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Kommentar Räumung der Liebig 14Zeiten ändern Träume

Kommentar von Svenja Bergt

Vor der Räumung der Liebig 14 zeigen ehemalige Hausbesetzer wenig Verständnis für die Jungen.

W ütend sind die Proteste gegen die Räumung der Liebig 14, laut, etwas verzweifelt, aber vor allem eines: jung. Wer - nicht nur, aber auch in den vergangenen Tagen - auf Demonstrationen für den Erhalt des Hausprojekts vorbeischaute, fand sich unter Menschen, die die Altersverteilung der Gesellschaft so gar nicht abbildeten. Viele Jugendliche, eine Menge Menschen zwischen 20 und vielleicht noch Mitte 30, und danach galt: Je älter, desto seltener. Wo sind sie also, die Hausbesetzer der 80er Jahre, die Wegbereiter von Projekten wie der Liebig 14, die erfahrenen Älteren?

Nein, sie sind nicht schon mal vorgegangen, um Barrikaden zu bauen. Sie sitzen mit ihrer Familie am Frühstückstisch, sind mit Arbeitskollegen in der Raucherpause oder diskutieren beim monatlichen Hausplenum über eine neue Heizungsanlage. Mit den jetzigen Bewohnern der Liebig 14 haben viele wenig gemein.

Das ist nicht ungewöhnlich: Bewegungen lassen sich eben nicht auf kleiner Flamme warm halten. Sie kochen nur so lange, wie ihre Anhänger es wollen. Mit der Zeit, mit anderen Prioritäten ändert sich die Welt, und plötzlich ist der Kampf gegen die Räumung nicht mehr der eigene, sondern derer, die die eigenen Kindern sein könnten.

Natürlich ist es schade, wenn eine gute Idee Anhänger verliert. Doch genauso schade wäre es, wenn alle ihr Leben lang die gleichen Ziele und Ideen hätten, sich nicht verändern würden. Wichtig ist daher vor allem eines: dass es nicht aufhört, junge - oder alte - Menschen zu geben, die an ihre Vorstellung eines alternativen Lebensentwurfs glauben.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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7 Kommentare

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  • M
    miledhel

    Als TAZ-Abonnent ist es schon manchmal ganz lustig, hier herumzustöbern und zu kucken, welche schrägen Typen im Internet die taz lesen:

     

    "Mann o Mann, ich weiß warum ich die TAZ mal lese aber nei abonnieren werden."

     

    Wäre in Deinem Fall wohl auch Geldverschwendung, Mocaer.

  • E
    Ergo

    @Mocaer

    Ich frage mich wo ihre Informationen herkommen.

    Kein Hausbesitzer wurde mit dem Tod bedroht, wohl aber Feuer gelegt und Schlaegertrupps beauftragt von den Eigentuemern bzw. deren handelnden Vertretern.

    Die meisten Eigentuemer haben das Geld bzw. die betreffenden Haeuser geerbt oder rueckuebertragen bekommen bzw. mit Krediten gekauft.

    Anwohner ziehen dort weg, weil der Kiez immer noch dreckig ist und das was "saniert" wird dann schlichtweg zu teuer fuer die bestehende Anwohnerschaft ist.

    Rund um die Uhr Party machen koennen sich die Bewohner nicht leisten, da sie zur Schule gehen, auf die Uni, selbststaendige Projekte betreiben, durch containern ihren Lebensbedarf absichern und vieles mehr. Tatsaechlich gehen auch einige ganz regulaer arbeiten.

    Fazit: Respekt an die TAZ, die zwecks Ausgzwogenheit auch voellig unqualifizierte Kommentare veroeffentlicht.

    @altbesetzer

    Ich finde ihre Einstellung extrem bedauerlich. Bin selber Altbesetzer, auch schon in anderen Staedten, und leider siegt fast immer die Bequemlichkeit. Gottseidank gibt es die Jungen um uns zu ermahnen nicht nachzulassen bloss weils unbequem fuer mich ist. Ich lache mit Wolfgang Neuss, lieber alt, frech und unbequem als ein wandelnder Toter mit schoenem Pseudoleben.

    @Karl Nagel

    Auch an sie, woher haben sie ihre Informationen? Ich kenne sehr viele ehemalige "Revoluzzer", auch 60er, und die allermeisten leben noch. Zwar zumeist als bequem gewordene Fast"Normalos", aber als Familien und zum Teil sogar zumindest geistig noch an Neuem interessiert und die alten Ideale vertretend (in ueberdachter und bedaechtiger Form natuerlich,grins )

    Wette hundertprozent verloren!

  • J
    jemand

    Lieber Mocaer,

     

    was meinst Du, was ein Kommentar ist?!

  • M
    Mocaer

    Liebe TAZ:

     

    wo bleibt die Ausgewogenheit. Wo bleibt das Interview und die Rechecherr zu den bösen HAusbesitzern, die lange versucht haben, eine gemeinsame Lösung zu finden? Die mit dem Tode bedroht wurden? Die das Geld im Unterschied zu manch jungem Revoluzer in Schwarz mit Arbeit verdient haben, während diese es vererbt bekommen? Diese pseudo.Revolutionäre die nur ein Gesetz, nur eine Grenze kennen und respektieren: ihr eigenes. Die schon viele Anwohner vertrieben habe aufgrund des Drecks und des Krachs, den sie rund um die Uhr machen, also auch dann wenn kleine Knider schlafen. Die nur kaputt machen aber nix aufbauen. Die von überall her kommen nur nicht aus Berlin - weil die sind ja bereits weiteregzogen und überlassen das Feld den kampferprobten linken Landsknechten.

     

    TAZ passt: genau wie die reduzierte Berichterstattung zum begangenen Mißbrauch ehemaliger TAZ_Gründer, während man auf die anderen gandenlos und fortgesetzt einprügelt. Mann o Mann, ich weiß warum ich die TAZ mal lese aber nei abonnieren werden.

  • A
    altbesetzer

    Da wir Altbesetzer doch längst die "Scheiß-Spießer" sind, sollte man sich dann nicht über fehlende Unterstützung beklagen. Leben wollen heisst auch andere leben lassen. Solang diese Szene das nicht kann, verspielt sie sich die Sympathien. Mit politischem Inhalt hat das leider wenig zu tun, im Gegenteil, es schadet massiv.

  • O
    oau

    meinen sie das ernst?

  • KN
    Karl Nagel

    Das stimmt eventuell nur für den Teil der Bewegung, der Verträge bekam.

    Der größte Teil der 81-Bewegung hat allerdings keine Familie oder coolen Job und Bude, sondern ist Junkie, Alkie oder hat sich längst tot gesoffen.

    Wetten, daß jeder zweite Punk von damals längst tot ist!