piwik no script img

Kommentar Porsche und VWEntzauberter Zocker

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Statt der größenwahnsinnigen Übernahme von VW geht Porsche nun eine Fusion ein. Den Ton wird hoffentlich VW angeben - und nicht der zockende Porsche-Chef Wiedeking.

Bild: taz

Malte Kreutzfeldt ist Leiter des taz-Ressorts Ökologie und Wirtschaft.

Mit dem kleinen Sportwagenhersteller Porsche den 15-mal größeren Autokonzern VW zu übernehmen: Dieser Plan von Porsche-Chef Wilhelm Wiedeking war nicht mutig oder kühn, sondern schlicht größenwahnsinnig. Von Anfang an beruhte das Vorhaben nicht nur auf großem Selbstvertrauen, sondern vor allem auf gewaltigen Krediten und gewagten Spekulationen.

Lange kam Wiedeking mit dieser Strategie durch und wurde dafür bewundert. Nun hat die Finanzkrise seine Pläne als das entlarvt, was sie waren: eine große Zockerei. Anders als der Autozulieferer Schaeffler, der sich ebenfalls mit der geplanten Übernahme eines größeren Konkurrenten übernommen hat, braucht Porsche zwar keine Staatshilfe, doch angesichts drückender Schulden müssen die Eigentümerfamilien viel Geld nachschießen. Statt einer Übernahme von VW gibt es nun eine Fusion.

Wer in diesem neuen Zusammenschluss letztlich das Sagen haben wird, ist nach Einigung der Eigentümerfamilien noch offen. Als sicher darf aber gelten, dass der Porsche-Chef nach dem Scheitern seiner Übernahmepläne im neuen Unternehmen nicht mehr den Ton angeben wird. Das wäre eine gute Nachricht. Als Manager ist Wiedeking entzaubert: Seine gewaltigen Gewinne beruhten nicht auf dem Verkauf von Autos - der ist zuletzt um 27 Prozent eingebrochen -, sondern allein auf der Spekulation mit VW-Aktien.

Volkswagen hingegen hält sich trotz Krise erstaunlich gut und verdient weiterhin Geld. Das VW-Gesetz und die besonders starke Mitbestimmung im Unternehmen haben sich nicht, wie von Kritikern oft behauptet, als Hindernis erwiesen, sondern als segensreiche Erfindung, mit der verhindert wurde, dass das Unternehmen komplett zum Spekulationsobjekt wird. Die Gewerkschaften und das Land Niedersachsen tun darum gut daran, diese Errungenschaften zu verteidigen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • KK
    klaus keller

    wiedeking als sündenbock

     

    ziemlich unsinniger kommentar

     

    die idee der übenahme von vw durch die porsche se kommt wohl eher von den eigentümern der firma porsche: den familien porsche und piech die vw heim ins familienreich holen wollte(dies halten alle stammaktien der porsche se, gehandelt werden nur stimmrechtslose vorzugsaktien). das niedeschsen 20% an vw hält ist meines erachtens grober unfug, diese unheilige allianz von staat und automobilindustrie sollte beendet werden, unabhängigkeit voneinander ist für beide gut.

    klaus keller, hanau