Kommentar Raucherecke: Yves Saint Laurent Luxury 100s
Beim Arzt: Wenn alles so schlimm ist, ist nur das Beste schlimm genug.
N eulich beim Arzt wurde ich unfreiwillig Opfer der Prävention. Die Krankenschwester konstatierte eine Temperatur und ich ließ mich tief beeindrucken, weil mich seit Jahrzehnten kein Fieber mehr niederstreckte. Da saß ich also, fiebrig und mit Schüttelfrost, kurz vor einer schwerwiegenden Diagnose - sehr empfänglich für Ablassvorschläge aller Art.
Endlich betritt der Arzt das Krankenzimmer, unbeeindruckt von meinem Leiden hört er ab, nimmt Puls und setzt zu einem folgenschweren Monolog an. Ganz im Dienste der Wissenschaft, ohne Moral zu predigen, erläutert er die Funktionen meines Lungenapparates. Bis zum dritten Satz lasse ich seine Ausführungen stoisch über mich ergehen, "... wo die Flimmerhärchen...", ich blicke ihn kurz an, er spricht unbeirrt weiter, während sich in meinem Kopf eine Bildstrecke von mikroskopischer Brillanz ausbreitet, um die mich die Geo beneidet hätte.
Wie ein wogendes Korallenriff sehe ich meine Flimmerhärchen, wie sie sich bei jedem Atemzug weich hin und her bewegen. In zartem Gelb stelle ich sie mir vor, so zart und so verletzbar. Fast zerfliesse ich vor Anteilnahme an mir selbst. Ungerührt meiner neuen Körperwahrnehmung fährt der Arzt fort, "irreversible Schäden" , und skizziert alle erdenklichen Schreckensszenarien, "bei jedem Atemzug zerstört ", die "auch beim Passivrauchen" meinem gerade eben entdeckten Organ widerfahren könnten. Sprachlos sitze ich da und fühle eine innige Beziehung zu meinen Flimmerhärchen. Seither bereue ich zu wissen, was mich bisher ungerührt liess. Noch folge ich kokettierend als unschlüssige Nichtraucherin den Raucherpausen.
Und kürzlich, als mich der Ungehorsam reizte, rauchte ich eine Yves Saint Laurent Luxury 100s. Wenigstens soll nur das Beste gut genug sein.
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