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Kommentar Strauss-KahnVerschwörung ohne Ende

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Viele Franzosen sprechen gleich von Manipulation. Doch weder die Schuld noch die Unschuld von IWF-Chef Strauss-Kahn stehen fest, solange die Justiz kein Urteil gefällt hat.

D ie Affäre Dominique Strauss-Kahn belegt die Macht der Komplott-Theoretiker. In Frankreich jedenfalls mischte sich sofort in das Misstrauen gegenüber der Darstellung in den Medien echte Ungläubigkeit. Sogleich suchten die Skeptiker Schwachstellen und Ungereimtheiten in der Geschichte, die uns da aufgetischt wurde.

Je gravierender der Vorfall, desto größer ist auch der Verdacht, dass wir manipuliert werden. Von wem? Das bleibt noch zu beweisen, wie der ganze Rest auch: Weder die Schuld noch die Unschuld von IWF-Chef Strauss-Kahn stehen fest, solange die Justiz darüber kein Urteil gefällt hat.

Für viele in Frankreich war dennoch sofort klar, dass es sich da um eine Manipulation handeln muss. Über Internet verbreiteten sich in Windeseile die Verschwörungsthesen, die angesichts der Zahl von Gegnern und Konkurrenten, die vom Ausscheiden Strauss-Kahns aus der Politik profitieren können, auch plausibel klingen.

Der Autor

RUDOLF BALMER ist Frankreich-Korrespondent der taz.

Die Medien, die mit namentlich gekennzeichneten Artikeln die Verantwortung dafür übernehmen, ihre LeserInnen nach Treu und Glauben zu informieren, haben derzeit viel zu tun, diese Spekulationen wieder auf den Boden der Realitäten zu holen.

Der Angeklagte Strauss-Kahn hat eine Vorgeschichte, die wirklich nicht für ihn spricht, auch wenn das kein Beweis für seine heutige Schuld ist. Frankreichs Verschwörungstheoretiker sehen selbst darin ein Komplott: Es heißt, die hinterlistigen Feinde des französischen Sozialisten hätten gewusst, dass der zügellose sexuelle Appetit des Strauss-Kahn seine Schwachstelle war. Sie hätten dies genutzt, um ihm eine Falle zu stellen.

Das ist ein gutes Szenario für einen Politthriller. Ob es mit der Wirklichkeit im Fall Strauss-Kahn etwas zu tun hat, dafür gibt es gegenwärtig noch keinen Hinweis außer unser Misstrauen gegenüber der Information.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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12 Kommentare

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  • VW
    victor wichtig

    absurder geht es ja schon gar nicht mehr ...

     

    was mich beängstigt: wie verblödet sind die meisten menschen, dass sie so einen schwachsinn glauben???

  • BA
    bitte anonym

    Um, uebrigens, DNA von sperma zu beweisen, ist sehr schwierig wenn etwas I'm Hotel passierte; zb, kann sich ein mann ja einen porno film ansehen um berufstress abzubauen( und treu zu bleiben). Wenn man so einen ' pay per view; film ansieht weiss das die Rezeption, und da hat jemand die moeglichket einem zimmermaedchen bescheid zu sagen um mal nach den ' Handtuechern, oder waschlappen zu schauen, was meist bei Maennern benutzt wird nach der ejakulation.

     

    Das Handtuch mit DNA wird auf'der' stelle nass gemacht und ausgewrungen sodass es auf die Kleidung troepfelt, um eien 'drip effect' fuer laborteste (mikroskope) vorzuteuschen.

    Mal schnell mit dem foehn trocknen, und schwups wirde DNA beweissmaterial hergestellt.

     

    Daher ist es sehr schwer zu beweisen wenn es sich um hotels, und/ oder hausangestellte dreht; sollte kein film von zimmer security surveilance cameras vorhanden sein

  • BA
    bitte anonym

    Ich habe frueher mal im hotel gearbeitet und jeder der sich damit auskennet kann sich das folgende scenario gut vorstellen: wie gesagt, nur hypothetisch:

    Strauss Kahn ist in er dusche und das zimmermaedchen geht in die 'sehr teure' suite, und sieht das portmonae, nimmt es in die hand und gerade als sie etwas raus nahm trat der mann nakend aus dem badezimmer ( er dachter er ist allein) sieht die frau die nun versucht wegzurennen, laeuft hinter ihr her, greift sie um seine wertsachen wieder zu bekommen, was er schaft, und ihr gelingt es sich frei zu reissen und weg ist sie durch die tuer.

    Er zieht sich an, checkt aus dem hotel und erzaehlt dem rezeptionist was geschah damit es weitergeleitet wird; die tut der rezeptionist dann auch, und die hotelsecurity konfrontiert das zimmermaedchen welche es verneint, und weil sie angst hat ihren job zu verliehren und evt. Aus dem land gewiesen, behauptet sie der mann haette versucht sich an ihr sexuel zu vergreifen.

     

    Die hotel security sagt der polizei bescheid die den mann dann aus dem flugzeug hohlen, welcher dann verhaftet wird, und man dem zimmermaedchen glaubt.

     

    Wie gesagt, ein moegliches scenario ( ihn in haft zu behalten das es zum gericht geht erreichert natuerlich auch NY,was ja finanziel in not ist, und auch wenn er frei gesprochen wird wird ihm keiner die teuren anwaltskosten plusseinen Job und ansehen ersetzen.

  • PV
    ps von bitte anonym

    Ausserdem tritt die americanische presse gegen ihr eigenes gesetz indem ein 'moeglich' unterschuldiger mensch schuldig gepsrochen wird before er die moeglichkkeit hat sich zu verteidigen: wie viele unschuldige sind in der amerikanischen presse verleumdet worden, wo man hinterher jedoch feststellte das die jenigen unschuldig waren - der RUF dieser leute ist aber hin-

     

    Wann wird die amerikanische presse endlich I'm einklang ihrer gesetze stehen; innocent until ' proven' guilty

  • R
    runzbart

    "Der Angeklagte Strauss-Kahn hat eine Vorgeschichte, die wirklich nicht für ihn spricht..."

     

    und was ist seine vorgeschichte? ich lese gala und bunte nicht oft genug und weiss deshalb nichts darüber, vielleicht fände ich die vorwürfe dann auch plausibler, aber gerade weil ich nichts davon weiss und herr strauss-kahn wie einen unbescholtenen menschen sehe, sieht die ganze geschichte doch arg fragwürdig aus.

     

    zum einen wird es sehr schwierig, sowohl schuld, als auch unschuld zweifelsfrei zu beweisen, da der behauptete tathergang ja nicht viele spuren hinterlassen haben kann, also viel raum für spekulation lässt.

    dann soll ein mensch, der dermaßen in der öffentlichkeit steht dumm genug sein, ein zimmermädchen in einem land mit mittelalterlicheer justiz sexuell zu nötigen?

    und dann die riesen geschichte drumherum, die bisher darin gipfelt, dass sogar die meldung, dass das mögliche opfer ihn identifiziert hat, als unheimlich wichtig erachtet wird.

     

    zumindest ist das alles sehr ominös

  • F
    funt

    "Der Angeklagte Strauss-Kahn hat eine Vorgeschichte, die wirklich nicht für ihn spricht, auch wenn das kein Beweis für seine heutige Schuld ist."

     

    Gerade dieser Teil der Berichterstattung ist vorverurteilend. Denn daß ein Mann zahllose Affäre hat, sagt ja noch lange nicht aus, daß er zu sexueller Gewalt neigt. Oder ist ein Fall von versuchter sexueller Nötigung bekannt geworden bzw. entsprechende glaubwürdige Gerüchte (schönes Oxymoron) im Umlauf?

     

    Sollte die Geschichte stimmen, ist DSK ein unglaublicher Idiot. Nackt aus dem Badezimmer kommenend über ein 32 (!) Jahre altes Zimmermädchen herfallen: Tut mir leid, ich kann das kaum glauben, das klingt auf mich nunmal äußerst unwahrscheinlich; der Mann wird doch in der Lage sein, im Zweifel sich ein Call-Girl zu bestellen. Daß das ganze nach Intrige riecht, liegt auf der Hand, man braucht da nicht ins Verschwörungsfach zu greifen.

  • B
    b.w.

    Zum letzten Satz im 2. Absatz: Auch wenn "die Justiz" ein Urteil gefällt hat, steht reale Unschuld oder Schuld nicht fest. Schließlich gibt es Justizirrtümer.

  • E
    EuroTanic

    "Weder die Schuld noch die Unschuld von IWF-Chef Strauss-Kahn stehen fest, solange die Justiz darüber kein Urteil gefällt hat."

    Wo hat der Autor des Artikels denn sein Verständnis vom Recht gelernt? Es gilt die Unschuldsvermutung. Auch für Prominente. Das heisst, dass alle Menschen Unschuldig sind, bis zum Beweis des Gegenteils. Es gibt also kein "Weder ... noch" sondern nur die Unschuld bis zum Beweis des Gegenteils.

  • M
    Mike

    Ich vermute eher das die Sozialisten diese Sache geplant hatten, ein Sozialist mit Porsche, Luxussuite und erste-Klasse-Flug kann man unmöglich den Wählern vorsetzen!

  • C
    chramb

    Interessant, auf der einen Seite gut zu sehen das auch jemand wie Strauss-Kahn dingfest gemacht wird, auf der anderen Seite leicht verängstigend.

     

    Ein Zimmermädchen sagt aus das es sexuell belästigt wurde, und schwups, sitzt man vielleicht 30 Jahre im Knast.

     

    Auf der anderen Seite, warum sollte jemand der €3000 für eine Luxus-Suite pro Nacht zahlen kann, nicht andere Möglichkeiten finden sich "auszutoben" mit einer Dame die die entsprechende Dienste anbietet?

  • K
    kleinalex

    Hm.

    "Viele Franzosen sprechen gleich von Manipulation. Doch weder die Schuld noch die Unschuld von IWF-Chef Strauss-Kahn stehen fest, solange die Justiz kein Urteil gefällt hat."

     

    Das ist so meines Erachtens nicht richtig. Es müsste viel mehr heißen:

    "Viele Franzosen sprechen gleich von Manipulation. Doch weder die Schuld noch die Unschuld von IWF-Chef Strauss-Kahn stehen fest oder werden jemals feststehen."

     

    Solange es in den USA eine Justiz gibt, die weder weisungsungebunden ist noch sich selbst an einfachste rechtstaatliche Prinzipien gebunden fühlt, solange wird ein Urteil, ganz gleich wie es ausfällt, stets von den Anhängern der dem Urteil entgegengesetzten These abgelehnt werden - zurecht abgelehnt. Justiz lebt nun einmal nur von Glaubwürdigkeit, und diese hat die US-Justiz nichtmal mehr ein kleines bißchen - nicht einmal innerhalb der USA, um vom Rest der Welt gar nicht erst zu reden.

     

    Ein großer Teil der Menschheit wird davon ausgehen, dass das schlussendlich gefällte Urteil aus politischen Gründen zustande kommt. Ob dieses dann mit den realen Vorgängen etwas zu tun hat oder nicht, dass wird man vermutlich niemals herausfinden.

  • S
    sebas

    Das sofort alle nur erdenklichen Theorien auftauchen beweist doch hauptsächlich eines : die Bevölkerung hat von Ihren Regierungen, der Polizei und der Justiz die Schnauze derart gestrichen voll, das sie keinem mehr glaubt.