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Kommentar Tod WagnersUm Bayreuth wird weitergezockt

Kommentar von Frieder Reininghaus

Mit Gudrun Wagner, der Frau des Bayreuther Festspielchefs, starb die "heimliche Chefin" der Festspiele. Ihr Tod erzwing eine rasche Entscheidung über deren Zukunft.

Die Wagner-Festspiele in Bayreuth sind der einzige deutsche Kulturevent, der tatsächlich allgemeine und weltweite Aufmerksamkeit genießt. Der Tod von Gudrun Wagner erzwingt deshalb eine rasche Entscheidung hinsichtlich der Zukunft der Festspiele. Das letzte Wort auf dem "Grünen Hügel" hat ein Stiftungsrat, der sich zur Hälfte aus den Erben Richard Wagners, zur anderen unter anderem aus Vertretern der Bundesregierung, des Freistaats Bayern und der Stadt Bayreuth zusammensetzt.

Dieses Gremium hatte die Frau des inzwischen 88-jährigen Festspielchefs Wolfgang Wagner 2001 als Nachfolgerin abgelehnt und sich für Eva, Tochter aus seiner ersten Ehe, ausgesprochen. Daraufhin bauten Gudrun und Wolfgang ihre 1978 geborene Tochter Katharina als Kandidatin auf. Eva Wagner-Pasquier ist derzeit noch Managerin beim Musikfestival in Aix-en-Provence; sie scheint sich mit ihrer Cousine Nike Wagner verständigt zu haben, der Leiterin des Weimarer Kunstfestes, die auch als Kandidatin für Bayreuth gehandelt wurde. Gegen die Halbschwester und die Tante tritt Katharina Wagner als Bewerberin auf: Sie ist im Sommer durch eine von den Eltern ermöglichte "Meistersinger"-Inszenierung im Bayreuther Festspielhaus überregional bekannt geworden und hat sich inzwischen mit dem Dirigenten Christian Thielemann (zur Rechten) und dem Kulturmanager, Komponisten und Dirigenten Peter Ruzicka (zur Linken) zwei gewichtige Sekundanten beschafft.

Eigentlich sind jetzt der Handlungswille und die Entscheidungsfähigkeit demokratischer Politik am Zuge. Doch wie aus dem inneren Zirkel der Entscheidungsträger zu erfahren war, besteht ein Patt im Stiftungsrat: Zum einen geht, was naheliegend ist, der Meinungsdissens über den künftigen Kurs des Festivals und dessen Gouvernante quer durch die Familie; zum anderen favorisiert die Kanzlerin die noch nicht einmal 30-jährige aufstrebende Regisseurin - die CSU aber die im internationalen konservativen Operngewebe bestens platzierte Eva Wagner-Pasquier. Dann zockt mal schön weiter!

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1 Kommentar

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  • WR
    Wilhelm Ruprecht Frieling

    Wer auch immer die Nachfolge von Wolfgang Wagner antreten wird, der hat es schwer. Denn der einstige Qualitätsanspruch der Kultbühne, die sich ausschließlich dem Werk Richard Wagners widmet, steht nur noch auf dem Papier. Musikliebhaber zieht es längst nicht mehr wie in früheren Jahrzehnten nach Bayreuth, obwohl es immer noch eine Wartefrist von mehr als zehn Jahren gibt, um auf normalem Weg an die begehrten »Kärtli« zu kommen.

     

    Hinzu kommt der Ansatz, es müsse unbedingt ein Wagner sein, der Bayreuth leitet, als gebe es einen genetischen Code, der jeden Abkömmling mit dem Genie des alten Richard ausrüste. Solange dieser Irrglaube und der daraus resultierende Familienklüngel nicht beseitigt wird, hat Bayreuth keine echte Chance auf eine kreative Weiterentwicklung.

     

    Wilhelm Ruprecht Frieling

    http://opernhaus.blog.de