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Kommentar „Racial Profiling“Keine Selbstverständlichkeit

Christian Rath
Kommentar von Christian Rath

Polizeikontrollen nach Hautfarbe sind rechtswidrig, hat ein Gericht entschieden. Doch besser wäre, verdachtsunabhängige Kontrollen generell zu verbieten.

N iemand darf in Deutschland von der Polizei nur deshalb angehalten und kontrolliert werden, weil er dunkle Hautfarbe hat. Das hat jetzt das Oberverwaltungsgericht Koblenz festgestellt. Dunkle Hautfarbe begründe noch keinen Verdacht, dass jemand illegal in Deutschland lebt.

Eigentlich ist das eine Selbstverständlichkeit. Aber jeder der regelmäßig Bahn fährt, kennt solche Kontrollen, bei denen die Polizei nur die Ausweise von Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe kontrolliert. Die Bundespolizei hat ein solches Verdachtsprofil vor Gericht auch ausdrücklich eingeräumt und das Koblenzer Verwaltungsgericht hat dies in erster Instanz sogar für zulässig erklärt. Es geht also leider doch nicht um Selbstverständlichkeiten, sondern um eine dringend nötige Klarstellung.

In der Folge dieses Urteils wird die Bundespolizei nun vermutlich häufiger einfach alle Zuginsassen kontrollieren. Das ist für „weiße“ Deutsche zwar lästiger, aber auch weniger beschämend, als wenn sie von der Polizei offensichtlich privilegiert werden. Sinnvoller wäre aber, wenn die Bundespolizei auf solche Kontrollen zumindest bei Strecken tief im Inland völlig verzichten würde. Der konkrete Fall spielte sich zwischen Frankfurt/Main und Kassel ab – weitab von jeder Grenze.

taz
Christian Rath

ist rechtspolitischer Korrespondent der taz.

Am besten wäre es jedoch, wenn die entsprechende Norm im Bundespolizeigesetz gleich völlig abgeschafft würde. Derzeit sind verdachtsunabhängige Kontrollen erlaubt, um die „unerlaubte Einreise“ von Ausländern zu verhindern. Es ist aber völlig unverhältnismäßig, für so ein harmloses Delikt, bei dem ja niemand zu Schaden kommt, solche schikanösen Polizeistaatsmethoden vorzusehen. Parteien, die sich etwas trauen, sollten das zum Wahlkampfthema machen.

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Christian Rath
Rechtspolitischer Korrespondent
Geboren 1965, Studium in Berlin und Freiburg, promovierter Jurist, Mitglied der Justizpressekonferenz Karlsruhe seit 1996 (zZt Vorstandsmitglied), Veröffentlichung: „Der Schiedsrichterstaat. Die Macht des Bundesverfassungsgerichts“ (2013).
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16 Kommentare

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  • S
    Schweers

    Was ist das Kennzeichen eines illegalen Einwanderers? Die Frage stellt sich, wenn nicht jeder Fahrgast durchsucht werden soll. Und illegale Einwanderung ist kein Bagatellproblem, da gebe ich Normalo recht. Die Hautfarbe allein, und um ein daran anknüpfendes Raster geht es beim Racial Profiling, was einige wohl nicht verstehen, ist es nicht. Denn illegale Einwanderer gibt es auch aus Osteuropa.

     

    Vielleicht sollte man experimentieren. Ich könnte mir vorstellen, dass bei vollständigen, also in jeder Hinsicht verdachtsunabhängigen, dafür seltener durchgeführten Kontrollen in Zügen mehr illegal Einreisende gefunden werden als mit der jetzigen Methode, deren Kollateralschaden ja nicht unerheblich ist.

     

    Der Kollateralschaden besteht, nur um es klar zu stellen, in dem Eindruck schwarzer oder farbiger Deutscher, unter einem Generalverdacht zu stehen, und dem Eindruck vieler Umstehender, dass die mal wieder, wie man es sich schon dachte, was angestellt haben. Das muß nicht sein.

  • M
    maoam

    Leider "schafft" es die Taz nicht, die Kommentare von "Stimme der Demokratie", "Hannes", "Harald" und anderen PI-Fans auszusieben, so dass man deren rassistische Hetze hier lesen muss.

     

    "Stimme der Demokratie" gibt sich als großer Fan Israels (ich vermute wegen Israels militärischer Stärke. So etwas beeindruckt Rechte generell), einerseits. Andererseits ist er ein großer Sarrazin-Verehrer. Wie er das unter einen Hut kriegt?

     

    Ganz einfach: Nicht denken, und: Immer dem Stärksten in den Hintern kriechen

    Die Abneigung Muslimen und Arabern gegenüber kann man zwischen den Zeilen herauslesen.

     

    Und das obwohl die Taz groß verkündet hat:

     

    "Liebe taz-FreundInnen,

     

    vielen Dank für eure Kommentare und Hinweise. Wir sind selbst über das Ausmaß an Häme und menschenverachtender Kommentare betroffen.

     

    Es ist auch nicht damit zu entschuldigen, dass wir immer wieder darauf hinweisen, dass wir zu wenig Personal haben, um dieses Forum angemessen zu betreuen.(...)"

     

    http://blogs.taz.de/hausblog/2012/09/28/rassistische-kommentare-wir-bitten-um-entschuldigung/

     

    Wenn es unentschuldbar ist, wann wird denn dagegen irgendetwas unternommen?

     

    Und wo bleibt mein Kommentar von gestern? DEN konnte man aussieben?

     

    Geht's noch???

  • U
    unschuldspunker

    ...schön wäre es jetzt auch noch, wenn andere anders als der deutsche michel aussehende menschen auch nicht immer pauschal verdächtigt würden...punker, alternative, dreadlockträger_innen...die werden nämlich meist gleich mitkontrolliert.( in kombination mit dunklerer hautfarbe ist es natürlich am verdächtigsten) wäre auch ganz angenehm, wenns wegfallen würde....

  • JI
    jetzt in der Schweiz

    Ein guter Artikel. Bei den unqualifizierten Kommentaren kann ich nur vermuten, dass sich da der neue deutsche Mob, lustig verkleidet im billigen Anzug, zu Wort meldet. Alles was man offiziell an Hass und Menschenverachtung den Juden gegenüber nicht mehr äussern darf, lässt man noch schnell - solange das noch ungestraft geht - raus, wenn es um unsere Rechte, die Rechte der Schwarzen Deutschen geht, die langsam auch in Deutschland gewahrt werden.

  • SL
    Saint Linden

    Was ist denn hier los. Ich glaub´s ja kaum. Was für unqualifizierte und undifferenzierte Kommentare muss ich hier lesen. Vielleicht sind Stimme der Demokratie, Hannes und Peter auch dafür, dass die 4 Kollegen der Baden-Würtenberger Polizei die Nachts in Laken schlüpfen und brennende Kreuze aufstellen, mit ihren Rittern des KKK die Züge kontrollieren. Dann wären bestimmt alle WASP´s und A.... gaaaanz sicher. Nur wer schützt uns Schwarze vor staatlicher rassistischer Diskriminierung ? Wie wäre es wenn bei so eklatant rassistischen Urteilen wie aus der ersten Instanz, aus Protest alle Spieler der Nationalmannschaft mit Migrationshintergrund zurücktreten. Dann müßten Stimme der Demokratie, Hannes und Peter bei der kommende WM in Brasilien jedenfalls nicht Deutschland die Daumen drücken, denn der Rest der Truppe wäre dann wohl im Urlaub. Leute ihr habt absolut keine Ahnung wovon ihr redet ihr armen diskriminierten Anzugträger.

  • F
    Fritzus

    Ich fahre sehr viel Zug und kenne solche Kontrollen nicht - was ist das für ein dummer Suggestiv-Artikel? Der Autor hat wohl einfach irgendwas hingeschrieben, ohne Nachzudenken, ganz schlecht.

  • H
    Hannes

    Ein peinlicher, zu 100% erwartbarer Artikel bar jeder Realitätsnähe - hier wird sehr offensichtlich auf den Beifall von den ganz billigen taz-Plätzen geschielt. Ein sehr dumpfer, ideologiegtriebener und lanhmer Beitrag - peinlich, so etwas zu veröffentlichen. Einer der üblichen Schnellschüsse von Herrn Rath. Peinlich, peinlich.

     

    Aber das knuffige Um-Sich-Schlagen mit der guten alten Nazi-Keule kann der Christian dafür gut -ist ja auch schon mal was. Als Journalist ungenügend, aber Nazi-Keulen-Schläger Sehr gut. So kennen wir ihn, so lachen wir ihn aus, den sauschlechten "Journalisten".

  • P
    Peter

    Kenne das Problem auch, bei mir ist es so wie Normalo es sagt. Bin öfters mit dem Zug in die Schweiz unterwegs, bis jetzt wurde ich fast immer kontrolliert. Und das nur weil ich Anzug trage und einen Aktenkoffer dabei habe. Es könnte ja sein das ich Geld in die Schweiz bringe. In diesen Zügen herrscht ein Generalverdacht gegenüber Anzugträger. Schade das die taz nicht darüber berichtet.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Übrigens: Die "Rassisten" in Israel haben den sichersten Flughafen der Welt. Warum? Weil sie intelligent profilen. Während wir die Last der Kontrolle auf alle gleichmäßig verteilen und damit aber auch die Kosten der Kontrollen entweder in nicht vertretbare Höhen schnellen lassen oder die Qualität leiden lassen. Kann man die nicht vor einem internationalen Gericht verklagen???

  • S
    super

    Ich hoffe jetzt wird auch endlich mal "Gender Profiling" verboten.

  • V
    vic

    Natürlich ist das nicht in Ordnung.

    Ich kenne das aus früheren Zeiten. Ich wurde an Landesgrenzen immer rausgezogen. Bei mir waren`s lange Haare und Outfit- mangels dunkler Hautfarbe.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    "Schikanösen Polizeistaatsmethoden" ... genau. Menschenrechtsverletzung und Folter. Verdammter Nazi-Staat! Rassisten-Schweine und imperialistische Kapitalisten. Haben wir jetzt alles???

  • S
    Stephan

    "jeder der regelmäßig Bahn fährt, kennt solche Kontrollen, bei denen die Polizei nur die Ausweise von Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe kontrolliert"

    Neee, kenne ich nicht - trotz regelmäßiger Bahnfahrten. Aber bei Fahrten nach Basel habe ich bis jetzt immer erlebt, dass nur Menschen mit weißer Hautfarbe vorzugsweiße mit Schlips und/oder aus der 1. Klasse kontrolliert werden und ihr Gepäck nach Geld durchsucht wird. Glücklicherweise passte ich nie ins Profil, aber ist das nicht auch Rassismus?

  • L
    lowandorder

    Danke.Klare Worte.

     

    Keine Selbstverständlichkeit, wie man einigen

    Leserkommentaren gleich nebenan entnehmen kann.

  • N
    Normalo

    Was die rassebezogene Auswahl der Kontrollierten betrifft, kann man dem Kommentar nur zustimmen.

     

    Aber ein paar kleine Anmerkungen:

     

    1. Der Zug von Frankfurt nach Kassel ist natürlich ein sehr geeigneter Ort, um auf Jagd nach illegalen Einwanderern zu gehen. Wir leben schließlich in Schengen-Land, wo vor unseren geografischen Grenzen erst einmal ausgesiebt wird. In Frankfurt hingegen befindet sich mit dem dortigen Flughafen einer der größten direkten Einreisepunkte aus dem außereuropäischen Ausland überhaupt. Wie man diesen offensichtlichen Zusammenhang ignorieren kann, ohne ihn ignorieren zu wollen, ist mir schleierhaft.

     

    2. Kleinvieh macht auch Mist. Das gilt auch für die ach so harmlose illegale Einreise. Schauen Sie sich die sozialen Probleme an, die die Einwandererghettos in den USA verursachen. Ein Staat, der der Einwanderung rechtliche Grenzen setzt, die von vielen Einwanderungswilligen gerne ignoriert werden, tut sich keinen Gefallen, wenn er diese Grenzen nicht halbwegs konsequent (und es gibt wesentlich schikanösere Methoden der Kontrolle - siehe auch hier USA) durchsetzt. Die linke Logik "Arme-Leute-Delikt = Bagatelle = Hat die Solidargemeinschaft zu dulden" ist gerade hier ein sicherer Weg, reaktionäre Kräfte zu mobilisieren, die eigentlich keiner will.

  • V
    vic

    "Parteien, die sich etwas trauen, sollten das zum Wahlkampfthema machen."

    Tja, wer könnte das sein?