Kommentar Sachsenwerbung: So een Schnulli
Sachsen lässt sich eine Imagekampagne 32 Milionen Euro kosten. Eine westdeutsche Werbeagentur leistet dabei dem Sachsenhass Vorschub. Schluss damit!
H ört endlich auf, immer und immer wieder die Sachsen und ihre Sprache zur Schnegge zu machen! Kaum machen sie die Gusche auf, kriegen sie eins über den Nischl. Und das nur, weil in der sächsischen Mundart die Weechen die Hardn besiechen und aus einem t ein d wird, aus einem k ein g, aus einem p ein b.
Bis heute werden die Sachsen reduziert auf Sätze des längst verwesten Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht – „Dor Sozialismus wird siechen“ – oder von Grenzern mit ihrer Frage nach vermeintlichem Gänsefleisch – „Gennse vleischd mal den Gofferraum offmachen?“ Halb Deutschland hat sich auch totgelacht, als einer nach Stuttgart ausgewanderteten Sächsin, die nach Bordo – nach Porto in Bordugal – fliegen wollte, ein Digged nach Bordeaux verkauft wurde.
Isch gloob, mein Schwein pfeifd. Ohne die Sachsen würde es geen Deebeudl geben, geen Gaffeefildor, geen Bordzellan, geen Bierdeggl und och geen Büsdnhaldor. Dazu kommen Bersönlischgeidn wie Martin Luther, Gotthold Ephraim Lessing, Karl May oder Sigmund Jähn, der als erster Deutscher ins Weltall geflochen ist. Nur sind die gemiedlischen Sachsen zu bescheiden, um sich gut zu vergoofn.
ist Autorin der taz.
Die weldweid dädische Gommunigadionsagendur, mit Hauptsitz in Düsseldorf, die die neue „Imagekampagne“ für Sachsen verantwortet, die ab Mitte Juni läuft, macht sich nicht über die Sachsen lustig. Es ist noch schlimmer: Sie ignoriert das säggssche Idiom! Unter dem Motto „So geht sächsisch“ werden dröge Anspielungen auf Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Baden Württemberg gemacht, „Kraft ohne Hannelore“, „Madonna ohne Skandale“, „Baden ohne Württemberg“. So een Schnulli! 32 Millionen Euro kostet der Spass. Isch gloob, mein Schwein pfeifd schon widdor.
Noch heute ist Sachsen, wo die schönen Mädchen an den Bäumen wachsen, ein Land der Erfinder. Täglich werden drei Erfindungen beim Badendamd angemeldet. Wieso erfinden die Sachsen, bei denen Figgse keene Aufforderung zum Geschlechtsverkehr ist, sondern die Bezeichnung für Füchse, nicht selbst eine Werbekampagne mit allem Bibabo?! Denn noch eine Sache können die Sachsen besonders gut: Sie können sich über sich selbst gabuddlachn.
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