Kommentar U-Bahn-Schlägerei: Berlin hat nun sein München
Dass vier Jugendliche auf einem U-Bahnhof einen Passanten halbtot schlagen, macht wütend. Vor allem aber macht es ratlos.
N un hat auch Berlin sein München. Vier Jugendliche treten in der U-Bahn einen Passanten halbtot. Warum, wird uns in den nächsten Tagen und Wochen beschäftigen, und vielleicht wird nicht einmal der Prozess eine Antwort bringen.
Warum? Mir ist das egal. Mir ist als potenziellem Opfer egal, ob ich von einem Kenianer, einem Schweizer oder einem Nazi angegriffen werde, ob die Arschlöcher eine glückliche Kindheit hatten oder gar keine. Ich will nicht angegriffen werden, einfach so, aus heiterem Himmel. Das ist, was ich will.
Und noch etwas will ich: eine gerechte Strafe. Gut, dass die Täter von Lichtenberg gefasst wurden. Gut, dass es Videoaufnahmen gab. Gut auch, dass die Nazischläger von Oberschöneweide zwei Jahre hinter Schloss und Riegel müssen. Lange genug hat man sich darin geübt, die Täter zu verstehen. Es schreibt sich nicht so leicht hin, aber es gibt neben diesen Tätern auch Opfer. Denen ist es nicht egal, ob sich ein Prozess Monate hinzieht oder nur Wochen.
Ich muss dieser Tage mit der S-Bahn durch Schöneweide fahren? Soll ich das Auto nehmen? Dann überlasse ich die "Angsträume" denen, die kein Auto haben. Wenn mehr Leute einschreiten würden, wäre es einfacher, aufs Auto zu verzichten.
Ich bin ratlos. Ich will diesen Kommentar nicht schreiben. Ich will ihn schreiben. Vielleicht ist alles ganz anders. Vielleicht sind sich Täter und Opfer schon einmal begegnet. Ich weiß es nicht. Wäre es ein Trost?
Berlin hat sein München. Nun werden alle sagen, was sie schon immer sagen wollten. Wird es dann besser? Die Täter von Lichtenberg waren nicht vorbestraft. Was ist eine gerechte Strafe?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Biden hebt 37 Todesurteile auf
In Haftstrafen umgewandelt
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass