Kommentar TV-Aus für Tour de France: Kein Wort über Doping
Das böse D-Wort nimmt man bei ARD und ZDF nur höchst ungern in den Mund. Der Ausstieg bleibt dessen ungeachtet eine richtige Entscheidung.
D ie Tour de France hat ihre Glaubwürdigkeit längst verloren, ARD und ZDF haben ihrer durch die Entscheidung gegen eine weitere Live-Übertragung des größten Radrennens der Welt zumindest nicht noch weiter geschadet.
Doch die zunächst zögerlichen Reaktionen auf die Dopingaffären der letzten Jahre waren nur teilweise dem überwiegend unkritischen Sportjournalismus der Öffentlich-Rechtlichen geschuldet. Auch ein bindender Vertrag mit dem Veranstalter bis zur diesjährigen Tour hinderte sie an einem Ausstieg. Dieser Grund fällt 2012 weg, worauf die Sender nun reagierten.
Offiziell gaben sinkende Quoten den Ausschlag zum Ausstieg - kein Wort zu Doping. Das böse D-Wort nimmt man bei ARD und ZDF eben nur höchst ungern in den Mund. Aus Angst vor juristischen Konsequenzen und weil der Mut fehlt, den Sargnagel des Radrennsports beim Namen zu nennen. Da versteckt man sich lieber hinter dem Willen des Zuschauers, schiebt ihm die Verantwortung zu, wie es die Öffentlich-Rechtlichen allzu häufig tun.
David Denk ist Medienredakteur im taz-Ressort Gesellschaft Kultur Medien.
Die Verstocktheit der Sender geht aber noch weiter: Auch der Zusammenhang mit dem eingeschlagenen Sparkurs bei den Live-Rechten von Sportveranstaltungen wird nicht offen thematisiert - dabei wäre demonstrative Sparsamkeit doch gut fürs Image beim Gebührenzahler.
Der Ausstieg bleibt dessen ungeachtet eine richtige Entscheidung der Senderchefs. Die Gründe sind nebensächlich. Entscheidend ist, dass das gebührenfinanzierte deutsche Fernsehen nicht weiter Strukturen unterstützt, die Kriminalität begünstigen.
Der Radrennsport ist an Grenzen gestoßen, die sich offenbar nur durch Arzneimittelmissbrauch noch weiter versetzen lassen. Wer da wirklich noch live dabei sein will, der kann ja weiter Eurosport gucken.
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