piwik no script img

Kommentar: Polizei-KennzeichnungspflichtÜberfälliges Instrument

Kommentar von Kai von Appen

Der Vorstoß der Kieler Koalition, Polizisten zu kennzeichnen, ist zu begrüßen. Dass der Hamburger Senat einen solchen Schritt nicht gehen mag, ist bezeichnend.

E s war stets ein emotional besetztes Thema: Die Kennzeichnungspflicht von Polizisten. Gewerkschaften und Dienstherren witterten ein generelles Misstrauen gegenüber den Polizeibeamten, wenn diese identifiziert werden können; von ihrer Warte aus handeln Polizisten stets korrekt. Bürgerrechtsorganisationen dagegen sehen in der Nummer oder gar dem Namen auf der Brust ein überfälliges Instrument gegen Polizeigewalt im Schutz der Anonymität.

Dabei sagen sogar einschlägige Wissenschaftler: Gegen eine Kennzeichnung zum Beispiel durch Zahlencodes spricht nichts. Auch dass Polizisten, deren Identität bekannt wird, aus Rache zu Hause aufgesucht werden könnten, hat mit der Realität nichts zu tun. Sehr wohl dagegen kommt es vor, dass Polizisten, vermummt und behelmt im Uniform-Overall-Einheitslook, Straftaten begehen, und, etwa bei Großeinsätzen, zwischen ihren Kollegen untertauchen.

Zwar können Ermittlungsbehörden später vielleicht die Dienststelle ermitteln. Einen uniformierten Gewalttäter aber, den seine Kollegen aus falsch verstandener Kameraderie schützen, werden sie kaum identifizieren.

Daher ist der Vorstoß der Kieler Koalition im Norden – wie auch schon der von Rot-Grün in Bremen – nur zu begrüßen. Es ist aber auch bezeichnend, dass sich der Hamburger SPD-Senat solch einen rechtsstaatlichen Schritt offenbar nicht traut.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung
Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!