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Kommentar SpreeuferDas Dilemma mit dem Ufer

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Eine öffentliche, am Gemeinwohl orientierte Nutzung der Ufer ist nur garantiert, wenn die Flächen in der Hand der Allgemeinheit sind. Sie müssten dem Staat gehören. Der aber versagt komplett.

U nd schon wieder geht eine Brache an der Spree flöten. Schon wieder streiten sich die Zwischennutzer mit den Endverbrauchern eines leeren, wunderbar gelegenen Grundstücks.

So ganz einfach ist das nicht. Denn beide Projekte sind irgendwie gut. Und dann doch wieder nicht lupenrein. Beide Projekte versprechen den offen Zugang zum Fluss. Und können es dann doch nicht so ganz einhalten. Hier die Betreiber einer Strandbar, die aus einer verborgen gelegenen Müllkippe einen der spannendsten Orte der Stadt gemacht haben. Allerdings nehmen sie Eintritt, wenn auch nur einen Euro. Lupenrein gemeinnützig ist das nicht. Genausowenig wie die Baugruppe. Deren Experiment mit Erbbaurecht und kreativ-öffentlicher Strandnutzung sind zwar allemal spannender als jedes andere glasglatte Neubauprojekt in Mitte. Aber letztlich geht es auch hier um den Traum einiger weniger. Und wenn deren Träume durch lärmende Ufergäste gestört werden, dürfte klar sein, wessen Nutzungsrechte hier auf Dauer eingeschränkt werden.

Eine öffentliche, am Gemeinwohl orientierte Nutzung der Ufer ist nur garantiert, wenn die Flächen in der Hand der Allgemeinheit sind. Sie müssten somit dem Staat gehören. Der aber versagt komplett. Denn ihm gehören viele der Grundstücke. Doch es fällt ihm nichts weiter ein, als sie zu verscherbeln. Um einen finanziellen Bankrott zu vermeiden, wird auf der Gestaltungsebene der Bankrott erklärt. Der politische Wille, das zu ändern, ist da. Zumindest bei den Wählern. Das hat der Bürgerentscheid gegen die Spreeuferbebauung vor zwei Jahren gezeigt. Solange das nicht auch die Gewählten kapieren, wird es weiter Streit um die Ufer geben.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

4 Kommentare

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  • MP
    matt penz

    ich will endlich eine ordentliche skyline!

    wo bleiben die versprochenen hochhäuser?

    etwas urbanität würde dem märkischen kaff namens berlin gut tun.

    aber solange solch schräge zeitgenossen wie ströbele (schwabe!?!) den häuptling im dorf mimen, besteht wohl wenig hoffnung.

  • X
    xonra

    Die Spreeufer müssen öffentlich bleiben. Nach dem fürchterlichen Zweckbau der Ver.di, dem mißratenen Energieforum und der Anschütz Halle, mit samt Eastsideöde, reicht es nun mit den Experimenten. Auch der Umgang der BEHALA mit dem Osthafen und den einzelnen Klötzen an dem unerreichbaren Spreeufer, ist nicht akzeptabel. Im September 2011 sollten nur Parteien in das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt werden, die sich hinter den Bürgerentscheid von 2008 stellen. Auf der Basis des Bürgerentscheids sollte dann eine sozial ökologische Entwicklungssatzung für die Spreeufer aufgestellt werden.

  • T
    Tim

    Eine Strandbar ist "einer der spannendsten Orte der Stadt" - Respekt. So auf den Punkt hat selten jemand die Traurigkeit von Berlin gebracht.

  • E
    EnzoAduro

    Früher war am Ufer Industrie. Jetzt gehen da Caffes, Büros etc. hin.

    Wo ist jetzt das Versagen des Staates? Warum versagt der Staat wenn nicht überall Halli-Galli-Zwischennutzung gemacht wird?