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Kommentar PatientenzufriedenheitEin schlechter Medizinerwitz

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Die Kassenärtzliche Vereinigung lobt sich, weil ein Viertel aller Patienten mit Termin nicht warten muss. Dabei schafft nicht einmal die S-Bahn solch katastrophale Werte.

Kennen Sie den? Kommt ein Mann zum Arzt - und kommt sofort dran! Diesen Spitzenwitz erzählt man sich offenbar gerne bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Und weil das ein echter Schenkelklopfer ist, hat die KV das am Donnerstag auch noch der staunenden Öffentlichkeit erzählt. Ausgezeichnet funktioniert demzufolge die ambulante Versorgung in Berlin. Hurra! Hoffentlich hat sich keiner der Mediziner totgelacht.

Mal im Ernst. Man fragt sich, wann die Weißkittel das letzte Mal selbst in einem Wartezimmer verschimmelt sind. Denn die Realität sieht so aus: Wer mit akuten Beschwerden eine Behandlung wünscht, muss sich mit dem speziellen Vorgehen der jeweiligen Arztpraxis auskennen. Bei der einen kommt man am besten kurz vor Schluss der Sprechstunde, weil man ohne Termin eh immer erst als Letzter drankommt. Bei anderen kann man gleich wieder gehen, wenn man nur 15 Minuten nach Öffnung eintrifft.

Mit Termin sieht es nicht besser aus. Zwar lobt sich die KV, dass ein Viertel aller Patienten mit Termin nicht warten musste. Das aber heißt umgekehrt, dass 75 Prozent nicht pünktlich drankamen. Solch katastrophale Werte schafft nicht einmal die viel gerügte S-Bahn. Und wenn tatsächlich weniger Patienten länger als zwei Stunden auf die Fünf-Minuten-Behandlung warten, liegt das vermutlich daran, dass der Rest gestorben ist. Das würde auch erklären, warum die Zahl der Beschwerden sinkt. Einer Großzahl der Berliner Praxen wünscht man vor allem eins: eine Not-OP beim Zeitmanagement. Der größte Witz an der Sache aber ist, dass es nach den offiziellen Vorgaben der Gesundheitspolitik in Berlin zu viele Ärzte geben soll. Zum Glück soll Lachen ja gesund sein.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de ex-Twitter: @gereonas Foto: Anke Phoebe Peters
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1 Kommentar

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  • L
    Leser

    Es gibt zuviele der Ärzte mit dem Schild "Nur Privatpatienten", aber da unterscheidet die Statistik nicht.