Kommentar Strompreiserhöhung: Energiewende verteuert Strom
Ein Grund für die Strompreiserhöhung sind die Erneuerbaren. Die steigende Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz muss von allen gezahlt werden.
Z um Jahreswechsel steigen die Strompreise für Haushaltskunden auf breiter Front - ein Grund dafür ist der Ausbau der erneuerbaren Energien. So erhöht Vattenfall den Preis für Privatkunden in Berlin um 5,9 Prozent und in Hamburg um 4,4 Prozent. Die EnBW hatte kürzlich schon eine Erhöhung um bis zu 7,5 Prozent bekannt gegeben. An der Spitze steht die EWE in Oldenburg, die sogar bis zu 14 Prozent mehr verlangt.
Auch Ökostromanbieter wie Lichtblick, Elektrizitätswerke Schönau oder Greenpeace-Energy schlagen im Schnitt im hohen einstelligen Prozentbereich auf. In absoluten Beträgen steigt der Strompreis zumeist um 1 bis 2 Cent je Kilowattstunde.
Ein Aufschlag von 1,5 Cent erhöht die Stromrechnung eines Durchschnittshaushalts im Monat um etwa 4 Euro. Ein Teil davon entfällt auf die steigende Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Diese ergibt sich daraus, dass die erhöhten Einspeisevergütungen für Strom aus Sonne, Wind, Wasserkraft, Biomasse und Erdwärme von allen Kunden bezahlt werden müssen.
Bernward Janzing schreibt seit vielen Jahren für die taz über Energiepolitik und Klimaschutz.
Diese sogenannte EEG-Umlage ist allerdings ungleich verteilt: Privatkunden und Kleingewerbe werden überproportional belastet, weil der Gesetzgeber die Umlage für energieintensive Betriebe auf lediglich symbolische 0,05 Cent je Kilowattstunde gedeckelt hat.
Haushalte bezahlen im kommenden Jahr rund 2 Cent Umlage je Kilowattstunde. Während damit zwar der Strompreis steigt, rechnen Umweltverbände allerdings vor, dass die erneuerbaren Energien volkswirtschaftlich gesehen gleichwohl eine Kostenentlastung bringen - zum Beispiel durch das Vermeiden von Umweltschäden. Jede Tonne Kohlendioxid, die weniger in die Atmosphäre geblasen werde, vermeide nach wissenschaftlichen Studien Schäden durch den Klimawandel in Höhe von 70 Euro, heißt es bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH).
Der Bundesverband Erneuerbare Energien verweist außerdem darauf, dass die Kosten einer Kilowattstunde Ökostrom weiter sinken werden und den Preis der fossilen Energien bald unterschreiten werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Ärzteschaft in Deutschland
Die Götter in Weiß und ihre Lobby
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid