piwik no script img

Kommentar "News of the World"-SkandalMurdoch junior hat sich selbst versenkt

Kommentar von Steffen Grimberg

Nach dem Auftritt des designierten Konzernchefs vorm britischen Medienausschuss gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist er ein Lügner – oder völlig inkompetent.

B islang galt James Murdoch eigentlich als designierte Nachfolger seiner Vaters Rupert. Doch mit seinem zweiten Auftritt vor dem Medienausschuss des britischen Parlaments, der den Telefon-Hacking-Skandal bei Zeitungen des Konzerns untersucht, hat sich Murdoch junior selbst versenkt.

Denn James Murdoch hat noch mal bekräftigt, erst nach der ersten Anhörung im Juli 2011 vom ganzen Ausmaß des Skandals erfahren zu haben, obwohl ein Schriftsatz des obersten Firmenanwalts schon 2008 etwas anderes bezeugte. Und obwohl ranghohe Manager der mittlerweile eingestellten Boulevardzeitung News of the World vor dem Ausschuss erklärt hatten, James Murdoch sei eingeweiht gewesen.

Das lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder Murdoch lügt, dann ist er eh weg vom Fenster. Oder seine Mitarbeiter lügen, dann ist er lediglich ein inkompetenter Manager, dem seine eigenen Leute Schrott verkaufen können.

Bild: taz
Steffen Grimberg

ist Medienreporter der taz.

Ein Manager, der trotz heftigster Anschuldigungen gegen das eigene Unternehmen nicht genügend Zeit und Interesse aufbringt, die Papiere der eigenen Anwälte zu lesen und die drängendsten Fragen zu stellen. Auch das qualifiziert nicht eben für den Top-Job im familieneigenen Medienkonzern .

Murdoch gibt den Unwissenden, der doch nur seinen Führungskräften vertraut hat und nun ob des angerichteten Schadens selbst schwerst erschüttert, aber keinesfalls schuld ist. Das erinnert an ein deutsches Medienskandalon namens MDR. Dort geht es zwar nicht um solche Schweinereien wie im Hause Murdoch, sondern nur um ein paar Gebührenmillionen.

Doch wie gut wäre es, auch den MDR-Fall klärte neben der Staatsanwaltschaft noch ein eigener Untersuchungssausschuss auf. Der genauso öffentlich tagte und seine Unterlagen im Internet publizierte, wie es das britische Parlament tut.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • VS
    ver senkt

    Ein MDR hat keine relevanten Geschäftsgeheimnisse weil seine Einnahmen ja garantiert sicher sind. Verträge kann man öffentlich auf vertrags-Ebay versteigern. Wer nicht zu diesem Preis moderieren will kann ja zu RTL gehen und Geheimverträge abschliessen.

    Und wenn MDR heimlich z.B. eine DDR-Telenovela plant und RTL auf eigene Kosten schneller eine produziert, hat der Gebührenzahler mal wieder Geld gespart und man kann mehr dokumentarisches senden.

     

    Murdoch hat ein Netz von Firmen. Sky-Premiere hat z.b. einen Kredit bei ihm. Der Kleinaktionär konnte sich wohl an diesem Kredit nicht beteiligen...

    Murdoch kann die Gewinne und Posten dort im Geflecht anfallen lassen, wo er will.

    Das man (wie auch Parteien schnell noch vor der Abwahl) auch noch Pöstchen verteilt, ist ganz üblich.

    Ich würde (weil ich auf öffentliche Schulen gehen musste) einfach immer seine Schulen und Universitäten in diesem Zusammenhang dazuschreiben. Die haben ihm das schliesslich beigebracht. Das ist wie negative Trikot-Werbung.

  • K
    KFR

    ... und die Sitzungen kann man&frau sogar live verfolgen..

    wäre das peinlich für die staatstragende Elite, mal nicht die ghoastwriter-notizen vorlesen zu können.