Kommentar Sarkozys neue Konkurrenz: Nostalgie als Programm
Mit den Vorbildern Napoléon und De Gaulle möchte sich Villepin systematisch von Sarkozy abgrenzen. Als Parteiprogramm dürfte das etwas schmal sein.
Dominique de Villepin hat zwei große historische Vorbilder, Napoléon und De Gaulle, und eine Leidenschaft: die Geschichte Frankreichs. Ständig vergleicht er die heutigen Zustände mit der vergangenen Größe. Natürlich ist das Ergebnis erschütternd für einen französischen Patrioten; selbst wenn man bedenkt, dass die Nachgeboren vieles positiver werten als die Zeitgenossen.
Ebenso effizient ist es, den amtierenden Staatschef Sarkozy neben die illustren Vorfahren zu stellen, die für die Grandeur Frankreichs stehen. Der Kontrast ist von grausamer Deutlichkeit. Auch wenn die Herzen höher schlagen, wenn da so eloquent von den Sternstunden der Nation die Rede ist, sagt dies über das Wahlverhalten bei der Wahl des Präsidenten in zwei Jahren nur wenig aus.
RUDOLF BALMER ist Auslandskorrespondent der taz für Frankreich.
Am Tag vor der Taufe von de Villepins Hauspartei "La République solidaire" gedachte Frankreich General de Gaulles Appell vom 18. Juni 1940, in dem er nach der Kapitulation aus London zum Widerstand aufrief. In diese Tradition möchte sich der ehemalige Premierminister gern einreihen. So manche Kommentatoren fragen hämisch, ob solche Symbole für ihn nicht eine Schuhnummer zu groß seien. Ohnehin dürfte die Gaullismus-Nostalgie als Parteiprogramm etwas schmal sein. Das gilt auch für eine systematische Abgrenzung von Sarkozy, weil auch eine noch so treffende Kritik allein noch keine Alternative darstellt.
Immerhin aber hat de Villepin den Zeitpunkt für die Gründung seiner Anti-Sarkozy-Partei gut gewählt. Sein Rivale ist unpopulär wie nie. Trotzdem ist es Sarkozy zuzutrauen, dass er seinen Konkurrenten mit mehr oder weniger fairen Schachzügen an den Rand drängt. Das war ihm schon einmal mit dem Zentrumsdemokraten François Bayrou gelungen. Noch verlockender wäre es, nun die beiden gegeneinander auszuspielen.
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