Kommentar Rohstoffhandel-Megafusion: Atemberaubender Schachzug
Die Megafusion in Südafrika ist äußerst problematisch. Globale Handelsfirmen werden zu wenig beleuchtet. Dabei sind sie es, die entscheiden, wer am Rohstoffhandel verdient.
Z wei weiße Südafrikaner wollen den Welthandel mit Rohstoffen umkrempeln. Die Fusion zwischen dem Handelsunternehmen Glencore und dem Bergbauunternehmen XStrata, die sich die beiden Firmenchefs Ivan Glasenberg und Mick Davis ausgedacht haben, ist ein atemberaubender Schachzug.
Mit wenigen Federstrichen entsteht da erstmals ein integriertes, weltweit tätiges Rohstoffunternehmen, das sowohl in der Förderung von Mineralien als auch in ihrem Verkauf und Transport an die Abnehmer führend ist und dazu noch reichlich Erfahrung im Umgang mit schwierigen Partnerländern von China bis Kongo mitbringt.
Vielleicht ist es kein Zufall, dass gerade Erben des weißen Bergbauimperialismus in Afrika und der einstigen krummen Geschäfte von Apartheid-Südafrika jetzt diese neue Chance zu greifen wissen. Je reicher China und andere asiatische Aufsteiger werden, desto mehr begeben sie sich in Abhängigkeit von den Ländern, unter deren Boden die Rohstoffe liegen, die sie für ihre schnell wachsenden Volkswirtschaften brauchen.
ist Co-Ressortleiter des Auslandsressorts der taz.
Bei Mineralien sind das Australien und Kanada, auch Russland und Kasachstan sowie eine ganze Reihe lateinamerikanischer und afrikanischer Länder. Und dafür reicht es nicht, dass Regierungen von Produzenten- und Verbraucherländern sich einig werden. Die Rohstoffe müssen auch gefördert und von einem Ende der Handelskette zum anderen bewegt werden.
Die Welt der global tätigen Handelsfirmen wird international zu wenig beleuchtet, und wenn, dann meist ausschließlich im Zusammenhang mit Spekulation. Es ist Zeit, ihr reales Handeln genauso sorgfältig zu beobachten wie das der Firmen, die Erze aus dem Boden holen oder Endprodukte herstellen. Denn ihr Geschäftsgebaren entscheidet letztendlich, wer wie viel am Rohstoffhandel verdient.
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