Kommentar Thailand-Wahl: Nach dem Putsch ist vor dem Putsch
Der eigentliche Putsch war der leichtere Part - eine politische Alternative aufzubauen, der schwierigere. Die Wahl zeigt: Es ist nicht gelungen.
Die Putschisten hatten es sich zu einfach vorgestellt: Sie entmachteten den umstrittenen Premier Thaksin Shinawatra im Handstreich, als dieser im September 2006 in New York vor der UN-Vollversammlung sprechen wollte. Dann ließen sie eine neue Verfassung schreiben und riefen zu Neuwahlen auf. So weit, so schlecht. Denn das Konzept der Putschisten unter Ex-Armeechef General Sonthi Boonyaratkalin ist nicht aufgegangen.
Abgesehen davon, dass ein Staatsstreich ohnehin kein probates Mittel ist, um einen ungeliebten, aber immerhin von breiten Massen gewählten Populisten loszuwerden: Der eigentliche Putsch war der leichtere Part. Auf den schwierigeren Teil waren Militärs, Bürokraten und andere Strippenzieher des Coups hingegen nicht vorbereitet. In den vergangenen fünfzehn Monaten ist es ihnen nicht gelungen, eine politische Alternative zum geschassten Premier Thaksin aufzubieten. Dieser hatte, wenn auch aus Eitelkeit und Machtgelüsten, die Armen des Nordens und Nordostens hinter sich gebracht - mit Minikrediten und einem preiswerten Gesundheitssystem. Er wusste die vernachlässigte Wählerschaft für sich zu vereinnahmen und verlieh den Armen eine politische Stimme.
Dem etwas entgegenzusetzen, darin haben die Junta und die von ihr eingesetzte Interimsregierung kläglich versagt. Stattdessen erschienen im Wahlkampf Köpfe auf der Bühne, die man längst abgeschrieben hatte: Politiker, die für ihre ultrarechten Positionen berüchtigt galten. Oder solche, die die Mehrheit der Bevölkerung für unfähig hält, die Wirtschaft Thailands voranzubringen.
Die Neuwahlen vom Sonntag haben die tiefe Spaltung des Landes in Nord und Süd, in Thaksin-Anhänger und -Gegner zementiert. Thailand wird in den kommenden Tagen und Wochen sein "worst case scenario" erleben. Sollten die in der Peoples Power Party versammelten Anhänger Thaksins tatsächlich eine satte Mehrheit einfahren und eine Koalitionsregierung anführen können, wird ein neuer Putsch unausweichlich sein. Denn die Junta wird nicht in aller Ruhe zusehen, wie der Mann, den sie im vergangenen Jahr wegen Korruption und Amtsmissbrauchs entmachtet hatte, im Triumph nach Thailand zurückkehrt. NICOLA GLASS
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!