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Kommentar SolartechnikSonnenstrahlen machen Umsatz

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Solarenergie nähert sich nicht nur preislich der herkömmlichen Energieerzeugung. Auch die Zielsetzung wird immer ähnlicher: Es geht um gute Rendite.

D ie Solartechnik wird jährlich mit Milliarden Euro gefördert. Als Gegenleistung versprechen die Lobbyisten der Solarwirtschaft: Wir lernen dazu, wir werden billiger und besser, wir werden marktreif. Damit begründeten sie die irrwitzig hohen Förderkosten, die jeder Stromkunden zwangsverpflichtet mit seiner Stromrechnung finanziert.

Man muss konstatieren: Die Technik hält, was sie verspricht. Die Preise für Solarstrom purzeln schneller als die mutigsten Lobbyisten noch vor einigen Jahren predigten. In diesem Jahr wird der Sonnenstrom vom Dach billiger als der aus der Steckdose. Rechnet man staatliche Abgaben wie die Förderung für erneuerbare Energien heraus, ist Solarstrom aber immer noch doppelt so teuer wie aus der Leitung.

Trotzdem ist die technologische und ökonomische Entwicklung der Solarenergie verlässlich und planbar, was das wichtigste Kriterium für die Beherrschbarkeit der Energiewende ist. Übrigens wird der künftige Ausbau der Photovoltaik relativ gesehen ein Bruchteil dessen kosten, was er bisher verschlungen hat: 2016 werden es statt 8 Milliarden Euro Förderung im Jahr 10 Milliarden sein, also ein Viertel mehr - dafür gibt es fast doppelt so viel Solarstrom wie heute.

Bild: Archiv
Ingo Arzt

ist Redakteur des taz-Ressorts Wirtschaft und Umwelt.

Politisch fordern Teile der Union eine feste Grenze für den Zubau der Photovoltaik, wegen der hohen Kosten. Was sie verschweigen, ist, dass der Spareffekt gering wäre. Die extrem hohe Anschubfinanzierung für die Solarenergie ist bereits fixiert. Zudem muss sich die Branche Asche aufs Haupt streuen: Sie wird bei einem normalen Ausbau weitere 2 Milliarden Euro zusätzlich in die Taschen der Anlagenbetreiber umleiten.

Für den Branchenverband ist das eine dreiste Selbstverständlichkeit: Er hat nicht einen einzigen Vorschlag gemacht, wie die Förderung verringert werden könnte angesichts der hohen Gewinne für Solarbetreiber. Solarenergie nähert sich nicht nur preislich herkömmlicher Energieerzeugung. Auch von der Zielsetzung her: Es geht um gute Rendite.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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11 Kommentare

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  • AW
    axel westphal

    gaehn...alte leier wird vom wiederholen auch nicht richtiger, oder gar origineller.

    alle argumente schoen zusammengefasst findet man bei:

    scheer, hermann, der energethische imperativ ISBN 9783888976834.

    der alte hatte es schon immer raus....einfach mal lesen, bueldet!

  • O
    Oliver

    Nachdem im Spiegel der unerträgliche Anti-Solar Lobbyist Stefan Schultz seine allwöchentlichen Propagandaartikel über die böse Solarindustrie losläßt, jetzt auch die TAZ? Traurig!

     

    Großkonzerne und Kioskbesitzer dürfen Rendite erwirtschaften. Private PV-Anlagenbetreiber aber nicht? Und auch hier werden mit auf 20 Jahre hochgerechneten Umsätzen eindrucksvolle Zahlen erzeugt.

     

    Wie stellt sich denn Hr Arzt die Energiewende vor? Wenn der Betrieb ach so attraktiv wäre, müßten wir ja eine explosionsartig zunehmende Anzahl von PV-Anlagen haben. Wünschenswert wäre das, entspricht aber leider nicht den Tatsachen...

  • W
    Waage

    @JanG

     

    Dr. Ing. Günter Keil ist bereits vor fast 10 Jahren in Pension gegangen.

     

    Einer der besten Sätze in seinem Traktat, Abschnitt "Das Märchen von der Sonne die keine Rechnung schickt":

     

    "(...)Die Anschaffungskosten für ein Einfamilienhaus-Dach belaufen sich auf 13.000 Euro für eine Spitzenleistung von 2,5 KWp. Für den Anteil der Solarzellen daran zahlt man derzeit bis 10.000 Euro(...)"

     

    noch Fragen?

     

    Weiter geht es dann munter mit dem Abschnitt: "Das Windstrom Märchen", und dann kommt noch "Das Geothermie Märchen" etc.pp

     

    Herr Dr. Keil ist eigentlich gegen alles außer gegen Atomkraft (die 4. Generation aber bitteschön...)

     

    Expertise (die ich Herrn Dr. Keil nicht absprechen möchte) nutzt wenig, wenn man nicht auf dem Laufenden und zudem einseitig betriebsblind ist.

     

    Konstruktive Kritik sieht anders aus!

  • S
    Stefan

    Ingo Arzt hat keine Ahnung. Insbesondere die Betreiber kleiner PV Anlagen haben bisher keine Gewinne gemacht, sondern Zahlen fleißig ihre Kredite zurück und hoffen nach 20 Jahren eine vertretbare bescheidene Rendite zu erzielen. bei manchen Großanlagen werden Gewinne etwas größer ausfallen. Alle Betreiber tragen das Finanzielle Risiko und tragen zur Energiewende bei. Dass dies eine gesellschaftliche Aufgabe ist und daher von allen bezahlt werden muss, ist zum Glück in D mehrheitsfähig . Begriffe wie " irrwitzig hohe Förderkosten " und "Milliarden in die Taschen der Betreiber umleiten" sind von Ahnungslosigkeit und Ideologie geprägt. Erschreckend, dass man diesen FDP Müll nun auch in der TAZ serviert bekommt,

  • W
    WOSH-1

    @JanG:

    Ja, Photovoltaik liefert keine Grundlast, sondern bedient Spitzenlast. Deshalb sollten ja auch nun West- und Ostdachanlagen besser gefördert werden, um über mehrere Stunden am (sonnigen) Tag diesen begehrten Spitzenlaststrom zu liefern.

    Und ja, deshalb sind - neue, zusätzliche hätte ich anmerken sollen - Gaskraftwerke, die eben auch Spitzenlast liefern können, täglich mehr verzichtbar.

    Zur Anschauung: 3 GW neue Photovoltaik im Dezember bedeutet 3.000 MW in knapp 20 Arbeitstagen mal eben so dazu gebaut! Das sind dann, mmmh, hab´s gleich: 150 MW am Tag. Mal rund 200 Arbeitstage im Jahr macht dann 30.000 MW, also 30 GW, die in 2012 zusätzlich ans Netz könnten.

    Klar, dass e-off & Co. das irgendwie nicht so kllasse finden, und mit dem Kostenschreckgespenst Angst machen wollen.

    Spannend zu sehen auch, wer darauf hereinfällt. Die Egalstromversorger haben erreicht, dass die Ausnahmeregelungen für die EEG Umlage erweitert wurden, so dass eben nicht "alle" zahlen, sondern gerade die großen Stromverbraucher sich NICHT an der Finanzierung der Energiewende beteiligen, so dass Kleinverbraucher ("wir") entsprechend mehr zahlen.

    Tja, so ist die Welt, bisher.

    Aber jetzt sag mal jemand, welche Technik schneller und im besten Sinne bürgernäher Strom liefern kann, wenn Energiewende gewünscht ist?

    Also - carpe diem, nutze den Tag!

  • J
    JanG

    @WOSH-1

     

    "Allein im Dezember 2011 ist 3 GW neue Solarleistung in der Größenordnung von 5 nun verzichtbaren Gaskraftwerken angeschlossen worden."

     

    Das ist leider nicht der Fall, denn obwohl es in der Tat eine sichtbare Entwicklung bei den PV-Modulen gegeben hat, eines sind sie bis heute nicht: grundlastfähig. Und so laufen bis heute zusätzlich konventionelle Kraftwerke mit, jederzeit bereit, den Strom zu liefern, wenn die Sonne mal nicht scheint.

     

    Ich empfehle Ihnen einen interessanten Text von Dr. Keil der sich zum Thema "Solarstrom – geringer Nutzen für sehr viel Geld" äußert:

     

    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_energiewende_ist_bereits_gescheitert/

  • C
    Christian_K

    "... ist Solarstrom aber immer noch doppelt so teuer wie aus der Leitung".

    Es gibt keinen Strom "aus der Leitung". Es gibt neben Ökostrom nur Strom, der fossil oder atomar erzeugt wurde und neben den bekannten umweltrelevanten Nachteilen vor allem den Nachteil hat, dass er Folgekosten in der Zukunft erzeugt, die jetzt noch nicht gänzlich bekannt sind. Daher sollte man sich die Frage stellen, was das kleinere Übel ist.

  • R
    reblek

    Da hat jemand seiner Wut freien Lauf gelassen, statt die Gründe dafür zu erklären, was sich auf seine Art zu schreiben ausgewirkt hat.

    "Damit begründeten sie die irrwitzig hohen Förderkosten, die jeder Stromkunden zwangsverpflichtet mit seiner Stromrechnung finanziert." - Einerseits sicher "jeder Stromkunde" und andererseits "zwangsverpflichtend", wobei "Zwang" und "Pflicht" identisch sind, auch nicht gerade gelungen.

    "Rechnet man staatliche Abgaben wie die Förderung für erneuerbare Energien heraus, ist Solarstrom aber immer noch doppelt so teuer wie aus der Leitung." - Sorry, aber aus was kommt der Solarstrom, wenn nicht "aus der Leitung"?

    "Übrigens wird der künftige Ausbau der Photovoltaik relativ gesehen ein Bruchteil dessen kosten..." - Wie wäre es mit "einen Bruchteil"?

  • W
    WOSH-1

    Was ist schlecht daran, wenn Hunderttausende von dezentralen Stromkraftwerken in privater Hand sind und täglich sauberen Strom ohne Reue liefern?

    Wer ein Omelett möchte, muss das Ei zerschlagen. Wer sich von den großen zentralen Egalstromerzeugern, die ihre Geschäftsrisiken und Umweltschäden von der Allgemeinheit bezahlen lassen, abwenden will, sollte sich freuen, dass die Energiewende auch richtig Spaß machen kann.

    Nur kein Neid. Auch wer kein Dach hat, keinen Kredit aufnehmen möchte für eine eigene Photovoltaikanlage erlebt schon jetzt Kostenersparnisse an anderer Stelle: Die Solarwirtschaft entlastet jährlich immer stärker z.B. die Arbeitslosenversicherung und das Rentensystem. Wollen wir das wieder rückgängig machen?

    Und da Solarstrom auch weiterhin drastisch billiger wird (allein 15-25% bis zum Sommer), werden auch bald West- und Ostdächer genutzt werden, so dass noch mehr wertvoller Tagstrom angeboten wird.

    Ist das nicht schön: Wozu Jahre bundespolitisch gewollt aber unnötig verlieren mit komplizierten Windparks im Meer und aufwändigen Nord-Süd-Stromtrassen, oder Leben riskieren mit mehr fossil-nuklearer Technik in Abhängigkeit von multinationalen Konzernen, wenn die Bevölkerung das nun längst selbst in die Hand nehmen kann - und will. Allein im Dezember 2011 ist 3 GW neue Solarleistung in der Größenordnung von 5 nun verzichtbaren Gaskraftwerken angeschlossen worden.

    Immer dran denken: Der Preisverfall bei Photovoltaik und Batterien wird noch jahrelang drastisch weitergehen. Selbst Mieter werden sich dann statt der gelben AKW-Nee Fahne lieber ein Modul aus dem Fenster hängen. Wetten?

    Wer scheiternde Weltklimagipfel beklagt, kann nicht gleichzeitig eine weltweite Überkapazität der Solarindustrie durch eine Reglementierung des Solarmodulverkaufs wollen.

    Und wer die Bankenkrise beklagt, die unsere Alterssicherung so gefährdet, der sollte sich seine Stromrechnung noch mal daraufhin ansehen, ob er nicht selbst Strom herstellen und für die Zukunft derzeit noch staatlich abgesichert kräftig sparen möchte.

    Wir können also feststellen, dass die Zeit - von vielen immer noch nicht bemerkt - nun reif ist über kommunale und private Selbstversorgung nicht romantisch verklärt, sondern handfest und tatkräftig nachzudenken.

    Denn wir wissen: Action speaks louder than words.

    Und: Photovoltaik ist schneller als alles andere.

  • BL
    Bürger Lars aus Stuttgart

    Leider ist auch der taz Autor der Gehirnwäsche der Energielobby aufgesessen. Von den Leuten, die Anlagen gebaut haben, macht keiner einen "besonderen Reibbach", weil diejenigen, die vor 10 Jahren die ersten Anlagen gebaut haben und damals hohe Einspeisevergütungen garantiert bekommen haben, hatten auch die hohen Investitionskosten zu tragen.

    Dass Strom aus Sonne heutzutage so preiswert produziert werden kann, ist auch diesen Leuten, diesen Pionieren, zu verdanken.

    Das sollte man nicht vergessen.

    Und was spricht gegen einen weiteren Ausbau? Nur dass den großen Energieversorgern die Märkte wegbrechen. Das finde ich nun nicht so sehr schlimm.

  • W
    Waage

    Ungewohnt ruppiger Kommentar zum Thema.

     

    Muss ja nicht verkehrt sein. Die PV hat 2010/11 eben mit ihrer bequemen Nische gleichzeitig ihre Schmuseecke verlassen.

    Mir fehlt aber trotzdem im Artikel etwas die rote Linie.

     

    Ist das jetzt

     

    a)deftig vorgetragene konstruktive Kritik?

     

    Schreibt sich da b) nur mal Herr Arzt den Frust über die viel zu vielen Schlipsträger in der PV-Branche von der Seele?

     

    Oder c): bereitet hier der Ingo seinen Wechsel in das Solar - Basher - Lager vor?

     

    Fragen über Fragen!?!

     

    Ersteres ist notwendig, Zweiteres menschlich verständlich nur Letzteres käme dann aber doch wohl etwas spät bzw. plötzlich!