piwik no script img

Kommentar Privatschulen und -unisLasst sie zeigen, was sie können

Kommentar von Christian Füller

Die staatliche Förderung für private Schulen und Unis würde endlich einen echten Wettbewerb entzünden. Auch die Transparenz und soziale Fairness würden gefördert.

D ie Deutschen haben ein sehr merkwürdiges Verhältnis zu privaten Schulen und Hochschulen. Einerseits leiden sie seit langem schon darunter, dass die staatlichen Bildungseinrichtungen mehr durch bürokratische Verantwortungslosigkeit glänzen denn durch pädagogische Hingabe. Andererseits meint der staatsfixierte Bildungsbürger, private Schulen und Unis seien closed shops für die Schönen und Reichen des Landes.

Da passt die Meldung des Wissenschaftsrats, dass künftig auch private Hochschulen mit staatlichem Geld auszustatten seien, prima ins Bild: Das ist ein Aufreger. Staatsknete für private Edelschmieden – niemals!

Doch das ist Quatsch. Eine staatliche Förderung für private Bildungseinrichtungen hätte viele Vorteile: Es würde einen echten Wettbewerb entzünden; es würde für mehr Transparenz bei den privaten Anbietern sorgen – und es würde die soziale Fairness befördern.

Mehr staatliches Geld bedeutet nämlich nicht Ungerechtigkeit, sondern im Gegenteil mehr Gerechtigkeit im Bildungszugang.

Bild: taz
Christian Füller

ist Bildungsredakteur der taz.

Beispiel Privatschulen: Sie werden gerade von vielen Bundesländern an die Kandare genommen – durch Kürzung der Zuschüsse. Damit zwingt der Staat die Privatschulen, die zu 80 Prozent freie, konfessionelle oder Waldorfschulen sind, das Schulgeld zu erhöhen, vulgo die Auslese nach dem Geldbeutel zu verschärfen.

Beispiel Privatunis: Nicht wenige Privatgründungen dümpeln dahin oder sind pleitegegangen – weil sie zu wenig staatliches und privates Geld bekommen.

Eine Aufnahme in die staatliche Programmforschung wäre der richtige Ansatz: Schließlich müssten Privatunis dafür zeigen, was sie können.

Aber das wäre nur der erste Schritt. Den zweiten muss die Industrie machen, die stets über staatliche Unis lamentiert, aber die privaten am ausgestreckten Arm verhungern lässt. Auch sie muss endlich mehr Geld für das Bildungssystem bereitstellen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • AC
    An Ca

    Privatschulen sind nicht gleich Privatschulen !

    Es gibt nämlich (mindestens) zwei: Die einen sind tatsächlich die "Elite"-schmieden, die ich mit meinen Steuergeldern nun wirklich nicht fördern will.

     

    Es gibt aber auch die Initiativen, die pädagogische Konzepte ausprobieren möchten, Sachen machen, die sich leider an staatlichen Schulen so (noch) nicht umsetzen lassen. Die möchte ich sehr wohl fördern ! Sie sind m.E. eine wichtige Ergänzung zum staatlichen Schulsystem und in vielen Punkten Vorreiter.

     

    Wenn der Artikel also heißt: "Lasst sie zeigen, was sie können" ... woran + wie will man dass denn messen ? Wie misst man z.B. Integration bzw. Inklusion von Behinderten ???

  • F
    Fritz

    Ein erstaunlich guter Beitrag - leider kann man an den sehr kleingeistigen und sehr deutschen Kommentaren erkennen, dass die Mehrheit der taz-Leser offenbar schlechte öffentliche Schulen besser findet als gute private. Das ist ebenso peinlich wie traurig - aber nichts ist schwerer, als gegen Dummheit anzukämpfen, das gilt gerade im Bildungsbereich.

     

    Ein sehr guter Beitrag - aus liberaler, d.h. freiheitlicher Perspektive ohne Denkverbote verfasst. Für eine geistig sonst eher dürftige Zeitung wie die taz ist ein soclher durchdachter Beitrag ja echt eine Seltenheit.

  • GM
    Gerhard Mueller

    Es sollte nur staatliche Schulen und HOchschulen geben, die aber richtig ausgestattet werden muessten.

    Wer gibt, bestimmt auch: Die Wirtschaft und Organisationen(z.B. die Bertelsmannstiftung) sollten auf keinen Fall die Hochschulen unterstuetzen duerfen. Denn dann werden sie mit Sicherheit auf die Inhalte Einfluss nehmen. Dann gibt es am Ende nur noch neoliberale Volks- und Betriebswirte, Philosophen u.s.w.

  • FZ
    Frank Zappa

    Versteh ich nicht ganz -- es gibt schon kein Geld mehr für die Staatlichen Schulen, und dann soll man auch noch zufrieden sein, dass das wenige Geld auch noch in private Initiativen fließt?! In Berlin tropft es teilweise in den Schulen durch die Decke oder der Fußboden weist Löcher auf, weil die 80Mio. Euro zur Sanierung fehlen (ich will hier jetzt gar nicht erst die Diskussion anfangen, warum man für Flughafen und Stadtschloss das Geld sehr wohl übrig hat). Durch die Förderung der privaten Schulen fehlt den öffentlichen Einrichtungen dann gleich noch mehr Geld als ohnehin schon.

    Wenn jemand eine private Schule gründen will, dann kann er das ja von mir aus gerne machen, aber dann muss er das eben entsprechend finanziell richtig planen und absichern.

    Abgesehen davon brauchen Schulen keinen Wettbewerb - sie sind keine freien Unternehmen und ich möchte auch nicht, dass sie so betrachtet oder so behandelt werden. Was den Schulen (in Berlin besonders) wirklich fehlt sind, das sind richtige Kontrollen und übergreifende Konzepte zu z.B. "sozialem Miteinander" (siehe Mobbing-Quote), usw.

  • A
    Atze

    Behalt Deine Meinungscheisse für Dich Du Mietschreiber!

  • T
    Tim

    Kann nicht mal jemand den Füller und sein Marktliberales Gequatsche abstellen...!?

  • M
    Müller-Kiel-Döpke-Gehring

    Ich stopfe mein Kind jeden Tag mit Müsli und Biofraß voll. Aber weil unsere Kinder das wertvollste sind was gibt, reicht das noch lange nicht! Mein dreijähriger Popelfresser steht schon, ohne dass er es weiß, im Wettbewerb mit gleichaltrigen aus Hong Kong. Wer mit Fünf noch nicht trilingual ist, der hat schon verkackt. Diese exklusive Dienstleistung kann der Staat nunmal nicht leisten. Dafür sind einfach zu viele Migranten-, Bildungsferne- und Prekariatskinder auf den Schulen. Multikulti ist ja ganz lustig auf dem Karneval der Kulturen. Meine Werte sind Nachhaltigkeit, Familie, Verlässlichkeit, Sicherheit, Kinder, Umwelt und Ökologie. Für mein Kind (egal wie alt!) nur das Beste! Es muss wettbewerbsfähig sein, sonst kann es keinen nachhaltigen Wohlstand geben. Außerdem müssen wir gegen Atom- und Umweltverschmutzung kämpfen, denn Wohlstand muss sich auch lohnen, und ohne Freizeitbeschäftigung ist das nichts, also ohne Planet kein Wohlstand und nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm. Also wieso sollte die Gesellschaft nicht auch beisteuern für mein exklusives Bedürfnis? Achja, außerdem wird's dann ja für ALLE bezahlbar, und ist ja nicht mehr so exklusiv ;) oder? Dann ist's aber Pfutsch mit der Wettbewerbsfähigkeit meines Kindes. Naja, dann muss ich mich noch mehr kümmern. Weiß einer zufällig ob Harvard auch einen Kindergarten hat?

  • S
    Student

    Genau, es ist ja offensichtlich, wie gut es in den USA mit den privaten läuft.

    Top-Unis auf die Arbeitereltern ihre Kinder niemals schicken können oder ihr ganzes Leben dafür sparen müssen...