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Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ist meines Erachtens seit ihrem Kriegskurs im Jahre 1914 eine der rückständigsten sozialdemokratischen Parteien weltweit. Der Anfang vom Ende der SPD war im Grunde mit dem begründeten Austritt Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts, die für eine fortschrittliche, zivilisierte Gesellschaft stritten, bereits besiegelt.
Die Frauen, soweit politisch in der SPD noch halbwegs profiliert, wurden und werden von den Genossen der Bosse, der sexistischen Machovereinigung um Ex-Kanzler Gerhard Schröder, Wolfgang Clement & Konsorten, an den Rand der Bedeutungslosigkeit gedrängt, gekränkt, verhöhnt, ausgegrenzt und zuletzt noch für die desaströsen Ränkespiele der dummen Parteijungen verantwortlich gemacht.
Der Fall der früheren schleswigholsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis, die sich immerhin mal anschickte, mit der progressiven dänischen Minderheit zusammen das rückständige deutsche Schulsystem zu humanisieren, steht ja dafür als trauriges Paradebeispiel.
Gäbe es die Möglichkeit, den oder die Bundespräsidenten/in direkt zu wählen - und was spräche letztlich dagegen, da es sich im wesentlichen nur noch um ein Repräsentationsamt handelt, und die Weimarer Republik in der Hauptsache an der Unfähigkeit ihrer politschen Eliten zu progressiven Konsensen zugrunde gegangen ist? -, würde ich trotz Linksorientierung die christdemokratische Frau Professorin Rita Süssmuth wählen, da mir bekannt ist, daß sie sich sehr für die Integration von
Menschen und Mitbürgern/innen mit Migrationshintergrund engagiert.
Wenn das Ergebnis einer Quotenregelung Merkel heißt, dann will ich keine Quote.
Die Plastik-Bahncard gehört bald der Vergangenheit an. Probleme sind damit vorprogrammiert und Kund:innen ohne digitale Affinität bleiben außen vor.
Kommentar SPD und Frauen: Trostloser Evergreen
Das Absägen von Politikerinnen und genderpolitischen Leuchttürmen hat die SPD immer ganz allein hinbekommen. Deshalb ist Münteferings Quotenforderung auch unglaubwürdig.
In jedem Wahlkampf entdecken die Sozialdemokraten, dass die Hälfte ihrer potenziellen WählerInnen Frauen sind. Dann fuchteln sie mit Quoten und Gesetzen, manchmal wollen sie auch das Ehegattensplitting abschaffen. Jetzt also beglückt Parteichef Franz Müntefering die Wählerinnen per Interview mit dem vagen Hinweis, dass man auch in der Wirtschaft "manchmal" und "auf Zeit" Quoten anwenden müsse, um ein Ziel zu erreichen.
Leider ist die SPD in Sachen Geschlechterpolitik derart unglaubwürdig, dass man diese schwammige Formulierung nicht ernst nehmen kann. Einer Partei fällt nach zehn Regierungsjahren auf, dass man ein Gleichstellungsgesetz brauchen könnte? Derselben Partei, die vor acht Jahren dieses Gesetz bereits vorgelegt hatte und es dann selbst per Kanzlerdekret wieder einkassierte? Darin wurden übrigens nicht feste Quoten gefordert, sondern flexible Zielmarken und fein austarierbare Instrumente. Dass Müntefering nun pauschal von Quoten spricht, zeigt, dass er sich mit der Materie offenbar nicht ernsthaft zu beschäftigen gedenkt.
Die Münteferingschen Halbgarheiten sind nur ein trauriges Beispiel für das gigantische Problem der SPD: Die Union hat ihr nicht nur wirtschaftspolitisch den Schneid abgekauft, siehe Konjunkturprogramm. Auch gesellschaftspolitisch ist sie um einiges profilierter: Es war die Union, die Islam- und Integrationsgipfel einberief. Es war die Union, die einer Frau die Kanzlerschaft zutraute. Es war die Unionsregierung, die mit den Vätermonaten zum ersten Mal ein männerpolitisches Ziel festlegte. Es ist die Union, die Kitas ausbauen lässt. Alles Dinge, die Rot-Grün nicht zu Wege gebracht hat.
Natürlich, damals hatte man einen schwarz dominierten Bundesrat, der vieles blockierte. Doch das Absägen von weiblichem Spitzenpersonal und geschlechterpolitischen Leuchttürmen, das hat die SPD immer ganz allein hinbekommen. Wenn Münterfering gegen die Strahlkraft, die von der Leyen und Merkel allein durch ihre Anwesenheit erreichen, etwas ausrichten will, wird ein bisschen Quotengemurmel nicht ausreichen.
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Kommentar von
Heide Oestreich
Inlandsredakteurin
Jahrgang 1968, ist seit langem Redakteurin für Geschlechterpolitik in der taz und im kulturradio vom RBB. Von ihr erschien unter anderem das Buch „Der Kopftuchstreit. Das Abendland und ein Quadratmeter Islam“. 2009 wurde sie mit dem Preis „Der lange Atem“ des Journalistenverbands Berlin Brandenburg für die Berichterstattung über Geschlechterstereotype ausgezeichnet.