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Kommentar NordkoreaNordkoreas gefährliches Spiel

Jutta Lietsch
Kommentar von Jutta Lietsch

An Provokationen aus Nordkorea hat sich die Staatengemeinschaft schon seit längerem gewöhnt. Nun jedoch sollten die Alarmglocken klingeln.

N ordkoreas Machthaber Kim Jong Il hat es noch einmal geschafft, weltweit auf sich aufmerksam zu machen. Erst vor ein paar Tagen schockierten seine Techniker die Öffentlichkeit mit der Enthüllung einer nagelneuen Urananreicherungsfabrik, in der sowohl Material für Atombomben als auch für zivile Atomkraftwerke produziert werden kann. Jetzt ließ er seine Armee auf eine von Südkoreanern bewohnte Insel feuern.

Solche Aktionen und damit verbundene haarsträubende Drohungen gegen jeden, der es wagen sollte, Nordkorea anzugreifen, sind nicht ungewöhnlich für das Regime in Pjöngjang.

Man hat sich schon fast daran gewöhnt und spekuliert nur ein bisschen darüber, ob der jüngste Spross der nordkoreanischen Kim-Dynastie, Kim Jong Un, mit solchen Heldentaten vor der eigenen Bevölkerung und der ganzen Welt auftrumpfen und sich als künftiger starker Mann Nordkoreas zeigen will.

Aber: Wer immer hinter diesen jüngsten Aktionen steckt, hat etwas erreicht, was wirklich alle Alarmglocken klingeln lassen müsste.

Er hat erneut gezeigt, wie einfach es offenbar ist, sich das Know-how und die Maschinen für die Entwicklung von Atomwaffen zu besorgen - trotz aller Sanktionen der Vereinten Nationen und obwohl mächtige Staaten wie China und die Vereinigten Staaten von Amerika immer wieder erklären, dass sie eine "atomwaffenfreie Koreanische Halbinsel" wollen. Ist es zu glauben, dass beide Länder - und der Nachbar Russland - es überhaupt nicht wissen, was nach Nordkorea geliefert wird?

Ein großer Teil dieses Wissens und der Geräte für das Atomprogramm sind unter dem Deckmantel der zivilen Atomenergie zu beschaffen. Nicht nur Regierungen wie die in Pjöngjang sind hinter der atomaren Bombe her.

Es ist ungeheuerlich und unverantwortlich, dass die wichtigsten Mächte im Poker um die Zukunft Nordkoreas, China und die USA, aber auch Russland, offenbar weiterhin auf Zeit setzen, weil sie sich nicht darauf einigen können, wie die Zukunft der Koreanischen Halbinsel aussehen soll, wenn sich das Regime der Kims einmal dem Ende entgegenneigt.

Dass die nordkoreanischen Militärs nicht nur Atomtechnik kaufen, sondern auch an jeden verkaufen können, der bereit ist, genug zu zahlen - davon muss man wohl ausgehen.

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Jutta Lietsch
taz.eins-Redakteurin
Bis Anfang 2012 Korrespondentin der taz in China, seither wieder in der Berliner Zentrale. Mit der taz verbunden seit über zwanzig Jahren: anfangs als Redakteurin im Auslandsressort, zuständig für Asien, dann ab 1996 Südostasienkorrespondentin mit Sitz in Bangkok und ab 2000 für die taz und andere deutschsprachige Zeitungen in Peking. Veröffentlichung: gemeinsam mit Andreas Lorenz: „Das andere China“, wjs-verlag, Berlin
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5 Kommentare

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  • H
    hto

    "Nach dem Kalten Krieg wird alles besser" - ja SCHEISSE, wer's geglaubt hat ist jetzt selig!?

     

    Noch'n PROVOKATIVES Seemanöver vor der Küste Nordkoreas, weil das erste so gut geklappt hat!?

  • S
    soso

    @Mac-Lennox: Du hast Recht, aber dass die DPRK Atomwaffen anstrebt, bedeutet nicht, dass andere Staaten, die das Gegenteil von sich behaupten, das auch so meinen! Und ein schneller Blick auf die Orga-Struktur der UN macht deutlich, warum sich einige Staaten gelinde gesagt übergangen fühlen. Da ist der Wurm drin, an einer Lösung müssen und KÖNNEN aber alle mitarbeiten. Ich persönlich hätte keinen Bock, mich von meiner Regierung auf einer Vollversammlung vertreten zu lassen, weil ich nicht mit ihren Zielen übereinstimme, besser gesagt ich nicht von ihr vertreten fühle. Aber bis ALLE Menschen das kapiert haben und auch umsetzen können, vergehen wohl noch n paar Zeitalter.

  • S
    Sponnti

    Urananreicherungsanlagen benötigt man für den Kernwaffenbau oder den Betrieb von Kernkraftwerken überhaupt nicht zwangsläufig. Sie dienen Nordkorea und dem Iran wohl eher Propagandazwecken. Kanada hat seinen CANDU-Reaktor fleißig u.a. nach Indien, Pakistan, China und Argentinien geliefert, der mit nicht angereichertem Natururan betrieben wird und parallel zu Elektrizität nette Mengen Plutonium produziert. Dieses kann einfach durch Chemie herausgelöst und in deutlich wirksameren Kernwaffen eingesetzt werden als es mit Uran möglich wäre.

  • M
    Mac-Lennox

    Meines Erachtens ist es schon ein Unterschied, ob man Waffen- oder Atomwaffengeschäfte tätigt. Und meines Wissens strebt die Bundesrepublik nicht nach einer Atombombe. Zudem verhungern im staatskapitalistisch geprägten Nordkorea Hunderttausende, was man von der privatkapitalistisch organisierten Bundesrepublik nicht behaupten kann. Des Weiteren ist die Sippenhaft hier nicht zu Hause, doch in Nordkorea wird sie praktiziert.

     

    Geehrte® Nier, sie werfen einfach zu viele Dinge in einen Topf!

  • N
    Nier

    Hier wird von einem gefährlichen Spiel Nordkoreas gefaselt, es sollte sich jeder Staat ( die sogenannte Staatengemeinschaft) mal an seine eigene Nase fassen, dass sind doch auch alles nur kalte Krieger, egal ob staatskapitalistisch ( Nordkorea) oder privatkapitalistisch regiert wird z.b.wie in Deutschland.

    Hier wird gegen einen Staat geschossen, dessen Nase nicht passt.

    Waffengeschäfte und Atomgeschäfte laufen doch gut in der Welt.

    Der Lobby sei gedankt.

     

    R.N.

    15366 Hoppegarten