piwik no script img

Kommentar SudanDie neue Beschwörungspolitik

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Der vermeintlichen Einigung im Ölstreit zwischen Sudan und Südsudan fehlen die entscheidenden Details. Die Afrikanische Union versucht indes Erfolge nur herbeizureden.

E s ist gut, dass afrikanische und internationale Vermittler so viel Energie darauf verwenden, die Krise zwischen Sudan und Südsudan zu beenden. Die ständigen militärischen Nadelstiche zwischen dem Regime in Khartum und der Regierung des 2011 abgespaltenen Südens verhindern Frieden und Wiederaufbau in einem der am meisten verwüsteten Konfliktgebiete der Welt und halten die Region in latent kriegerischer Anspannung.

Es nützt aber wenig, ein Abkommen zwischen den beiden Staaten zu verkünden, nur damit die beiden Staaten dann hinterher das Inkrafttreten des Abkommens von weiteren Verhandlungen abhängig machen und sogar seinen Inhalt unterschiedlich darstellen.

Genau dies ist jetzt mit der vermeintlichen Einigung zwischen Sudan und Südsudan über den zukünftigen Export südsudanesischen Öls über den Norden der Fall. Der Teufel steckt im Detail, also müssen die Details stimmen, wenn der Konflikt gelöst sein will. Diese simple Grundlektion der Diplomatie hat die Afrikanische Union nicht bedacht.

Bild: taz
DOMINIC JOHNSON

ist Co-Leiter des Auslandsressorts der taz und zuständig für die Afrika-Berichterstattung.

Es gibt derzeit in Ost- und Zentralafrika ein auffällig zwanghaftes Bestreben, Fortschritte auf dem Weg zur Lösung von Konflikten herbeizureden. Das gilt nicht nur für den Konflikt zwischen Sudan und Südsudan, sondern auch für den zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo sowie für den Friedensprozess innerhalb Somalias. Genau wie das sudanesische Ölabkommen ist die zwischen Ruanda und Kongo vereinbarte neue internationale Friedenstruppe im Ostkongo ein Phantom, ebenso Somalias unter großem Pomp verabschiedete neue Verfassung.

Offenbar hofft man, durch das Behaupten von Fortschritt sein Entstehen herbeizuführen oder zumindest zu erleichtern. Eine solche Beschwörungspolitik ist fatal. Sie diskreditiert sich selbst und irgendwann auch alle Beteiligten und damit die Staaten der Region, um deren Stabilisierung es bei den Friedensbemühungen ja geht.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!