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Kommentar Phosphorbomben in GazaNicht dem schlimmsten Feind

Kommentar von Susanne Knaul

Eine internationale Untersuchungskommission muss eingesetzt werden, die überprüft, ob – und wenn ja, wo und wie – die israelische Armee Phosphorbomben eingesetzt hat.

A ußenministerin Livni hebt den anklagenden Zeigefinger gegen die Hamas, die gezielt israelische Zivilisten töte, während Israel umgekehrt den Tod von Unschuldigen lediglich in Kauf nehme. Recht hat die israelische Chefdiplomatin: Hier besteht ein fundamentaler moralischer Unterschied. Auch dass im Krieg Fehler passieren, lässt sich kaum vermeiden. Schließlich müssen mit dieser traurigen Erfahrung nun auch die Familien der vier israelischen Soldaten leben, die unter dem Panzerfeuer der eigenen Kameraden starben.

Bild: taz

Susanne Knaul ist Israel-Korrespondentin der taz.

Mit dem Einsatz von Phosphorbomben wäre die Toleranzschwelle für das Leid der Palästinenser indes eindeutig zu hoch angesetzt. Selbst schlimmsten Feinden möchte man nicht wünschen, mit dem grausamen Brennstoff in Kontakt zu kommen. Wie Aale im Netz winden sich nun die Armeesprecher, wenn sie mit der Frage nach der Phosphorbombe konfrontiert werden. Hieß es zuerst, dass man sich an die internationale Rechtsprechung gehalten habe, so zeigt sich das Militär inzwischen bereit, die Sache zu überprüfen.

Was genau will sie prüfen? Wer außer der israelischen Armee könnte wissen, womit die Soldaten geschossen haben? Oder soll vielleicht nur geprüft werden, wie viel man nach den Berichten der internationalen Menschenrechtsorganisationen nun doch zugeben muss?

Um wirklich Klarheit darüber zu gewinnen, was in den letzten vier Wochen im Gazastreifen passiert ist, muss eine internationale Untersuchungskommission beauftragt werden. Sie kann prüfen, wo genau die Phosphorbomben eingesetzt wurden und wie viele Menschen, wenn überhaupt, durch sie zu Tode kamen oder körperlichen Schaden davontrugen. Wenn Israel nichts zu verbergen hat, sollte es kooperieren. Und wenn doch, dann muss die Armee zur Verantwortung gezogen werden.

Die internationalen Feldforscher könnten bei der Gelegenheit auch untersuchen, ob tatsächlich aus dem UN-Hauptquartier geschossen wurde, aus den Krankenhäusern, den Schulen und den Fernsehstudios, bevor die Panzer auf sie anlegten. Denn die Hinweise, dass die Hamas Zivilisten gegen ihren Willen als menschliche Schutzschilde missbrauchte, mehren sich.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

10 Kommentare

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  • W
    willy

    @ B.D:

    Zitat:"Es gibt keine "Phosphorbomben".

    Vielleicht sollten Sie mal Wikipedia bemühen bevor Sie hier solchen Unsinn verbreiten.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Phosphorbombe

    Die Brandwunden der verletzten und getöteten Menschen in Gaza sind wohl alle frei erfunden?

    Zum legen von Nebelwänden gibt es auch ganz andere Möglichkeiten als ausgerechnet den Einsatz von Phosphor.

     

    Willy, Ex-Militär

  • A
    AntonW

    Zitat: "Außenministerin Livni hebt den anklagenden Zeigefinger gegen die Hamas, die gezielt israelische Zivilisten töte, während Israel umgekehrt den Tod von Unschuldigen lediglich in Kauf nehme. Recht hat die israelische Chefdiplomatin: Hier besteht ein fundamentaler moralischer Unterschied." Hä... Und sowas veröffentlichst Du sogar, liebe taz?

    Bist Du wirklich sicher, dass Frau Knaul Deine Israel-Korrespondentin ist? Und nicht etwa beschäftigt in der Auslandpropaganda der israelischen Regierung?

    Vom "Zeigefinger" der Frau Livni schreibt Frau Knaul, ein "lediglich" schreibt sie und "Recht hat die israelische Chefdiplomatin..." sagt sie. Sind Livni und Frau Knaul befreundet, da offensichtlich Frau Knaul keinerlei Distanz gegenüber Livni zu haben scheint?

    Erstens ist Livni eine Kriegshetzerin und in ihrer Eigenschaft als Außenministerin vertritt sie eine solche Regierung. Sie gehört wegen Anordnung von Kriegsverbrechen vor Gericht.

    Zweitens, haben 'Ich' und 'Frau Wiesmann' in ihren Kommentaren gesagt, was zu sagen ist.

    Liebe taz, vielleicht erinnerst Du Dich noch(hast Du doch nicht vergessen?): vor kurzem habe ich Dich wegen der Berichterstattung zu Nahost gelobt. Im Gegensatz zu den meisten anderen bananenrepublikanischen Blättern hast du auch andere Stimmen (z.B. auch aus Israel) zu Wort kommen lassen.

    Was Du aber aktuell dazu veröffentlichst, verwundert mich doch sehr.

    Geschockt bin ich über o. a. Worte der Frau Knaul, das Interview mit dem sogen. Völkerrechtler Herrn Bothe, das Interview mit dem sogen. US-Nahostexperten Miller unter 'Amerika', v. a. aber auch über den Artikel Debatte Nahostkonflikt:

    'Antisemitismus von links' von Herrn Altmeyer. Dazu bleibt aus tiefenpsychologischer Sicht anzumerken: es besteht ja die Möglichkeit, dass Herr Altmeyer in seiner "uneingeschränkten" Solidarität (Zitat: Merkel) zu Israel durch dessen brutales Vorgehen zutiefst erschüttert ist. Um sein determiniertes Bild über Nahost nicht reflektieren zu müssen, sublimiert er; er fällt wild über alles israelkritische her (Vorsicht: Satire. Oder etwa doch nicht?).

    Schade dass ihm die taz dafür den Platz gibt.

    Je häufiger Vorwürfe gegen Israels Regierung wegen Kriegsverbrechen auftauchen, um so mehr suspekte Gegenargumentationen tauchen in der Presse auf.

    Liebe taz, Du warst bisher ein leuchtendes Glühwürmchen in der großen Dunkelheit der bundesdeutschen Medien-Nahost-Tatsachen-Verdrehung.

    Meinst, Du kriegst die Kurve wieder und läßt auch wieder andere Analysen und Meinungen zu?

    Zur Not kannst Du Dich ja an mich wenden...Schöne Grüße.

  • B
    B.D.

    Es tut mir leid, ich muss Sie korrigieren. Sie sind sehr ungenau.

     

    Es gibt keine "Phosphorbomben". Es gibt Artilleriegranaten, die teilweise mit weissem Phosphor gefüllt sind.

     

    Ihr Artikel suggeriert, die Israelis setzten diese Granaten ein, um gezielt Zivilisten zu verletzen.

    Dabei verkennen Sie aber den Zweck und die Möglichkeiten dieser Kampfmittel. Zweck dieser Granate ist es, durch den in der Luft und am Boden verbrennenden Phosphor einen Nebelteppich zu erzeugen, der am Boden befindliche Truppen tarnen soll.

     

    Ich finde es zeugt von extremer Unkenntnis hier davon zu Sprechen "Phosphorbomben" würden "gezielt gegen Zivilisten" eingesetzt.

     

    Das ist schlichtweg die Unwahrheit. Jeder Militär der Welt wird Ihnen bestätigen, dass diese Art Artilleriegranten weder dazu geeignet noch dazu bestimmt ist, einen Feind zu bekämpfen.

     

    MfG,

     

    B.D.

  • FK
    Florian Kren

    Wie an den restlichen Kommentaren zu ersehen, ein ziemlich vernuenftiger taz-Kommentar. Da bei beiden Seiten starke Anhaltspunkte(ich finde bei der Hamas staerkere) fuer Kriegsverbrechen gegeben sind, sollte jede ernsthafte Untersuchung auch gegen beide ermitteln, alles andere waere gegen eine Seite gerichtet.

     

    @Kommentarschreiber:

    Liebe Leute, seit der israelischen Besetzung hat sich die Bevoelkerung in Gaza verdoppelt, inzwischen 1.5 Millionen. In Ruanda hat man mit Macheten in 800 Tagen 800000 ermordet.

     

    Wie koennt ihr bei Gaza da von Voelkermord sprechen? Sollten die, die von ihren Eltern und Grosseltern jederzeit erfahren konnten, wie ein Voelkermord aussieht, die inkompetensten Voelkermoerder der Geschichte sein?

     

    Das ist doch laecherlich.

     

    Kriegsverbrechen kann man den Israelis vorwerfen, aber Voelkermord ist einfach nur laecherlich und antisemitisch.

  • R
    reblek

    Warum kann nicht einmal einen Text auf die Seite 1 ohne unschöne Fehlers laufen? "Mit den Einsatz von Phosphorbomben..."

  • K
    Ketzer

    Arme taz. Jetzt wird schon unverhohlen die Argumentation der israelischen Politik unterstützt. Die Kriegsverbrechen sind eindeutig belegt, da braucht es keine Komission. Und die Unverhältnismäßigkeit der Mittel ist es auch. Erst Gaza jahrelang abriegeln, die Menschen verhungern lassen und dann mit modernster Militärtechnik ein Massaker begehen.

     

    Präsident Obama hat doch appelliert: die eigenen Werte auch im Kampf mit dem Gegner beachten. Und wenn Völkermord zu diesen Werten gehören sollte, dann hat Israel aus der langen Geschichte leider nichts gelernt.

     

    Schickt doch Frau Knaul bitte mal für einige Wochen nach Gaza.

  • V
    vic

    Was macht es für einen Unterschied, sollte der Einsatz von Phosphorbomben von jemandem verurteilt werden. Israel hat sich um Rügen, Verurteilungen oder Resolutionen noch nie gekümmert.

  • I
    ich

    zitat "Außenministerin Livni hebt den anklagenden Zeigefinger gegen die Hamas, die gezielt israelische Zivilisten töte, während Israel umgekehrt den Tod von Unschuldigen lediglich in Kauf nehme. Recht hat die israelische Chefdiplomatin..."

     

    ich dachte beim lesen dieser zeilen, ich sei auf der satire seite. wo ist denn da bitte der tatsächliche unterschied? in beiden fällen weiß(!) ein realist, daß unschuldige, daß zivilisten getötet werden. weder macht der eine es gezielt und der andere nimmt es nur in kauf, nein, beide seiten wissen, daß dies passieren wird. egal ob man als lebende bombe ins cafe geht oder als bomberpilot auf den knopf drückt...gezielt und in kauf genommen werden auf opfer in der zivilbevölkerung. einmal, weil alle israelis ja irgendwie soldaten des zionismus seien, einmal weil jeder araber ja terrorist sei.

     

    eine solch lächerliche unterscheidung von recht und unrecht wie in diesem kommentar hat man ja in zweitausend jahren philosophiegeschichte nur immer auf einer seite zu hören bekommen: auf jener, die meint im recht zu sein, jene, die sich schön redet, wofür sie verantwortlich ist. peinlich!

  • Z
    zahra_wiesmann

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    Liebe Redaktion

    und die artikel in der taz, die die palestinensichen opfer zu taetern erklaeren, haeufen sich auch...in diesem artikel von frau knaul, sowie auch in dem artikel ueber den "antisemitismus der linken", und fast allen anderen ihrer artikel.

     

    Ich habe ihnen glaube ich oft genug mein entfremden ueber die mehr als oberflaechliche einseitige berichterstattung, der von ihnen engagierten reporter/innen mitgeteilt, aber ich glaube nun anstatt traurig und zornig ueber soviel ideologisch verblendetete berichterstattung an sie zu schreiben, sollte ich einfach aufhoeren, die taz zu kaufen und zu lesen. wer solche kommentatoren wie -u.a. diese frau knaul- beschaeftigt, sollte von der -juedischen- linken vielleicht einfach nicht mehr gelesen werden. "Die opfer sind die taeter; und die gegenwart und die geschichte schreiben die starken und die sieger, (die man natuerlich zu den unschuldigen zaehlt)", das scheint das leitmotto dieser journalisten zu sein.

     

    schade, ich mochte die taz in der dt. medienlandschaft eigentlich ganz gerne, aber bei soviel schlechter und verblendeter recherche der palestina-und israel reporter/innen ist es fuer mich nicht mehr tragbar solch eine zeitung zu unterstuetzen. Ich wuensche ihnen trotzdem alles gute, und das sie ihr urspruengliches anliegen vielleicht nicht ganz aus dem auge verlieren.

  • K
    k.t.

    im krieg geschehen keine fehler, frau knaul, krieg an sich ist ein fehler, erst recht, wenn er von einem land geführt wird, dessen regierung sich anschickt ganz neue inhumane standards in der "modernen" kriegsführung zu etablieren!

    furchtbar ihre artikel frau knaul, einfach nur furchtbar.