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Kommentar Russlands Nordkaukasus-PolitikTerror und Fahrlässigkeit

Klaus-Helge Donath
Kommentar von Klaus-Helge Donath

Russlands Gleichgültigkeit und verfehlte Politik hat die Region Nordkaukasus zur Hochburg des radikalen Islam herangezüchtet.

D er Nordkaukasus ist Russlands Achillesferse. Moskau sollte es wissen, will es aber nicht wahrhaben. Nur Terroranschläge in den Hauptverkehrsarterien der Metropole rufen es regelmäßig ins Gedächtnis der Machthaber zurück. Das letzte Blutbad in der Metro liegt erst zehn Monate zurück. Terror lässt sich nicht grundsätzlich verhindern, Prophylaxe ist schwierig. Terroranschläge in Europa und den USA haben aber gezeigt, dass sich Sicherheitsbehörden auf die Bedrohung einstellen können. Sie haben Lernfähigkeit bewiesen. Die russischen Kollegen sind bei der Vorbeugung nicht so erfolgreich.

Nach dem Anschlag in Domodjedowo stellte sich heraus, dass die Sicherheitsvorkehrungen lax gehandhabt wurden. Verantwortung tragen unterdessen Politik und Gesellschaft in gleicher Weise. Zwar ist das Entsetzen nach Anschlägen jedes Mal groß und die Politik verspricht härteste Sanktionen. Am Ende verläuft aber auch der Schrecken im Sande und Russland geht zur Tagesordnung über.

Staat und Volk verschließen die Augen vor der Realität. Obwohl der Terror in Russland zu Hause ist. Täglich fordert er im Kaukasus Blutzoll. Das kümmert aber weder Politik noch Gesellschaft. Der Kaukasus ist exterritoriales Inland, an dem aus Gründen der Staatsräson und des imperialen Selbstverständnisses festgehalten wird. Russlands Gleichgültigkeit und verfehlte Politik hat die Region zur Hochburg des radikalen Islam herangezüchtet. Sie liegt an der Peripherie Europas und birgt mehr Explosivität als die islamistisch infiltrierten zentralasiatischen Nachbarn Afghanistans.

Der Autor

Klaus-Helge Donath ist Russland-Korrespondent der taz.

An die internationale Verantwortung sollte man den Kreml erinnern. Die Schlamperei hat ein Ende, wenn andere zu Schaden kommen. Auch wenn man zu Hause dem systemtragenden Geheimdienst alle Fehler nachsieht. Solange der sich nicht den Spielregeln eines demokratischen Rechtsstaates beugen muss, wird er bei der Terrorprophylaxe den westlichen Diensten unterlegen sein.

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Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.
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3 Kommentare

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  • G
    gregor

    Ohne Terror kann kein westlicher Staat funktionieren und Russland ist auch eigentlich ein "westlicher" Staat. Hierzulande muss man aber nicht unbedingt bomben, allein die Nachrichten genügen, und wenn nicht, dann werden mal eben die "Sicherheitsdienste" versagen und irgendwas fliegt hoch. Aber da in Russland mehr gemacht werden muss, das Land bewegt werden muss, intern der Staat reformiert werden muss und man gegenseitig viel härter kämpft, darum muss der Terror effektiver sein. Dass dafür die Kaukasier ausgesucht wurden, die Üblen zu sein, dass ist nur ein historischer Zufall. Darüber gibt es eine Anekdote aus dem Kaukasus. Ein alter Kaukasier liegt im Sterben und ruft seine Söhne zu sich, sagt ihnen - rettet die Juden! Die Söhne denken, dass der Alte durchgeknallt sei, fragen aber dennoch nach und bekommen dann zu hören - Weil nach den Juden wir dran sind! Ich meine, dass es in Deutschland in den 30ern auch selbstverständlich war, zu sagen, es waren die Juden, so wie es heute selbstverständlich ist, nicht danach zu fragen, ob es stimmt, dass die Täter aus dem Kaukasus kommen. In diesem Sinne ist es schon lustig, dass der Autor dieses Kommentars sich zu dem Sprecher für den russischen Geheimdienst umdrehen lässt. Diese Russen waren immer die Künstler, die westlichen Journalisten das sprechen zu lassen, was sie sich wünschen)

  • IG
    Im Glashaus?

    Lieber Herr Donath, ich glaube daran erinnern zu müssen, dass die Bundeswehr sich in einer sehr ähnlichen Situation in Afghanistan befindet, übrigens ebenso mäßig erfolgreich wie russische Truppen in Tschetschenien.

    Was die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen betrifft, so ist festzustellen, dass auch hierzulande der Eingangsbereich generell nicht mit Sicherheitsschleusen ausgestattet ist.

    Was die Übernahme von Verantwortung bei Disfunktion staatlicher Organe betrifft werden wir in naher Zukunft am Beispiel Gutenberg sehen und feststellen müssen: auch unsere "demokratischen" Politiker sind machtgierige Opportunisten.

    Wo also liegt der Unterschied?

    Wenn der nächste große Anschlag in Deutschland stattfindet, wer ist dann daran Schuld?

    Wir, unsere Politik, die Flughafenbetreiber oder doch die Taliban?

  • E
    E.A.

    Hm, Nordkaukasus.... war das nicht die Gegend, wo die Russen die dortige Bevölkerung behandelt haben wie der allerletzte Dreck, sie zertreten haben wie Insekten, eine Entbindungsstation weggebombt haben, fast schon Genozid betrieben haben?

     

    Und dann wundern sie sich, dass sie solch einen unbändigen Hass auf Russland entwickeln.