Kommentar Prostitutionsdebatte in Frankreich: Programmierter Misserfolg
In Frankreich versucht man Missständen immer zuerst mit Verboten und Sanktionen beizukommen. Jetzt wird den Kunden von Prostituierten gedroht.
D ie Prostitutionsdebatte in Frankreich ist das Eingeständnis eines Misserfolges. In diesem Land versucht man Missständen immer zuerst mit Verboten und Sanktionen beizukommen. Neben dem Drogenproblem (in Frankreich stehen Haftstrafen auf Cannabiskonsum) ist die Prostitution ein Beispiel dafür. Als nach dem Krieg die „Maisons closes“ geschlossen wurden und jede Form von Bordellen untersagt, sollte damit die Misere der Prostituierten verschwinden.
Prostitution lässt sich nicht einfach verbieten. Man kann sie jedoch verdrängen – aus dem Stadtzentrum und aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Das wurde mit einer Repression gegen die Straßenprostitution versucht. Ein provokanter Minirock oder grelles Make-up konnte genügen für eine Geldstrafe wegen „passiven Anmachens“. Das absurde Gesetz hat die von Zuhälterringen ausgebeuteten Frauen, Jungen und Transsexuellen keineswegs gerettet, sondern sie im Gegenteil ihren Freiern (und gesundheitlichen Risiken) gegenüber erst recht schutzlos gemacht.
Dass jetzt im Gegenzug den Kunden mit Strafen gedroht wird, erscheint da politisch und moralisch bloß gerechtfertigt. Letztlich wird es nur ein weiterer Versuch sein, die Prostitution aus der Öffentlichkeit in einen Schwarzmarkt zu verdrängen, der sich den Wettbewerbsbedingungen anpasst. Der Kampf gegen die Zuhälter und die Schlepper des Menschenhandels aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa ist viel schwieriger und so nicht zu gewinnen.
Mit einem mit marktorientierten Freiheitsparolen drapierten Appell belegen 343 unverbesserliche Machos derweil, wie weit der Weg zu der Erkenntnis ist, dass Frauen keine (käuflichen) Objekte sind und die Liebe keine Ware. Das aber ist auch eine schmerzliche Bilanz eines Scheiterns für alle FeministInnen.
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