten, sollte der Tod erspart bleiben. Was jedoch will Clinton erreichen, wenn sie ihre Kampagne um die Präsidentschaftskandidatur unbeirrt weiterführt?
Seit Barack Obamas überragendem Sieg in North Carolina und seiner überraschend knappen Niederlage in Indiana ist kaum noch zu bestreiten: Er wird der Kandidat der Demokraten. Jeden Tag, den Clinton länger im Rennen bleibt, schadet sie nicht nur Obama, sondern der Partei und letztlich sich selbst. Will sie noch eine politische Zukunft haben, sollte sie aufgeben und sich hinter Obama stellen. Denn die Demokraten müssen nun endlich geschlossen Obama unterstützen und den Kampf gegen den Republikaner John McCain aufnehmen.
Das wird noch schwierig genug. So hat Pastor Jeremiah Wright in den letzten Wochen Obama ziemlich in die Bredouille gebracht. Die Republikaner werden gern und oft fragen: Wie konnte Obama zwei Jahrzehnte einer Kirche angehören, deren Pastor ein Rassist und unpatriotischer Hetzredner ist? Zudem sind die Republikaner Clinton dankbar. Schließlich zweifelte sie Obamas Fähigkeit an, das Land und besonders das Militär zu führen. Diese Zweifel wird der Exsoldat McCain weiter nähren.
Doch auch McCain hat gravierende Schwächen. Vor allem von Wirtschaft versteht er wenig. Das hat er gerade erneut bewiesen: Er schlug ebenso wie Clinton vor, die Spritsteuer für drei Monate auszusetzen, damit die BürgerInnen mehr Geld in der Tasche haben. Pech nur, dass diese Maßnahme von rechten wie linken Ökonomen als Unsinn bezeichnet wurde und in mehreren Bundesstaaten schon gescheitert ist. Die Ölkonzerne erhöhten einfach die Preise. Obama wusste das und zerpflückte McCains und Clintons Vorschlag gekonnt. Mit dieser Kompetenz könnte er auch im Herbst punkten. Hinzu kommt: Solange die Wirtschaft darnieder liegt, muss ein Präsidentschaftskandidat vor allem eines - Hoffnung vermitteln. Und wer könnte das besser als Obama. DANIEL HAUFLER
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