Kommentar OECD-Studie: Bildung ist Wirtschaftspolitik
Deutschland riskiert seine Wettbewerbsfähigkeit, weil es das Thema Ausbildung nach wie vor nicht ernst genug nimmt.
Die Bilanz der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit fällt bitter aus. Längst bilden andere Länder, so die Gutachter der OECD, mehr Fachkräfte und Akademiker aus als die Deutschen. Im Gegensatz zur Bundesrepublik stellten sie damit sicher, dass der Nachschub an qualifizierten Kräften nicht versiegt.
Man muss die Maßstäbe, die die OECD an erfolgreiche Bildungspolitik anlegt, nicht teilen, um dem Kern der Aussage zuzustimmen: Das Land riskiert seine Wettbewerbsfähigkeit, weil es das Thema Ausbildung nach wie vor nicht ernst genug nimmt.
Dass die Kanzlerin im Juni die Bildungsrepublik proklamiert hat, ist als Aussage noch nicht viel wert. Denn mit der Föderalismusreform hat sich der Bund fast aller bildungspolitischen Kompetenzen entledigt. Am Zug sind jetzt die Länder: Schaffen sie es, ihre Bildungssysteme miteinander in Einklang zu bringen, oder bleibt es beim Klein-Klein des deutschen Bildungsföderalismus?
Ihre Antwort aber erschöpft sich bislang in der wolkigen Ankündigung, ihre Bildungsausgaben zumindest nicht zu kürzen. Dabei ginge es darum, dass die Länder ihre Bildungssysteme füreinander öffnen und miteinander harmonisieren.
Die Bürger der zukünftigen Bildungsrepublik interessiert gar nicht so sehr, ob Bayern oder Sachsen die meisten Pisa-Punkte einheimst. Interessant und praktisch relevant ist, ob der Elektromeister aus Dresden sich künftig problemlos an einer Hochschule in Hessen einschreiben kann.
Gleichzeitig kommt es darauf an, mehr in Bildungsaufgaben zu investieren, und zwar nicht in die Bildungssysteme der Länder, sondern in das der Bundesrepublik Deutschland. Die von Experten geschätzten zusätzlichen 40 bis 60 Milliarden Euro wird kein Land allein aufbringen. Solche Summen müssen Bund und Länder zusammen stemmen. Die Erkenntnis, dass Bildung mehr ist als ein Versuchsfeld für ambitionierte Kultusminister, hat sich leider noch nicht überall durchgesetzt. Dabei zeigt die Verwandlung der OECD von einer Wirtschaftsorganisation zum Bildungsforschungsinstitut: Gute Bildungspolitik ist die Voraussetzung für erfolgreiche Wirtschaftspolitik.
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