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Kommentar SüdafrikaVolkes Stimme, wenn auch hässlich

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Zuma und Mbeki stehen für zwei Südafrikas. Die immensen Kontraste des Landes werden also inzwischen in der Staatsspitze ausgefochten. Und das ist ein Fortschritt.

J acob Zuma ist nicht Robert Mugabe, und Südafrika wird mit seiner Wahl zum ANC-Vorsitzenden kein zweites Simbabwe. Vieles, was an Ängsten über den scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg des talentierten Demagogen geäußert wird, ist eher Show. Es ist eine Art vorauseilender Opposition für den Zeitpunkt, wenn ab 2009 ein vom Volk zum Staatspräsidenten gewählter Zuma in die Lage versetzt wird, tatsächlich die Politik der wichtigsten Wirtschaftsmacht Afrikas zu gestalten. Der Kontrast zwischen der heute regierenden technokratischen Managerschicht Südafrikas und dem ungenierten Populismus des bewusst auf vulgär machenden Zulu-Führers Zuma könnte größer kaum sein, und beide Lager werden miteinander noch viele Probleme haben.

Bild: taz

Dominic Johnson ist Redakteur im Auslandsressort der taz.

Dass solche Probleme an der Staatsspitze ausgefochten werden, ist für Südafrika ein Fortschritt. Seit Ende der Apartheid 1994 hat sich die südafrikanische Politik zunehmend von den gesellschaftlichen Realitäten entfernt. Auf der politischen Bühne dominierten Versöhnung, Frieden, Regenbogen und Nelson Mandela. Die Gesellschaft hingegen wird geprägt von der höchsten Gewaltkriminalität der Welt, den höchsten Mord- und Vergewaltigungsraten, der höchsten Zahl von Aidsinfizierten, riesigen Einkommensunterschieden zwischen Arm und Reich.

Nun kommt Südafrikas Politik in Bewegung, und das ist gut so. Dreizehn Jahre nach Ende der Apartheid in Südafrika kann Stabilität nicht mehr das einzige Ziel einer Regierung sein. Mehr offene Diskussion ist nötig. Mit Zuma meldet sich eine eher hässliche Variante von Volkes Stimme zu Wort. Aber Präsident Thabo Mbeki hat das Land zum Schweigen gebracht. Er pflegt einen zentralistischen, geheimnistuerischen Regierungsstil. Einige seiner Entscheidungen, wie in der Aidspolitik, sind derart absurd, das dies von Zuma gar nicht zu überbieten ist. Mbeki hat einen guten Ruf und kann sich daher Unsinn leisten; kritisch beäugt von Zweiflern nähert sich Zuma der Macht und muss daher seine Vernunft unter Beweis stellen.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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