Kommentar Sarkozy & China: Der große Freund
Sarkozy mahnt gerne mal die Menschenrechte an - wenn es nichts kostet. Da es in China nun um wirtschaftliche Interessen geht, kneift der Präsident.
Ein paar Aufrufe zum Boykott französischer Supermärkte in China genügten, um Präsident Nicolas Sarkozys Bekenntnis zu den Menschenrechten arg ins Wanken zu bringen. Noch im März wollte er den Dalai Lama treffen, davon ist heute keine Rede mehr. Natürlich lässt es sich leicht von Freiheit parlieren, wenn keine bedeutenden wirtschaftlichen Interessen auf dem Spiel stehen. Geht es aber um die Bürgerrechte im Riesenmarkt China, wird es erheblich schwieriger, zu den großen Prinzipien zu stehen.
Deshalb machte auch der französische Senatspräsident Christian Poncelet - im Namen des französischen Staatschefs - seinen Bückling vor der behinderten chinesischen Sportlerin Jin Jing, die in ihrem Land als Symbol des Widerstands gegen die tibetischen "Separatisten" gefeiert wurde, seit sie in Paris die olympische Flamme gegen Demonstranten verteidigte.
Die schriftliche Entschuldigung im Namen der französischen Republik war denn auch mehr als bloß symbolisch gemeint. Den Machthabern in Peking sollten Sarkozys Emissäre versichern, wie sehr es Frankreich an der Freundschaft mit China gelegen ist und dass man die Kundgebungen gegen die Unterdrückung der Menschenrechte und der Selbstbestimmung Tibets doch nicht so ernst nehmen müsse.
Doch nach der "Provokation" der links regierten Stadt Paris, die den Dalai Lama und den Dissidenten Hu Jia zu "Ehrenbürgern" ernannte, macht sich Sarkozy völlig unglaubwürdig, wenn er nun aus Angst vor wirtschaftlichen Einbußen von Menschenrechten in China schweigt. Mit der Organisation der Olympischen Spiele ist China das Risiko eingegangen, sich der internationalen Kritik am Umgang mit Dissidenten und Minderheiten auszusetzen. Dass ausgerechnet das Land, das sich als Wiege der Menschenrechte betrachtet, als Erstes den Rücken krümmt und kneift, ist in Frankreich selbst undenkbar und ein Skandal. Sarkozy jedoch muss sich nun genau das vorwerfen lassen: Erst hat er groß von Menschenrechten parliert, jetzt kneift er.
Kommentar Sarkozy & China: Der große Freund
Sarkozy mahnt gerne mal die Menschenrechte an - wenn es nichts kostet. Da es in China nun um wirtschaftliche Interessen geht, kneift der Präsident.
Ein paar Aufrufe zum Boykott französischer Supermärkte in China genügten, um Präsident Nicolas Sarkozys Bekenntnis zu den Menschenrechten arg ins Wanken zu bringen. Noch im März wollte er den Dalai Lama treffen, davon ist heute keine Rede mehr. Natürlich lässt es sich leicht von Freiheit parlieren, wenn keine bedeutenden wirtschaftlichen Interessen auf dem Spiel stehen. Geht es aber um die Bürgerrechte im Riesenmarkt China, wird es erheblich schwieriger, zu den großen Prinzipien zu stehen.
Deshalb machte auch der französische Senatspräsident Christian Poncelet - im Namen des französischen Staatschefs - seinen Bückling vor der behinderten chinesischen Sportlerin Jin Jing, die in ihrem Land als Symbol des Widerstands gegen die tibetischen "Separatisten" gefeiert wurde, seit sie in Paris die olympische Flamme gegen Demonstranten verteidigte.
Die schriftliche Entschuldigung im Namen der französischen Republik war denn auch mehr als bloß symbolisch gemeint. Den Machthabern in Peking sollten Sarkozys Emissäre versichern, wie sehr es Frankreich an der Freundschaft mit China gelegen ist und dass man die Kundgebungen gegen die Unterdrückung der Menschenrechte und der Selbstbestimmung Tibets doch nicht so ernst nehmen müsse.
Doch nach der "Provokation" der links regierten Stadt Paris, die den Dalai Lama und den Dissidenten Hu Jia zu "Ehrenbürgern" ernannte, macht sich Sarkozy völlig unglaubwürdig, wenn er nun aus Angst vor wirtschaftlichen Einbußen von Menschenrechten in China schweigt. Mit der Organisation der Olympischen Spiele ist China das Risiko eingegangen, sich der internationalen Kritik am Umgang mit Dissidenten und Minderheiten auszusetzen. Dass ausgerechnet das Land, das sich als Wiege der Menschenrechte betrachtet, als Erstes den Rücken krümmt und kneift, ist in Frankreich selbst undenkbar und ein Skandal. Sarkozy jedoch muss sich nun genau das vorwerfen lassen: Erst hat er groß von Menschenrechten parliert, jetzt kneift er.
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Kommentar von
Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.