Kommentar Radiowelt in Hannover: Mainstream auf Geheiß von oben
Für Eros Ramazzotti und Tina Turner braucht man kein Bürgerradio. Man braucht es für die vielen Stimmen in der Stadt, die interessant sind, aber zu unbekannt, um es in die Mainstream-Medien zu schaffen.
D ie Radiomacher in Niedersachsen sind nicht zu beneiden. Unter den Argusaugen einer nach langen CDU-Jahren konservativ besetzten Medienanstalt müssen sie selbst dann Quote liefern, wenn sie Bürgerradio machen - also etwas, was für das Gegenteil von Quote steht.
Der Verdacht lässt sich nicht abschütteln, dass es in Wirklichkeit um andere Dinge geht: Radio von unten soll in Niedersachsen keine Steuermittel bekommen - vor allem dann nicht, wenn es politisch nach links tendiert.
Deswegen musste Radio Flora in Hannover weg - gerade als es dabei war, von einem "Sprachrohr der Bewegung" zu einem professionellem Sender zu werden.
Die Kursänderung des Flora-Nachfolgers LeineHertz ist eine Verzweiflungstat: Steigern die Verantwortlichen die Reichweite nicht, hätte man Radio Flora nicht dichtmachen müssen.
Doch für Eros Ramazzotti und Tina Turner braucht man kein Bürgerradio. Man braucht es für die vielen Stimmen in der Stadt, die interessant sind, aber zu unbekannt, um es in die Mainstream-Medien zu schaffen.
Um möglichst viele Hörer zu erreichen, sollte so ein Radio dann auch noch gut gemacht sein. Aber das verstehen die Betonköpfe in der Medienanstalt leider nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!