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Kommentar PakistanWashingtons Wunschpartner treffen sich

Kommentar von Bernard Imhasly

Raufen sich Militärdiktator Musharraf und Benazir Bhutto zusammen, könnte Pakistan seinen Ruf als "Terrorstaat" verlieren, hoffen die USA. Aber beide sind angeschlagen.

B enazir Bhutto erhielt einen großen Empfang, als sie gestern in Karatschi landete - ein Zeichen, dass in Pakistan nach acht Jahren Militärherrschaft eine neue Ära beginnen könnte. Der Jubel zeugte nicht nur von der ungebrochenen Anziehungskraft einer charismatischen Politikerin und ihrer Volkspartei. Die gute Zusammenarbeit zwischen Sicherheitskräften und Parteikadern zeigte auch, dass Präsident Musharraf auf die größte demokratische Partei seines Landes zugehen will.

Dieses Arrangement dient dazu, das Militärregime mit der Legitimität einer demokratischen Partei zu versehen. Das Militärregime ist nötig, um mit dem Terror in den Grenzgebieten fertig zu werden. Demokratische Legitimität braucht es, um einen nationalen Konsens für diesen Kampf zu finden. Das ist dringend nötig, denn die Antiterrorstrategie schneidet gefährlich nahe am religiösen Lebensnerv einer Mehrheit der Pakistaner vorbei. Falls sich Musharraf und Bhutto zusammenraufen, könnte Pakistan endlich seinen Ruf als "Terrorstaat" und Fluchtort für al-Qaida verlieren.

Dieses Szenario entspricht ganz den Wünschen der USA. Sie waren es, die den "Deal" zwischen beiden Widersachern nachdrücklich gefördert haben. Aber was sind dessen Erfolgschancen? Beide Politiker sind angeschlagen und aufeinander angewiesen. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Bhutto mit Pakistans Militär kooperiert. Und Musharraf hat in den letzten Monaten erfahren, dass er ohne ein Minimum an demokratischer Legitimität nicht regieren kann. Doch genügt das, damit beide den Terror wirksam bekämpfen?

Pakistan ist nicht mehr dasselbe Land, das Bhutto vor acht Jahren verlassen hat. Die Gewalt hat ein Ausmaß erreicht, mit dem selbst die Nato-Verbände im benachbarten Afghanistan nicht zurechtkommen. Pakistan besitzt eine Tradition bitterer politischer Feindschaften. Die Furcht vor dem gemeinsamen Feind war schon bisher nicht stark genug, um Gegner zusammenzuschweißen. Nur wenig spricht dafür, dass sie jetzt ausreicht, um dem Zweckbündnis der beiden den nötigen Kitt zu geben.

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