Kommentar Schulverweigerer: Strafe macht Schule
Es scheint, alls wären die hohen Arrestzahlen Ergebnis eines Prozesses, der sich verselbstständigt hat. Und doch wird das Bußgeld als sinnvoll propagiert.
D a werden zahlreiche Schüler eingesperrt, weil sie ein Bußgeld nicht zahlen können, und niemand bekommt es mit. Das Bußgeld ist mit 75 bis 125 Euro für Jugendliche unverhältnismäßig hoch. Angemessen wären, wenn man die Zahlkraft berücksichtigt, vielleicht fünf Euro.
Es kann sein, dass es einzelne Biografien gibt, in denen der Arrest ein heilsamer Schreck war. Darüber haben offenbar aber weder Schul noch Justizbehörde gesicherte Erkenntnisse. Den pädagogischen Sinn des Einsperrens mochte gestern keiner offensiv verteidigen. Als wären die hohen Arrestzahlen Ergebnis eines Prozesses, der sich verselbstständigt hat. Und doch wird das Bußgeld als sinnvoll propagiert, letztlich in Kauf nehmend, dass die Angst vor dem Arrest die Schüler zurück in die Schulen bringt.
Das gerade beendete Projekt, die Schüler abzuholen, war sinnvoller. Junge Menschen haben viele Gründe, warum sie nicht zur Schule gehen. Manchen Schülern fehlt schlicht die Perspektive. Der Senat muss sein Versprechen, dass jeder Schulabgänger einen Ausbildungsplatz bekommt, auch einlösen. Zum Beispiel durch den Ausbau der Produktionsschulen, die genau für diese Schüler konzipiert wurden.
Und wir brauchen eine Schule, die nicht ausgrenzt, die Kinder individuell fördert und so Zuversicht schafft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“