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Kommentar Parteitag der RepublikanerGod, Guns and Gays

Ines Pohl
Kommentar von Ines Pohl

Mit Demokratie hat der Parteitag der Republikaner nichts zu tun. Ängste zu schüren mag vielleicht billig sein, aber es ist eine gefährliche Waffe.

W as in den Vereinigten Staaten gerade passiert, muss beunruhigen.

Wahlkämpfe polarisieren. Immer. Das gehört dazu. Die Dynamik aber, die sich in den vergangenen Monaten in den USA Bahn bricht – und nun im Krönungsparteitag des republikanischen Spitzenduos einen ersten traurigen Höhepunkt erlebt –, bewegt sich in einer neuen Dimension.

Schäumende Wut, die in blanken Hass umschlägt, bestimmt die Debatten. Argumente? Braucht man nicht. Den Frauen wird im Abtreibungsstreit jegliches Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen, mit blanker Ideologie, die theologisch verbrämt daherkommt. Fakten? Fehlanzeige. In offenem Rassismus wird über Herkunft und Religion von Präsident Barack Obama spekuliert, Wahrheiten werden verdreht.

Die Art, wie Romneys Mannen versuchen, die kritischen Stimmen aus dem eigenen Lager auszusperren, ist erschreckend, ruft Assoziationen an totalitäre Systeme hervor. Busse wurden auf ihrem Weg ins Kongresszentrum umgeleitet, Kritiker in der Halle niedergebrüllt, innerparteiliche Gegner wie Ron Paul durften auf dem Parteitag erst gar nicht sprechen. Mit Demokratie hat das nichts zu tun.

Bild: taz
INES POHL

ist Chefredakteurin der taz.

Aus europäischer Perspektive aber wirklich beunruhigend ist, dass diese verbalen Schlachten eben nicht nur im hermetisch abgeriegelten und sturmumtosten Kongresszentrum in Tampa geschlagen werden. Wenn es um den nächsten Präsidenten geht, scheint es nur noch Freund oder Feind zu geben. In den Diskussionen um die drei großen Gs – God, Guns and Gays (Schwule) – gilt die Null-Toleranz-Grenze: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Nicht wenige langjährige Freundschaften zerbrechen an Küchentischen.

Präsident Obama hat hoch gepokert, als er die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben im Militär durchsetzte, die Homoehe befürwortete und leise andeutete, vielleicht sogar über die Waffengesetze nachdenken zu wollen. Er musste das tun, um seine Stammwählerschaft nicht zu verprellen. Aber er ging dabei an die Grundfesten einer Nation, deren Grundverständnis, dass jeder alles erreichen kann, ins Wanken geraten ist.

Ja, die Wirtschaftsdaten werden wichtig sein. Aber nicht nur. Wenn es Obamas Herausforderern gelingt, die Polarisierung weiter voranzutreiben, ist alles möglich. Ängste zu schüren mag billig sein. Aber es ist eine gefährliche Waffe.

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Ines Pohl
Ines Pohl (Jahrgang 1967) war von Juli 2009 bis Juni 2015 Chefredakteurin der taz. Bevor sie als politische Korrespondentin für die Mediengruppe Ippen in Berlin arbeitete, leitete sie das politische Ressort der Hessischen /Niedersächsischen Allgemeinen. 2004/2005 war sie als Stipendiatin der Nieman Foundation for Journalism für ein Jahr an der Harvard University. Im Dezember 2009 wurde ihr der Medienpreis „Newcomerin des Jahres“ vom Medium-Magazin verliehen. Seit 2010 ist Ines Pohl Mitglied im Kuratorium der NGO „Reporter ohne Grenzen“. Außerdem ist sie Herausgeberin der Bücher: " 50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Gesellschaft zu verändern" und "Schluss mit Lobbyismus! 50 einfache Fragen, auf die es nur eine Antwort gibt" (Westend-Verlag)
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12 Kommentare

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  • RB
    Robin B.

    @Thorben & Jon Doe

     

    Die Republikaner mit den Grünen zu vergleichen ist ja wohl sowas von abwegig!

    Eine amerikanische "Volkspartei", die ihren Erfolg über die Zahlungfähigkeit des eigenen Staates stellt, die Rassismus, religiösen Fundemantalismus, Militarismus und was weiß ich noch alles befürwortet mit einer Ökopartei, die aus der Friedensbewegung entstanden ist (ja, ja ich weiß: die Grünen haben sich selbst verraten und für Afghanistan gestimmt)zu vergleichen ist ja wohl das Realitätsfernste, was ich je gehört (respektive: gelesen) habe!

  • H
    Helga

    Angesichts der Verhältnisse in Deutschland sollten wir uns wirklich verkneifen, anderen Ländern Nachhilfe in Demokratie zu geben: In BaWü terrorisieren die Grünen mit ihrer Öko-Diktatur das Volk, und im Osten erhalten ultra-rechte Parteien wie DieLinke oder die NPD teilweise mehr als 30 % der Stimmen.

    Und im Vergleich zu Katja Kipping ist Paul Ryan ja nun wirklich ein Softie - daher immer schön bei der Wahrheit bleiben, Frau Pohl

  • T
    Teermaschine

    @) noevil und an die anderen Bonbons

     

    Ältere Jahrgänge mögen sich vielleicht noch an die erste Amtszeit Ronald Reagans erinnern: Da verortete man den Beezelbub höchstpersönlich im Weißen Haus und vernahm kollektiv seinen Schwefelgeruch, der durch den Bonner Hofgarten waberte. Trotzdem ging die Welt nicht unter.

    Und Herr Reagan war nur einer von vielen Präsidenten, deren demokratische Gesinnung gerne in Zweifel gezogen wurde ( Nixon/Watergate, Truman/McCarthy). Trotzdem folgten den "Tyrannen" regelmäßig durchschnittliche "Politgauner", zuletzt eben Obama auf Bush jun. Da wirkt es dann nur noch peinlich, wenn noevil (dank seines historischen Hintergrunds) ein "Abgleiten in totalitäre Strukturen" detektiert. Nichts tut der selbstgerechte Linke lieber als mit galliger Arroganz der ganzen Welt die Welt zu erklären.

    @) maoam

    Vielleicht sollten Sie sich besser einmal mit jüngerer US-amerikanischer Geschichte befassen (zB der Präsidentschaft Eisenhowers), ehe Sie hier große Töne spucken.- Ihre trainierten Kaumuskel helfen da nicht wirklich!

  • D
    David

    @ Thorben:

     

    Kannst du deine Ansicht näher erläutern?

  • M
    maoam

    Eine Demokratie, in der sicherheitshalber die Wahlmänner zwischengeschaltet sind, um unerwünschte Wahlergebisse doch noch abwenden zu können......

     

    Welch tolles System, Teermaschine.

     

    Es ist das System der Völksverblödung.

     

    Menschen wird suggeriert, dass staatliche Maßnahmen ihre Freiheiten beschränken. Dass jegliches staatliches Eingreifen ihre Selbsbestimmung beschneidet.

     

    Cowboy-Mentalität.

     

    Als ihnen Straßen und Kanalisation gebaut wurden, haben sie das aber nicht als SOZIALISMUS empfunden....

     

    Wenn die sich nicht vom Staat regulieren lassen wollen, dann könne sie ja auch auf Straßenbau, Kanalisation, Hilfsleistungen ja gerne verzichten...ach, auf das US-Militär dann auch...das ist ja auch aus Washington.

     

    Doch warum vermute ich, dass diese Waffennarren dann auf das Militär dann doch nicht verzichten würden?!?

     

    Na ja, 200 Jahre ungezügelter Kapitalismus hinterlässt spuren im Volk - Fettleibigkeit, Amokläufe, Rassenhass, Ultra-Religiöser Fundamentalismus.

     

    Im Prinzip hassen diese Rednecks ja ihren eigenen Staat.

     

    Waraum lässt man sie nicht gewähren - ab zurück in den wilden Westen.

  • D
    davidly

    Unter alle diese gegenseitige Alarmschlagen, verloren gegangen ist die Tatsache, dass beide der zwei Parteien treten sich nicht gegen die immer noch verstärkte Exekutivbranche, vorangetriebenen Terrorkriegspolitik, erweiterte außergerichtliche Dronenmord, eingeschränkte Rechte, Privatisierung der Gefängnisse, Militarisierung des einheimischen Polizeiapparats, und, und, und...

     

    Ganz besonderes wenn es nur zwei "Volksparteien" gibt: Natürlich rücken die Rechten weiter nach rechts. Da kann die andere ruhig nach rechts rücken. Nenn das Rückendeckung.

  • N
    noevil

    @ Teermaschine: Von welchem Hass sprechen Sie? Vielleicht darf ich Ihnen sagen, dass diejenigen, die aus der Vergangenheit ihres Volkes gelernt haben und den "Hintergrund eigener Geschichte" kennen, mit großer Wahrscheinlichkeit bessser geeignet sind, drohendes "Abgleiten in totalitäre Strukturen" zu erkennen und davor zu warnen, als Personen, die aufgrund mangelnder Einsicht offenbar gar nicht in der Lage sind, die offenen und versteckten Risiken dieses einseitig unsachlichen republikanischen Lagerdenkens zu erfassen.

     

    Mit Verlaub - dazu scheinen Sie zu zählen.

  • T
    thomas

    In welchen Gehirnwindungen ist der Inhalt der Teermaschine beim Vorredner ausgelaufen?

  • JD
    John Doe

    Was in den USA passiert, ist doch nicht beunruhigender als mancher Grünen-Parteitag, auf dem auch Ängste geschürt werden und jahrelange Freundschaften über der Müsli-Schale zerbrechen. Mit einem Unterschied: In Tampa hat noch niemand einen Farbbeutel auf die Partei-Prominenz geschmissen.

  • P
    Provo

    Warum diese Wahlen noch irgend einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken sollen ist mir unverständlich. Es wird sich gar nichts ändern, die Fäden werden an der Wallstreet gezogen, und nicht mal Offen-Schwule und abtreibungswillige Schwangere und Commies würden nach einem Wahlsieg Romneys mehr zu befürchten haben als jetzt. Checks and Balances nennt sich dieses System, in dem aller Fortschritt nur unglaublich langsam passiert, aber auch praktisch nicht rückgängig gemacht werden kann.

    Erstaunlich ist immer wieder wie die Medien es schaffen so einen Hype um vollkommen bedeutungslose Abstimmungen zu erzeugen, gell Frau Pohl.

  • T
    Thorben

    So wie die Republikaner in den Staaten gehen hier die Grünen vor. Nur mit ihren Themen.

  • T
    Teermaschine

    Mit Demokratie hat das nichts zu tun???

     

    Wenn sich eine Demokratie über zwei Jahrhunderte als stand- und wehrhaft gezeigt hat, dann war es die US-amerikanische. Und in den USA gibt es Mechanismen und Institutionen, die mehr als 200 Jahre wirksam ein Abgleiten in totalitäre Strukturen verhindert haben. Wie tief muss sich der Hass in die Hirnwindungen gefressen haben, um als deutsche Journalistin vor dem Hintergrund eigener Geschichte einen solchen Artikel zu verfassen?