piwik no script img

Kommentar PolizeigewaltKontrolle ist bitter nötig

Kommentar von Kai von Appen

Das Modell der internen Ermittlungen funktioniert nicht. Die Polizei braucht eine unabhängige Kontrolle.

B ei den Bürger- und Menschenrechtsorganisationen wie linken Polizeiexperten stehen mehrere Modelle zur Polizeikontrolle im Raum. Es ist gut, dass diese Diskussion wieder entbrannt ist. Einig ist man sich aber in einem Punkt: Die Polizei braucht eine von Polizei und Staatsanwaltschaft unabhängige Kontrolle, um Polizei-Gewalt wirksam aufzuklären.

Fest steht: Das Modell der internen Ermittlungen funktioniert nicht. Polizisten ermitteln ungern gegen Kollegen - da wird schon mal was bei der Beweissicherung vergessen. Und auch Staatsanwälte erheben ungern Anklage gegen ihre "Hilfspolizisten", die im Alltag für sie die Kleinarbeit erledigen.

Dass Kontrolle notwendig ist, hat nicht nur der Polizeiskandal 1994 belegt, als es zu Übergriffen gegen mutmaßliche Drogendealer, Scheinhinrichtungen oder Misshandlungen von Journalisten gekommen war. Die Forderung hat an Aktualität nichts verloren. Damals dachte sogar der Justizsenator Klaus Hardrath von der Statt-Partei darüber nach, einen operativen Festnahme-Einsatzzug Interne Ermittlungen aufzustellen, der zum Beispiel bei Übergriffen auf Demonstrationen sofort gegen die Prügelpolizisten einschreitet und diese beweissicher dingfest macht. Es war nur eine kurzfristige Einsicht - oder besser gesagt: eine kurze Bürgerrechts-Euphorie.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!