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Kommentar SolarförderungMehr Sonne ins Netz

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Trotz Kürzungen der Solarförderung kann das Ziel noch erreicht werden, möglichst viel Solarstrom möglichst kostengünstig zu produzieren.

G rundsätzlich ist es richtig, die Vergütung für Solarstrom zu kürzen. Der Ausbau der Anlagen war stärker als geplant, die Preise sind stärker gesunken als erwartet. Dass die Politik auf diese Entwicklung reagiert, ist logisch. Dass die Hersteller unter Verweis auf bedrohte Arbeitsplätze dagegen protestieren, ebenso.

Dies kann aber nicht das Hauptkriterium sein. Sinn der Solarförderung ist weder, den Betreibern von Solaranlagen Traumrenditen zu garantieren, noch in Betrieben, die nicht konkurrenzfähig sind, dauerhaft Arbeitsplätze zu sichern.

Ziel ist vielmehr, möglichst viel umweltfreundlichen Solarstrom ins Netz zu bekommen - und das zu möglichst geringen Kosten. Dieses Ziel kann weiter erreicht werden. Denn die Koalition hat zum Glück darauf verzichtet, den Ausbau der Solarenergie insgesamt zu deckeln.

Bild: taz

Malte Kreutzfeldt ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt bei der taz.

Manche Details der Koalitionseinigung widersprechen jedoch dem erklärten Ziel, Solarstrom so günstig wie möglich zu erzeugen. So soll der Anreiz, Solarstrom selbst zu verbrauchen, geringer ausfallen als zunächst geplant. Dabei entlastet der Eigenverbrauch sowohl die Netze als auch die Stromrechnungen.

Wenig konsequent erscheint auch der Plan, den Bau von Solaranlagen auf landwirtschaftlichen Flächen zu stoppen. Denn in den dort genutzten Großanlagen wird der Strom besonders günstig hergestellt. Und die Argumente gegen die vermeintliche Vernichtung von Agrarfläche sind wenig stichhaltig: im Vergleich zum Anbau von Energiepflanzen etwa schneiden Solarmodule energetisch gut ab.

Wenn der Bundestag seine Ziele ernst nimmt, sollten diese unsinnigen Veränderungen zurückgenommen werden. Denn nur so lässt sich der Bereich der erneuerbaren Energien wie gewünscht ausbauen.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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4 Kommentare

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  • S
    solarfan

    Ein Aspekt wurde in diesem - letztendlich flachen Kommentar - völlig außer Acht gelassen: Der industrie- und energiepolitische. Deutsche Maschinenbauer sind bei der Ausrüstung mit Maschinen und vor allem Prozessen zur Herstellung von Solarzellen und -modulen weltweit führend. Im Zuge der EEG Kürzung sind nicht nur die Aktien der Hersteller, sondern auch die der Ausrüster stark unter Druck geraten. Das macht sie zu billigen Übernahmekandidaten für v.a. asiatische Interessenten. Und sie ist katastrophal, da uns damit eines der unabhängigen Standbeine für eine von fossilen Energien unabhängige Zukunft genommen wird!

     

    Diese Entwicklung war vorhersehbar. Ich bin begeistert von der Wirtschaftskompetenz unserer Regierung - unsere chinesischen Kollegen sind mindestens ebenso glücklich!

  • C
    Christian

    Pflügen, säen, düngen, ernten ... schöner Freiraum. Lies doch mal den Artikel zum Kommentar, mensch, Umweltschützer gehen davon aus, dass solarbemodulte Flächen eine bessere Rückzugsmöglichkeit für viele Tierarten darstellen als Acker. Mal davon abgesehen, dass der Anteil verschwindend ist.

  • D
    dogface

    Hallo,stimme dem Kommentar von Mensch in beiden Punkten zu.(1)Ihrem Artikel stimme ich insgesamt zu,aber (2)

    bei der Bebaung von Ackerflächen würde noch einmal darüber nachdenken.Nach meinem Wissen,würde allein

    die Dachfläche aller Deutschen Schulen die Stromerzeugung von 1-2 Atomkraftwerken ersetzten.

    Für die Bebaung von Brach liegenden Ackerflächen wären Nutzpflanzen wie z.b Hanf Ökonomisch u. Ökologisch sinnoller.(vorausgesetzt die Politik schafft die entsprechenden Rahmenbedingungen)

    Mfg J.M.K aus Niederaula

  • M
    mensch

    Moin,

     

    dem Artikel stimme ich insgesamt zu.

    Einen Aspekt sehe ich jedoch anders: Solaranlagen auf Ackerflächen sind grundsätzlich fehl am Platze.

    Deswegen ist die Einstellung der Förderung dafür gut.

     

    Warum?

    Unser Freiraum wird immer stärker für wirtschaftliche Zwecke in Anspruch genommen. Die Bauern bekommen immer mal wieder zusätzliche Möglichkeiten, Verkehrswege zerschneiden gerade zusammenhängende große Flächen (weils "nur da" geht), Siedlungsflächen dehnen sich weiter aus.

     

    Nachhaltigkeit heißt aber, den Freiraum als solchen zu schonen!

     

    Deswegen haben PV-Anlagen nichts auf dem Acker zu suchen - im Gegensatz zu Pflanzen (auch Energiepflanzen).

     

    Außerdem ist genügend Dachfläche vorhanden...