piwik no script img

Kommentar Schweden steigt wieder einEiner geht noch

Reinhard Wolff
Kommentar von Reinhard Wolff

Schweden war ganz vorne, was den Atomausstieg anging. Jetzt nimmt es den französischen Weg. Dafür muss sich die Antiatombewegung auch an die eigene Nase fassen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Reinhard Wolff
Auslandskorrespondent Skandinavien und das Baltikum
Lebt in Schweden, schreibt seit 1985 für die taz.
Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • T
    thiotrix

    Schweden hat energiepolitisch richtig und verantwortungsvoll gehandelt!

     

    Schweden hatte zwar 1980 den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen, aber nennenswerte Taten folgten nicht. Von 12 Atomkraftwerken wurden gerade mal zwei stillgelegt, Barsebäck 1 im Jahre 1999, Block 2 in 2005. Die anderen AKW produzieren trotz Ausstiegsbeschluß munter weiter – und gegenwärtig kommen mehr als 50 % des Schweden-Stroms aus AKW, 40 % aus Wasserkraft, 9 % aus Kraft-Wärme Kopplung und aus Windkraftanlagen - gerade einmal 0,5 %! Der Ausbau der Wasserkraft ist kaum möglich, da durch ein Gesetz von 1998 neue Wasserkraftanlagen aus Umweltschutzgründen nicht mehr gebaut werden dürfen. Ein Festhalten am Atomausstieg wäre daher für Schweden wirtschaftlicher und energiepolitischer Selbstmord gewesen. Seit einigen Jahren wird sogar diskutiert, den stillgelegten Block 2 in Barsebäck wieder in Betrieb zu nehmen. Daher ist die Entscheidung zum Bau neuer AKW nur folgerichtig und letztlich nur ein Abschied von einem teuren und unrealisierbaren Traum. Das nenne ich Realpolitik! Hoffentlich gibt es dieses Umdenken auch bald in Deutschland- also deutlich längere Laufzeiten für AKW sowie Planung und Bau neuer Reaktoren.

    Wo sind in Deutschland die PolitikerInnen mit Rückrat, die es wagen, einen solchen Kurs offensiv zu vertreten?

    Leider haben in Deutschland- in viel größerem Maße als in allen anderen Ländern – verbohrte und fanatische Anti-Kernkraft-Ideologen ein ganzes Volk hysterisch gemacht. Aberwitzige Schreckensszenarien wurden entworfen, die Angst vor dem „Atomstaat“ geschürt, alle Fakten zur Energieversorgung ignoriert und ein grünes Wolkenkuckucksheim mit Wind- und Sonnenstrom propagiert. Haben diese Leute sich eigentlich mal überlegt, warum die Menschen das Dampfschiff erfunden haben- und warum in vielen historischen Windmühlen, die wir heute bewundern können, entweder Dampfmaschinen oder später Dieselmotoren eingebaut worden waren (meist in unscheinbaren Anbauten versteckt)? Der Energiebedarf eines modernen Industriestaates ist nun einmal so groß, daß er das Vorstellungsvermögen der vielen grünen und roten Bedenkenträger übersteigt.

    Hoffentlich erfolgt auch in unserem Land baldmöglichst ein Umdenken wie in Schweden, so daß der gefährliche und unverantwortliche Atomausstieg rechtzeitig gekippt werden kann und am besten auch einige der bereits stillgelegten Kernkraftwerke wieder reaktiviert werden können.

  • SG
    Stefan Giebel

    Wer wirklich den Ausstieg aus der Atomkraft will, sollte nicht bei Demonstrationen gegen Atomkraft stehen bleiben, sondern die Alterantiven zur Atomkraft entwickeln und unterstützen. So lange die Alternativen nicht da sind, wird in schwierigen Zeiten immer wieder auf das scheinbar Bewährte zurückgegriffen. Der Unfall von Tschernobyl scheint dann wieder mal längst vergessen.

  • H
    Holländer

    Die Atomkraft kann vielleicht einige Länder helfen ihr CO2 Zielen zu erreichen, aber ist kaum eine Lösung für die Klimafrage. Mit dem verfügbaren Uran kann eine Menge Energie erzeugt werden die etwa 3 Mal dem heutigen Weltenergieverbrauch pro Jahr entspricht. Also wir könnten mit Atomstrom höchstens die Klimaprobleme um 3 Jahre verzögern. Da das Klimaproblem ein globales Problem ist, hilft es nicht wenn einige wenige Länder so ihre CO2 Bilanzen beschönigen.

  • N
    Nicklas

    Naja,

     

    der Import von russischem Atomstrom ist ja auch ganz schön teuer ...