Kommentar S-Bahn-Entschädigung: Ignoranter geschützter Monopolist
Auch nach monatelangem S-Bahn-Chaos warten Berliner Studierende auf eine Entschädigung.
Bei der S-Bahn verwundert einen gar nichts mehr. Nicht dass der Bahnchef mal wieder keine Zeit gefunden hat, den Abgeordneten Rede und Antwort zu stehen. Und erst recht nicht, dass die S-Bahn auch nach monatelangen Chaos es nicht schafft, die Studierenden zu entschädigen.
Wenn die Manager neben den Werkstätten auch die Kunden hätten wegrationalisieren können, ohne die Gewinne der Bahn AG zu schmälern, dann würden die S-Bahnen längst nur noch als Geisterzüge durch die Stadt zuckeln. Die Studierenden aber sind aus Sicht der Bahn-Manager die schlimmsten Kunden. Denn die dürfen die teuren Züge zum Sondertarif benutzen. Dass sie dennoch auf Entschädigung pochen, hatte das Bahn-Management daher anfangs als echten Affront empfunden. Mittlerweile zögert es nur noch, die Kosten für die Auszahlung zu übernehmen. Die Denkweise aber blieb die gleiche: die eines staatlich geschützten Monopolisten, der sich alles erlauben kann.
Dass diese Struktur noch dringender überholt werden muss als alle Rumpelzüge der Bahn zusammen, liegt auf der Hand. Doch so lange können die Studierenden nicht warten. Sie haben zwar vollkommen recht, wenn sie die Übernahme der Verwaltungskosten durch den Schadensverursacher fordern. Pragmatischer allerdings wäre es, statt einer rückwirkenden Entschädigung einen drastisch reduzierten Beitrag für das Sommersemester einzuklagen - und am besten gleich auch für das nächste Wintersemester. Denn dass die S-Bahn auch dann noch ihren Fahrplan nicht einhalten kann, ist wesentlich wahrscheinlicher, als dass sie ihre Kunden jemals angemessen entschädigt.
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