Kommentar Protestaktion Mieterverein: Wenig Hoffnung für gute Idee
Dass die Bürger dem Mieterverein folgen, ist leider zu bezweifeln.
Die Aktion des Mieterbundes hat etwas sehr Sympathisches: Bürgerinnen und Bürger - schlicht: die da unten - sollen die Fakten zusammentragen, um die Behörden, den Senat - die da oben - zum Umdenken zu bringen. Das passt gut in eine Zeit, in der sich außerparlamentarische Mitbestimmung zu etablieren beginnt.
Die Frage ist bloß: Wird es wirklich nennenswerten Rücklauf auf den Aufruf geben, leerstehende Wohnungen zu melden? Kann sich der Mieterverein berechtigte Hoffnungen machen, dass sich eine nennenswerte Zahl von Menschen auch nur fünf Minuten mit einer Sache jenseits alltäglicher Pflichten beschäftigt? So traurig das klingt - die Antwort lautet: Nein.
Die aktuelle Entwicklung verläuft ihrem Ziel zuwider: Je mehr Wahlen und Mitbestimmung es gibt, desto geringer die Beteiligung. Entscheiden zu können, heißt leider nicht, es auch zu tun. Das Europäische Parlament, erst seit 1979 direkt wählbar, interessierte 2004 nur noch jeden Dritten. Es klingt illusorisch, wenn der Senat dieses Mal auf 45 Prozent Beteiligung hofft. Und auch für den Volksentscheid "Pro Reli" deutet sich eine deutlich niedrigere Beteiligung an als bei der Abstimmung 2008 zum Flughafen Tempelhof.
Schön wäre es, wenn es wider Erwarten bei der Aktion des Mietervereins anders wäre. Wenn sich auf eine Weise, die man in den USA bildhaft grassroots campaign nennt, etwas bewegen lässt. Da die Hoffnung wie immer zuletzt stirbt, ist es gut, dass die Mieterlobby es wenigstens versucht.
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