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Kommentar Streik bei der LufthansaGerechtigkeit unter Schwachen

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Lufthansa-Stewardessen verdienen doch eh genug im Vergleich zur Billigkonkurrenz? Dieses Dumping sollte man nicht mitmachen.

Bild: taz

Barbara Dribbusch arbeitet im taz-Inlandsressort und interessiert sich besonders für die Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Gesellschaft.

Wenn Reisende vom kommenden Montag an ihren geplanten Lufthansa-Flug nicht antreten können, sondern stattdessen umbuchen und umorganisieren müssen, dann gerät die öffentliche Meinung wieder in jenen Balanceakt, den man schon kennt - vom Streik der Piloten, der Fluglotsen, der Lokführer, Müllfahrer und Krankenschwestern. Denn Arbeitskämpfe, die ins Herz der gesellschaftlichen Logistik zielen, berühren immer auch unser Gerechtigkeitsempfinden besonders stark.

Die Debatte verläuft dabei an zwei Fronten: Einmal erscheint der hohe Jahresgewinn der Lufthansa Anlass genug, dass jetzt auch die Beschäftigten ein sattes Lohnplus fordern. Andererseits aber wird in der öffentlichen Meinung auch verglichen: Verdienen die nicht schon genug, die Stewardessen? Wenn man sich mal die Löhne in anderen Dienstleistungsbereichen anschaut, im Handel oder Hotelgewerbe? Genau dieser zweite Vergleich, die Gerechtigkeitsfrage unter ArbeitnehmerInnen, hat sich dabei in den vergangenen Jahren in den Vordergrund geschoben.

In der Logistik des öffentlichen Gerechtigkeitsempfindens zählen dabei vor allem die Prozente, wenn erörtert wird, ob die Lufthansa-Beschäftigten nicht zu anspruchsvoll sind und ob der Streik gerechtfertigt ist. Das Angebot der Arbeitgeber sieht jährlich umgerechnet etwa 3,8 Prozent mehr Gehalt vor. Verglichen mit dem Einzelhandel, der unlängst mit einem jährlichen Plus von 3 Prozent abgeschlossen hat, klingt das gar nicht so schlecht. Aber schon im Verhältnis mit anderen Dienstleistern, wie etwa der Deutschen Post, relativiert sich das Angebot. Dort wurden in zwei Stufen 4 und 3 Prozent mehr Gehalt vereinbart. Gegenüber den 5 Prozent in der Eisen- und Stahlindustrie ist die angebotene Gehaltssteigerung erst recht bescheiden. Berücksichtigt man noch, dass die Lufthansa-Beschäftigten in den vergangenen Jahren auf Sonderzahlungen verzichteten und Nullrunden akzeptierten, so ist der Streik gerechtfertigt.

Das Einstiegsgehalt einer Lufthansa-Stewardess ist inzwischen auf 1.660 Euro brutto abgesunken, inklusive der Schichtzulagen. Es bringt wenig, auf die Flugbegleiter noch billigerer Linien zu verweisen, die teilweise noch weniger verdienen. Die Maßstäbe nach unten zu verschieben, Schwache also gegen Schwache auszuspielen, genau darum sollte es nicht gehen.

Die meisten Urlauber dürften vom Streik ohnehin nicht betroffen sein, da sie mit billigeren Charterlinien fliegen. Aber auch wer mit gepackten Koffern auf den Flug wartet, sollte sich ein bisschen in Geduld und Entschleunigung üben. Das ist nicht der schlechteste Beginn für eine Urlaubsreise. BARBARA DRIBBUSCH

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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1 Kommentar

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  • H
    Hans

    Selbst so einen oberflächlichen, unreflektierten Kommentar gelesen. Schade, ein paar Zahlen vergleichen kann ich auch, nur sagen die alleine nichts aus...