Kommentar Prokon wird Genossenschaft: Sieg der Bürger
Ein Erfolgsmodell: Die Gläubiger der insolventen Windenergie-Firma Prokon wollen das Projekt als Genossenschaft fortführen.
R espekt! Was die „Freunde von Prokon“ in den letzten Wochen und Monaten auf die Beine gestellt haben, ist beachtlich. Sie konnten den Insolvenzverwalter überzeugen, neben dem klassischen Investorenplan noch einen Genossenschaftsplan zu entwickeln – ein ausgesprochen seltenes Ereignis.
Sie gewannen namhafte Akteure der Ökowirtschaft als Unterstützer. Und sie überzeugten am Ende Zehntausende von Gläubigern. Zu erwarten war dieser Erfolg zumindest am Anfang nicht.
Die „Freunde von Prokon“ (die es übrigens schon vor dem Insolvenzfall der Firma gewissermaßen im Verborgenen gab) agierten im ersten Moment reichlich unbeholfen gegenüber der Öffentlichkeit. Doch als es drauf ankam, professionalisierten sie sich rasant. So entstand eine Konkurrenz von höchster Symbolkraft.
Auf der einen Seite engagierte Menschen, die ihr Bürgerprojekt Energiewende weiterhin in der eigenen Hand halten wollen. Auf der anderen Seite mit der EnBW ein Unternehmen, das jegliche Energiewende Jahrzehnte lang torpediere, der Gesellschaft Milliardenlasten an Atommüll hinterlässt, selbst nach der Jahrtausendwende noch in klimaschädliche Kohle fehlinvestierte, und dann meinte – inzwischen zwangsgewendet nach Fukushima – , ganzseitige Anzeigen in Spiegel & Co. und ein Bündel Bares reichten aus, um sich nun Prokon schnappen zu können.
Getäuscht. Und das ist gut so. Die Energiewende war immer zuvorderst ein Bürgerprojekt und das muss sie auch bleiben. Während die etablierte Energiewirtschaft erst die politischen Nach-Fukuhsima-Kapriolen als Energiewende betrachtet, haben viele Bürger schon Jahrzehnte lang Erfahrung mit dem Thema. Übrigens wurde das Wort Energiewende bereits im Jahr 1980 vom Öko-Institut – eine Gründung, die aus dem Wyhl-Widerstand resultierte – in einem Buchtitel geprägt. Und nicht 2011 von Angela Merkel.
Bürgerenergiewende
Prokon wird nun ein weiteres Kapitel dieser Bürgerenergiewende schreiben. Und es ist zu hoffen, dass das Signal – der Wille der Bürger mitzumachen – auch in der Politik ankommt. Die hatte sich in der Vergangenheit ja so manches ausgedacht, um explizit Bürgerengagement zu torpedieren, durch Gesetzes-Ideen, wie das Kapitalanlagegesetzbuch und das Kleinanlegerschutzgesetz. Dabei zeigt die Erfahrung eines ganzen Jahrhunderts, dass Genossenschaften eine unschlagbar solide Unternehmensform sind.
Auch die Unterstützer der Prokon-Genossenschaft kamen schließlich aus gutem Hause: Eine Genossenschaftsbank, der die Finanzkrise nicht das geringste anhaben konnte, während Großbanken gerettet werden mussten. Und ein genossenschaftlicher Energieversorger, der stetige Gewinne schreibt, während die börsennotierten Stromkonzerne aus dem letzten Loch pfeifen.
Und so ist es nun den Prokon-Anlegern, die einst einem windigen Geschäftsmann aufsaßen, zu wünschen, dass ihre Firma jetzt in ruhigeres Fahrwasser gerät. Die Genossenschaft ist die beste Voraussetzung dafür.
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