Kommentar Nordkorea Atommoratorium: Ein Hauch von kreativer Lösung
Ob Nordkoreas neuer Führer ein Reformer ist oder nicht, lässt sich noch nicht sagen. Fakt ist, dass Kim Jong Un seine Macht nicht mit außenpolitischer Zuspitzung festigen will.
D ie Einigung zwischen Nordkorea und den USA ist zweifellos zu begrüßen. Pjöngjang erklärt Moratorien für die Tests von Atomwaffen und Langstreckenraketen und will auf die Urananreicherung in seiner Anlage Yongbyon verzichten. Internationale Kontrolleure sollen das prüfen dürfen. Dafür liefern die USA massiv Lebensmittel und versichern, keinen Regimewechsel in Nordkorea herbeiführen zu wollen. Das sind wichtige diplomatische Versprechen. Doch sind sie weder neu, noch wurden sie nicht schon einmal gebrochen.
Deshalb sind die Reaktionen auch nur verhalten optimistisch. Auch jetzt haben beide Seiten genug Möglichkeiten, ihren Teil nicht zu erfüllen. Ein Moratorium ist bekanntlich kein definitives Ende. Und Lieferungen können jederzeit gestoppt werden.
Die Vereinbarung lässt kaum Schlüsse zu, ob Nordkoreas neuer Führer Kim Jong Un ein Reformer ist. Das Abkommen ist noch von seinem im Dezember verstorbenen Vater eingefädelt worden, der im vergangenen Juli die Gespräche mit den USA wiederaufnahm. Immerhin scheint Kim Jong Un seine Macht offenbar nicht über eine außenpolitische Zuspitzung konsolidieren zu wollen.
ist Redakteur im Auslandsressort der taz mit Schwerpunkt Asien.
Das Abkommen verschafft beiden Seiten vor allem Zeit. Der Vater von Kim Jong Un hatte für den kommenden April aus Anlass des 100. Geburtstages von Staatsgründer Kim Il Sung ein neues „Zeitalter der Prosperität“ versprochen. Kim jr. kann jetzt einen Hauch davon mit US-Hilfe erfüllen.
In den USA darf Barack Obama, dem schon der Atomkonflikt mit Iran entgleiten könnte, darauf hoffen, dass ihm nicht auch noch Pjöngjang die Wiederwahl vermiest. Dazu bietet der Zeitgewinn Chancen für Vertrauensbildung und kreative Lösungen – ein kleiner Funken der Hoffnung.
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