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Kommentar Obamas EuropareiseImperialist im guten Sinn

Kommentar von Ralph Bollmann

Barack Obamas Besuchsprogramm rief bei Franzosen und vor allem bei den Deutschen viel Rätselraten und verletzte Eitelkeiten hervor.

A m Ende hielt die Reise des amerikanischen Präsidenten auch für seinen französischen Amtskollegen eine Enttäuschung bereit. Wie der wahlkämpfenden deutschen Kanzlerin verweigerte Barack Obama auch Nicolas Sarkozy ein Treffen an dessen Regierungssitz. Die Kleinlichkeiten der europäischen Tagespolitik sollten nicht die globale Botschaft des Amerikaners stören, die von Kairo über Buchenwald bis in die Normandie reichte.

taz

Ralph Bollmann ist Chef des Parlamentsbüros der taz.

Bei Franzosen und vor allem bei Deutschen rief Obamas Besuchsprogramm viel Rätselraten und verletzte Eitelkeiten hervor. Das zeigt, welche Herausforderungen seine Agenda gerade auch für jene Länder des alten Europa noch bereithalten wird, die seinen Amtsantritt so sehnlich herbeiwünschten.

Die Politiker des alten Kontinents begrüßten zwar wortreich, dass der Amerikaner die Tore zur islamischen Welt öffnen und der Lösung des Nahostkonflikts höchste Priorität einräumen will. Insbesondere der deutschen Kanzlerin war aber im Wahljahr spürbar mehr daran gelegen, der US-Regierung die Rettung von Opel abzuringen oder die unpopuläre Aufnahme von Guantánamo-Gefangenen zumindest hinauszuzögern.

Dabei wäre dem Projekt einer Öffnung des Westens zum Islam wesentlich besser gedient, wenn Angela Merkels CDU ihren ideologischen Widerstand gegen den EU-Beitritt der Türkei endlich aufgäbe.

Merkels Verhältnis zu George W. Bush war herzlicher, trotzdem erleichterte die autistische Politik des Texaners auch ihr das gemütliche Verharren im Schrebergarten europäischer Kleinstaaterei. Das ändert sich mit Obama, der die nationalstaatlichen Grenzen einfach überspringt. Anders als Bush denkt er imperial im guten Sinn, aber doch imperial. Das zeigt schon die Art, wie er sich bei der Reiseplanung über die Wünsche der beteiligten Regierungen hinwegsetzte. Manche Europäer werden über diesen Mann noch viel zu rätseln haben.

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1 Kommentar

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  • JP
    Joachim Petrick

    Lieber RALPH BOLLMANN,

    Rätsel gibt US- Präsident Barack Obama wohl nur jenen in Europa auf, denen das historisch- moralische „Grounding“ dieses US- Präsidenten fremd, der sich durch den Besuch des KZ- Buchenwalds bei Dresden, abgesehen von persönlicher Ergriffenheit, ein moralisches Standing gegenüber Israel/Palästina verschafft, wie kein US- Präsident vor ihm, um Pälästina/Israel per „harten aber fairen“ Verhandlungen in die Realität des 21. Jahrunderts zu locken!?

    JP