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Kommentar Rücktritt am SchauspielhausWeit mehr als überstürzte Flucht

Kommentar von Petra Schellen

Es wäre verfehlt, in Schirmers Rückzug die Flucht eines Schwächelnden zu sehen.

K aum ist Hamburgs neuer Kultursenator Reinhard Stuth im Amt, da fliegen ihm schon Teile der "Kulturstadt Hamburg" um die Ohren: Schauspielhaus-Chef Friedrich Schirmer geht, weil er Einsparungen nicht mittragen will. Er sei nicht imstande, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, hat er gesagt.

Nun kann man argumentieren, dass Schirmer, dessen Vertrag Ex-Kultursenatorin Karin von Welck 2008 überraschend vorzeitig verlängert hatte, schon länger glücklos agierte. Dass er, der am Stuttgarter Staatstheater als erfolgreicher Talentscout galt, sein Niveau in Hamburg nicht halten konnte. In der Tat geht ein Gutteil des Schauspielhaus-Renommees der letzten Jahre aufs Konto des von Klaus Schumacher geführten Jungen Schauspielhauses; der Rest galt als zunehmend provinziell.

Trotzdem wäre es verfehlt, in Schirmers Rückzug die Flucht eines Schwächelnden zu sehen: Wenn es darauf ankam, bot der Intendant Politikern durchaus Paroli. Sein Rückzug ist daher eher als ein - leider zu spätes - "Nicht mit uns!" zu lesen. Denn Stuth hat, so scheint es, nicht vehement genug gekämpft, um das Schauspielhaus vor Kürzungen zu bewahren.

Das entspricht zwar durchaus seinem Stil: Auch die Kultur müsse sparen, hat Stuth gesagt. Loyalität zur Kulturszene sieht allerdings anders aus. Sie fußt auf Emphase, nicht auf mildem Verständnis für die Gegenseite.

Stuth hat wohl nicht vehement genug für das Schauspielhaus gekämpft.

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Seit 2000 Redakteurin der taz am Standort Hamburg. Schwerpunkte: Kultur und -politik, Drittes Reich, Judentum, Religion allgemein.
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