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Kommentar Patriotismus der Sachsen-CDUGrotesker Selbstrettungsversuch

Michael Bartsch
Kommentar von Michael Bartsch

Die Sachsen-CDU beschwört die Vaterlandsliebe. Dabei nimmt die Art, wie sie die deutsche Leitkultur positiv beschreibt, bizarre Züge an.

Der „Patriotismusbeauftragte“ der Sachsen-CDU: Matthias Rößler Foto: dpa

N ach Meinung des sächsischen Landtagspräsidenten und ehemaligen „Patriotismusbeauftragten“ der Sachsen-Union, Matthias Rößler, sollte Patriotismus eine Selbstverständlichkeit sein. Dabei müsste die CDU eigentlich dankbar dafür sein, dass Deutschland aufgrund seiner Geschichte mehr als andere mit bedingungsloser Vaterlandsliebe ringt. So lässt sich nämlich im Krisenfall der Patriotismus-Joker ziehen, das vaterländische Über-Ich als die alles heilende weiße Salbe propagieren.

Die Dresdner Regionalkonferenz zum Thema Patriotismus demonstrierte, dass es der Union dabei weniger ums unruhige Vaterland als um die eigene Partei geht. Die Parallelen zum ersten sächsischen Patriotismus-Papier 2005 sind augenfällig. Auch damals geriet die CDU mit dem Einbruch zur Landtagswahl 2004 in die Defensive, sah sich im Landtag plötzlich der NPD-Konkurrenz gegenüber. Das Potenzial der Halt- und Orientierungslosen, die sich an nationale Mythen klammern, ist seither deutlich gewachsen. Als Wähler sind sie für die Union immer schwerer erreichbar.

Also wird aus der sächsischen Schublade wieder ein Angebot gezogen, ein sauberer, von jedem Missbrauchsverdacht freier Patriotismus konstruiert. Wie die AfD oder die noch weiter rechts außen stehende Konkurrenz will jetzt auch die Union suggerieren, dass sich so Risse in der Gesellschaft kitten und größtenteils global verursachte Probleme lösen ließen. So ein Versprechen entbindet von der Verpflichtung, soziale Kontraste, Abstiegs- und Zukunftsängste bei ihren Wurzeln zu packen.

Wie wenig die Union dabei in der Lage ist, die beschworene deutsche Leitkultur positiv zu beschreiben, nimmt groteske Züge an. Ein einziger Hinweis auf die erodierende Theater- und Orchesterlandschaft oder auf den Siegeszug einer populären Welteinheitskultur fegt solche Versuche hinweg. Wirtschaftswunder, Fußball und Folklore-Fakes konstituieren noch kein deutsches Nationalbewusstsein.

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Michael Bartsch
Inlandskorrespondent
Seit 2001 Korrespondent in Dresden für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Geboren 1953 in Meiningen, Schulzeit in Erfurt, Studium Informationstechnik in Dresden. 1990 über die DDR-Bürgerbewegung Wechsel in den Journalismus, ab 1993 Freiberufler. Tätig für zahlreiche Printmedien und den Hörfunk, Moderationen, Broschüren, Bücher (Belletristik, Lyrik, politisches Buch „System Biedenkopf“). Im Nebenberuf Musiker.
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5 Kommentare

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  • Und ewig singen die Wälder oder Warum der völkische Patriotismus derer, die am 18. Oktober 1817 auf die Wartburg zu einem „Nationalfest“ pilgerten, noch immer den Geist und die Buchstaben unserer Verfassung von 1949 durch unsere heutigen Amts-, Funktions- und Machtinhaber blamiert.

  • Nach meiner Meinung sollte die Überwindung des Patriotismus bei Menschen und Staaten, die sich als aufgeklärt verstehen, eine Selbstverständlichkeit sein.

     

    Schließlich leben wir im 21. Jahrhundert.

  • DU-BIST-FUSSBALL!!! DU-BIST-FUSSBALL!!!

    FUSSBALL!!! FUSSBALL!!! FUSSBALL!!!

    DU-BIST-FUSSBALL!!! DU-BIST-FUSSBALL!!!

    FUSSBALL!!! FUSSBALL!!! FUSSBALL!!!

    etc. p. p. ad nauseam.

     

    Das ist Gehirnwäsche! Es kann eigentlich gar nicht mehr lange dauern, bis alle aktenkundigen Fußballverweigerer in den Psychiatrien verschwinden, wo ihnen Nivellierungs-Chips implantiert werden, die den Wortschatz auf "Tooooooooor!" und "Schlaaaaaaaaand!" reduzieren...

  • "Fatal ist mir das Lumpenpack,

    das, um die Herzen zu rühren,

    den Patriotismus trägt zur Schau

    mit allen seinen Geschwüren."

    (aus "Deutschland. Ein Winfriedmärchen" - H.Heine)

     

    Komisch, dass die Typen, die sonst immer laut rufen: " Jeder ...ismus ist Mist!",

    Beim Patriotismus eine Ausnahme machen.

    • @Lowandorder:

      Heine ist immer wieder eine gute und erstaunlich aktuelle Referenz.