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Kommentar US-SchuldenkompromissDie Weltwirtschaft trifft es später

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Das US-Sparpaket ist langfristig problematisch: Es hätte viel Geld für ein Konjunkturpaket ausgegeben werden müssen, um die hohe Arbeitslosigkeit zu drücken.

U nd was bedeutet das für Deutschland!? Diese Frage ist zwar etwas egozentrisch, aber nicht unberechtigt, wenn aus den USA die Nachricht dringt, dass sich die größte Volkswirtschaft der Welt nun ans Sparen macht. Die Antwort ist: Die globalen Folgen dürften vorerst gering, aber langfristig gravierend sein.

Um zunächst bei den kurzfristigen Aussichten zu bleiben: Die Schuldenkrise in den USA war ein politisches, kein ökonomisches Debakel. Staatsbankrott ist eben nicht gleich Staatsbankrott. Griechenland, zum Beispiel, ist wirklich pleite, während die USA ein enorm solventes Land sind. Dort müsste man nur die Steuern für die Reichen anheben - und schon würden die Haushaltsdefizite schwinden.

Gerade weil in den USA kein echter Staatsbankrott droht, ist auch das Sparpaket ein Witz. Kürzungen von 2,1 Billionen Dollar klingen zwar gigantisch, aber verteilt auf zehn Jahre sind es nur etwa 1,5 Prozent der US-Wirtschaftsleistung - nach heutigen Werten. Durch Inflation und Wachstum wird dieser Minianteil weiter sinken.

Bild: taz
Ulrike Herrmann

ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.

Trotzdem ist das amerikanische Sparpaket langfristig sehr problematisch. Denn es symbolisiert eine Unterlassung: Eigentlich hätten die USA nicht mikrig kürzen, sondern üppig Geld ausgeben müssen. Sie bräuchten ein neues Konjunkturpaket, um die hohe Arbeitslosigkeit zu drücken.

So aber wird die USA die Weltkonjunktur nicht retten können, wenn die Eurozone und die Schwellenländer in die Krise geraten. Genau dies aber ist zu befürchten: In China kann die Inflation jederzeit außer Kontrolle geraten, und in der Eurozone werden immer mehr Länder gezwungen, sich in eine Rezession zu sparen. Trotzdem kann man den USA nicht böse sein. Mit ihren Kürzungen machen sie nur die gleichen Fehler wie die Europäer.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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