Kommentar Stadtentwicklung: Planen statt räumen
Nach den Ausschreitung rund um die Räumng der Liebigstraße 14 muss über Gewalt diskutiert werden. Vor allem aber über kreative Stadtenwicklung. Der Baustadtrat von Mitte zeigt gerade, wie das gehen kann.
E ine Spur der Zerstörung zieht sich durch die Stadt. Hunderte Demonstranten haben ihrer Wut über die Räumung des Hausprojekts Liebigstraße 14 freien Lauf gelassen. Das hat zweifelsohne die Grenzen des Akzeptablen überschritten. Die Debatte über linke Gewalt wird somit wieder geführt werden, geführt werden müssen. Doch wäre es fatal, wenn die Diskussion beim Thema Gewalt stehen bliebe, ohne die Ursachen zu analysieren.
Stadtentwicklung war einmal ein heiß diskutiertes Thema in Berlin - bis weit in die 90er-Jahre. Zuletzt jedoch hat die Politik die Gestaltung der Stadt weitgehend den Investoren überlassen. Kein Wunder, dass der Prozess der Gentrifizierung nicht nur ein paar übriggeliebenen Hausbesetzern Angst macht. Der Senat hatte im vergangenen Jahrzehnt vor allem ein Konzept: landeseigene Grundstücke verkaufen, um die Löcher im Haushalt zu füllen. Ziele darüber hinaus spielten keine Rolle.
Dass es anders geht, zeigt gerade der Baustadtrat von Mitte. Ephraim Gothe (SPD) hat für eine der letzten Brachen in seinem Bezirk ein ausgeklügeltes Konzept entwickelt. Er will das Areal nicht einfach dem vermeintlich meistbietenden Investor zukommen lassen, sondern Kreativbranchen mit günstigem Wohnraum unter einen Hut bringen - und nebenbei ein existenzbedrohtes Hausprojekt retten. Gothe beweist, dass sich die Stadt zugunsten vieler Interessenten entwickeln lässt, selbst in begehrten Citylagen. Wenn er den zögerlichen Senat überzeugen könnte, wäre das ein echter Gewinn. Und das keineswegs nur, weil Berlin die Eskalation um ein weiteres ex-besetztes Haus erspart bliebe.
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