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Kommentar SPD-KompetenzteamMehr Konzentration, bitte!

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Die Taktik der SPD bei der Vorstellung ihres Kompetenzteams ist verwirrend. Schlagkräftig wirkt das nicht. Aber es gibt auch einen Lichtblick.

Ein Teil des SPD-Kompetenzteams: Gesche Joost ((l.), Yasemin Karakasoglu (M.) und Karl Lauterbach. Bild: dpa

D ie SPD stellt ihr Kompetenzteam in vier Tranchen vor. Warum? Dies ist der durchsichtige Versuch, das Interesse an diesem Team künstlich hoch zu halten. Dass die dritte Präsentation nun für Montag avisiert, aber erst Mittwoch spruchreif war, wirft auch kein strahlendes Licht auf die SPD im Wahlkampfmodus. Offenbar meldeten Landesverbände Ansprüche an, deshalb dauerte es. Ein planvoller Angriff auf die Regierung geht anders.

Zudem ist es etwas mühsam, die Botschaft zu entziffern, die die SPD mit diesem Dutzend Köpfe senden will. Denn wer von diesen neun, in der nächsten Woche dann zwölf PolitikerInnen in einem – wahrscheinlich von Angela Merkel geführten – Kabinett Platz nehmen wird, das ist diesem Team nur vage zu entnehmen.

Der Gewerkschafter Klaus Wiesehügel, der einzige Agenda-2010-Kritiker im Team, hätte Chancen, Arbeitsminister zu werden. Denn die SPD muss gerade in einer großen Koalition ihre linke Flanke sichern. Thomas Oppermann scheint als Minister für Justiz – oder das Innenressort – gesetzt zu sein, falls die SPD mitregiert.

Kurzum: Es wäre effektiver, dieses Schattenkabinett (denn das ist es immer noch, auch wenn es anders heißt) durch ein echtes Kompetenzteam von vier, fünf PolitikerInnen zu ersetzen. Für die Öffentlichkeit hätte dies den Vorteil, zu erfahren, welche Themen und Personen neben dem Kanzlerkandidaten machtpolitisch wirklich zählen.

Bild: taz
Stefan Reinecke

ist Parlamentskorrespondent der taz.

Wo bleibt das Positive? Es gibt Yasemin Karakasoglu. Die Professorin ist keine Verlegenheitsquotenmigrantin. Ihre Berufung zeigt, dass die SPD lernfähig ist. Die Partei hat die Migranten lange stiefmütterlich behandelt. Seit 2009 hat sich dies, trotz des Sarrazin-Desasters, unter Gabriel langsam geändert. Die SPD hat verstanden – immerhin eine brauchbare Botschaft.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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7 Kommentare

 / 
  • A
    anke

    Die Botschaft, sie hätte verstanden, hat die SPD schon einmal gesendet. Bis heute ist nicht so ganz geklärt, ob damals bewusst gelogen wurde von den Zuständigen, oder ob der Slogan bloß ein Irrtum war. Eins allerdings steht fest: Verstehen bedeutet noch nicht, dass auch die "richtigen" Schlüsse gezogen werden. Die Werbestrategen der SPD und vor allem deren Auftraggeber spielen mit Hoffnungen. In meinen Augen ist das kein Ausdruck von Kompetenz, sondern einer von Leichtsinn. WAS genau sie verstanden hat und wie sie im Einzelnen nun handeln will, überlässt "die" SPD nämlich der Fantasie ihrer potentiellen Wähler. Viele davon, vor allem die Optimisten, wird sie zwangsläufig enttäuschen müssen. Das, zumindest, scheint die SPD noch nicht verstanden zu haben - oder bewusst in Kauf zu nehmen. Ob Frau Karakasoglu mehr macht aus ihrer Chance, bleibt abzuwarten. Viel Spielraum dafür, die Interessen der Migranten, die auf sie hoffen, auch dann zu vertreten, wenn sie den Interessen wirklich wichtiger Leute zuwiderlaufen, würde man ihr wohl selbst dann nicht lassen, wenn ein göttliches Wunder "der" SPD im Herbst satte 51% bescheren würde.

  • D
    Detlev

    "Denn wer von diesen neun, in der nächsten Woche dann zwölf PolitikerInnen in einem – wahrscheinlich von Angela Merkel geführten – Kabinett Platz nehmen wird, das ist diesem Team nur vage zu entnehmen."

     

    Ich wäre mir nicht sicher, ob die SPD den Schritt in die große Koalition noch schafft. Wenn der Wahlkampf so weiter geht, wie bisher, dann wäre die SPD wohl im Oktober in ihrer schwersten Krise seit 1933 angelangt, denn dann wäre sie keine Volkspartei mehr, sie wäre zwingend auf Partner, mehrere, angewiesen und sie könnte nicht mehr den Mythos aufrechterhalten, dass man mit den beiden Stimmen auf den Wahlzetteln wirklich eine SPD-Regierung wählt. Sie könnte wohl nicht mehr behaupten, dass diese Regierung im Wesentlichen von der SPD bestimmt werden würde.

     

    Wo ich Stefan Reinecke zustimme, ist, dass die SPD keine klare Richtung mehr angibt. Der Kandidat ist wirtschaftsfreundlich, war mal neo-liberal, so ungefähr bis zu seiner Nominierung, jetzt ist er sozialdemokratisch und eigentlich weiß niemand, was das 2013 und bei den Bundestagswahlen zu bedeuten hat? Die Team-Kollegen vereint nur, dass sie irgendwie kompetent sind.

  • T
    tomas

    ein haar in der suppe lässt sich immer finden,

    stellt doch lieber die kandidaten vor, wofür diese stehen, was

    haben sie schon geleistet und ihren lebensweg...,

    NUR MECKERN kann JEDER...,

    bis denne

  • K
    keetenheuve

    Lichtblick? Wieso soll ausgerechnet eine Frau, die Kopftücher für Lehrerinnen befürwortet (Karakasoglu), ein Lichtblick sein?

  • AU
    Andreas Urstadt und Julien Lewis

    Ein echtes Schattenkabinett, dass mindestens bereits ein Jahr vor der Wahl schon richtig arbeitet ist viel besser, es wird am allerbesten sogar sehr schnell nach einer Niederlage aufgebaut. Die Gefahr ist dann, dass eine unterlegene Seite, also die Minderheit, der Regierung ziemlich Wind machen kann. Die Vorstellerei mit dem Kompetenzteam hat was von Adventskalender. Da weiss man aber was drin ist vorher.

     

    Es ist auch unfair, es sieht aus wie eine Fleischbeschau, in der andern Form werden die Leute nach Arbeit eingeschaetzt, die Jobs, die die jetzt haben, sind nicht vergleichbar.

     

    Ein echtes Schattenkabinett ist viel besser, transparenter, fairer. Und politisch nachhaltig.

     

    Andreas und Julien sagen good bye. Eine Zeitung ist nicht nachhaltig, das gilt dann auch fuer die eigenen Kommentare. Uns faellt kein Artikel ein, der Nachhaltigkeit gehabt haette. Ein Buch hat dagegen sehr wohl Nachhaltigkeit. Was man hier machen kann, ist Wissen testen und fit halten, wenn man s schon hat. Zum Nachhaltigkeitsbereich liefen in zwei Monaten viele schlechte Artikel ueber den Weg, besonders wenn Journalisten einfach politischen etc Akteuren folgen. Politikerbiografien sind uebrigens auch nicht besonders nachhaltig. ******

  • AL
    A. Lert

    "Mehr Konzentration, bitte!" ??

     

    Passender wäre wohl eher: "Mehr Kompetenz, bitte!".

     

    Die Zusammensetzung dieses Inkompetenz- bzw. eher Inkompetenzkompensationskompetenzteam irritiert mich sehr.

    Ich vermute schon seit längerem: Die SPD will die nächste Wahl ganz gezielt verlieren.

     

    Wieso sonst hätten sie eine Flitzpiepe ins Rennen geschickt, die ihre größte Kompetenz im Bereich des Fettnäpfchenhoppings und Leutevordenkopfstoßings hat?

    Besagte Flitzpiepe würgt sich nach diversen Entgleisungen ein sog. "Kompetenzteam" zusammen, das mehr zur Wählerabschreckung denn zur Vertrauensbildung taugt.

    Und diese Partei will angeblich einen seriösen Wahlkampf führen? Na ja. Da müßte man schon sehr naiv sein, um denen das abzukaufen.

     

    Mit Konzentration hat das ganze überhaupt nichts zu tun. Eher mit dem absoluten Unwillen, in Kürze Regierungsverantwortung zu übernehmen.

  • J
    JoHnny

    05/06/13

     

    werter stefan reinecke,

     

    g l e i c h f a l l s . . .

     

    mfg

     

    p.s.: was heißt hier künstlich?

     

    p.p.s.: soll ein basta-angriff etwa

    planvoll sein??